Gottfried Baron Banfield

Katholische Iren, die aus konfessioneller Gegnerschaft zu den anglikanischen „Besatzern“ ihrer Heimat in der kaiserlichen Armee dienten, stellten seit dem 17. Jahrhundert keine Besonderheit dar. Die Banfields hingegen waren britisch orientierte evangelische Südiren, der Großvater diente als Diplomat in München, der Vater bereits bei der k. (u.) k. Kriegsmarine, wo er in der Schlacht von Lissa 1866 als 2. Artillerieoffizier am Flaggschiff Tegetthoffs eingesetzt war und – zuletzt Linienschiffskapitän – zur Zeit der Geburt seines jüngsten Sohnes Gottfried (6. Februar 1890) die Marinestation in Castelnuovo kommandierte. Gottfried von Banfield wuchs ab 1892 in Pola auf, besuchte dort die Marinevolksschule, ab 1903 allerdings die Militär-Unterrealschule in St. Pölten, dann die Marineakademie in Fiume, wo er am 17. Juni 1909 ausgemustert und zum Seekadetten befördert wurde. Er diente zunächst auf dem Schlachtschiff „ARPAD“, dann als Wachkadett auf der „ERZHERZOG FRIEDRICH“, absolvierte den Seeoffizierskurs 1910/1911 auf der „CUSTOZA“ und wurde danach als Seefähnrich auf der „ERZHERZOG FRANZ FERDINAND“ eingeschifft.

1912 Fregattenleutnant und Kommandant des Schlepptenders „HIPPOS“, versetzte ihn noch im gleichen Jahr Flottenkommandant Rudolf Graf Montecuccoli (mit dessen Sohn Banfield befreundet war) zur fliegerischen Ausbildung zur Motorluftfahrzeuggesellschaft nach Wiener Neustadt, wo auch seine Brüder Karl und Ferdinand eingeteilt wurden. Im Herbst 1912 wurde Banfield zur Erkundung neuer Flugmaschinen nach Paris geschickt, im November dieses Jahres rückte er in der Seeflugstation Santa Catarina bei Pola ein.

Am 7. Februar 1913 erwarb er nach Absolvierung der Seeflugzeugführerprüfung den Feldpilotenschein. Bei einer Flugvorführung für Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand am 28. März 1913 stürzte Banfield aufgrund eines Motorschadens nahe Pola ab und wurde schwer verletzt, so dass er nach zwölfmonatigem Spitalsaufenthalt und einer Kur in Baden den Austritt aus der Marine und den Wechsel zu einer zivilen Luftfahrtgesellschaft plante.

Am 1. Juli 1914 rückte er jedoch wieder bei der Seeflugstation Pola ein. Noch vor Kriegsbeginn absolvierte er Aufklärungsflüge um den Lovćen, bald im gesamten Golf von Cattaro, ab Frühjahr 1915 war er auch als Bombenflieger gegen französische Transporter, die Antivari belieferten, im Einsatz. Sein erster Luftkampf fand im Juli 1915 zwischen Tagliamento und Isonzo statt.

Zum Linienschiffsleutnant befördert, wurde Banfield nach dem Kriegseintritt Italiens mit dem Aufbau und der Leitung einer eigenen Seeflugstation Triest beauftragt. Hierin war Banfield so erfolgreich, dass ab Anfang 1916 Nachschubwege der Italiener wie Straßen, Bahnlinien und Kanäle – ab 22. Juli 1916 auch nachts – bombardiert werden konnten. Auch das Arsenal, die Stazione Marittima und der Hauptbahnhof Santa Lucia von Venedig gehörten zunächst zu den strategischen Zielen.

Das Verbot Kaiser Karls vom Dezember 1916, Luftangriffe auf Venedig durchzuführen, beurteilte Banfield folgendermaßen: „Da Fliegerangriffe unterblieben, konnten die italienischen Verteidigungskräfte anderweitig eingesetzt werden. Die Batterien wurden an den Isonzo verlegt, die bisher defensiv verwendeten Geschwader hatten freie Hand, ihrerseits zur Offensive überzugehen, etwa den österreichischen Zentralkriegshafen Pola anzugreifen, und die Rüstungsbetriebe im Raum Venedig liefen ohne Störungen auf vollen Touren. Die Rücksichtnahme brachte also in den großen Zusammenhängen Gefahrenmomente und bot dem Gegner eine Vorgabe.“

Am 1. August 1916 gelang es Banfield, im Alleinflug eine italienische Caproni-Staffel daran zu hindern, die Torpedofabrik und die Hafenanlagen von Fiume zu bombardieren, nach einem weiteren erfolgreichen Luftkampf lud er – ganz im Sinn der legendären Ritterlichkeit aller Luftwaffen im Ersten Weltkrieg – den abgeschossenen und gefangen genommenen französischen Gegner zum Essen ein. Die geplante Zerstörung der Seeflugstation Triest am 15. August 1916 durch französische Bomber und Nieuport-Jagdflugzeuge konnte er in persönlichem Einsatz unterbinden.

Am 23. August 1916 wurde Banfield mit der Goldenen Militär-Verdienstmedaille des Militärverdienstkreuzes am Bande ausgezeichnet, am 17. August 1917 mit dem Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresienordens. ei der Verteidigung der Triestiner Küste wurde er von einem italienischen Torpedo-Motorboot abgeschossen, kam jedoch mit einem einmonatigen Spitalsaufenthalt davon. Den italienischen Einmarsch in Triest im November 1918 erlebte Banfield – nach insgesamt neun bestätigten und elf unbestätigten Luftsiegen -  in seiner Seeflugstation, wo er festgenommen wurde. Nach vierzig tägiger Haft übersiedelte er zunächst nach Wien, heiratete 1920 Maria Contessa Tripcovich, die Tochter eines bekannten Reeders und lebte in England, erhielt jedoch 1923 die italienische Staatsbürgerschaft und kehrte nach Triest zurück , wo er eine weltweit anerkannte Bergefirma leitete, die etwa nach dem Siebentagekrieg 1957 den mit Wracks verstopften Sueskanal räumte. Der letzte Ritter des Militär-Maria-Theresienordens verstarb am 23. September 1986 in Triest.

Marineflieger Gottfried von Banfield

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