Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.07.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.07.1914

7h20 früh : Telegramm des deutschen Generalstabes : Dieser beurteilt Situation sehr ernst, wenn Österreich nicht sofort gegen Rußland mobilisiert. – Entschluß des 6. Armee Kommandos: Alle Kräfte bei Sarajevo zu vereinigen. Nur in der Bocche bleiben 14. G.B., bei Avtovac 7 Baons. zurück. – Potiorek hofft Vereinigung kann bis 13. – 14-8. durchgeführt sein. – 10hvorm. bei Oberst Besprechung mit Admiral Kailer. – König Karl von Rumänien soll an ihn telegrafiert haben, er wünsche den österreichischen Waffen den Sieg, erwarte aber die Aufrechterhaltung des Bukarester Vertrages. – 18h30m Große Zusammenarbeit nicht überall sicher. Jetzt handelt es sich um die rascheste Mobilmachung und Bekanntgabe der großen Entschlüsse an den deutschen Generalstab. 12h30 spreche ich gegenüber Höger Paul meine Anschauungen aus, er gibt mir recht. Die Situationsmeldung Potioreks läßt erkennen, daß er den erhaltenen Direktiven, die Armee bis zum Beginn der 3. Mobilisierungswoche an der Grenze bereitzustellen, nicht nachkommen kann, denn er meldet, er werde erst am 13.-14.8. bei Sarajevo bereit sein. Befehl für allgemeine Mobilmachung wurde 1h20m telegrafiert. (Mitteilung Apollonio) – 3h nachm. bereits ein ungewöhnlicher Autoverkehr auf der Ringstraße. – 6h nachm. findet Kless im Kriegsüberwachungsamt das Telegramm, daß in Deutschland Kriegszustand veröffentlicht. (In der „Zeit“ übrigens mit Genehmigung des Ministeriums des Äußern erschienen, sagt Hoen). – 7h20 Telegramm gesehen: Deutscher Generalstab soll 2. August Mobilmachung der gesamten Streitkräfte anordnen. Erwartet aber angriffsweises Vorgehen der Monarchie gegen Rußland. – ½ 12 nachts Beratung bei Chef wegen des schweren Entschlusses ob B-Fall lassen oder den Drängen des deutschen Generalstabes, alles gegen Rußland zu werfen, nachgegeben werden soll. – Deutscher Kaiser hat unserem einen Brief geschrieben. Existenz unserer Reiche steht auf dem Spiel. Unser größter Feind ist Rußland. – Kaiser übergab den Brief wortlos an Conrad.

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