Einleitung

Die k. u. k. Armee war mit der weitaus schwächsten Luftwaffe unter den Großmächten in den Krieg eingetreten. Dem Auftrag, durch Flugaufklärung Entscheidungsgrundlagen für die Führung aller Ebenen zu liefern, konnte daher nur sehr spärlich nachgekommen werden, wobei der anfänglich noch bedeutende Anteil des Einsatzes von Ballons (vor allem für die Artilleriebeobachtung) kontinuierlich zugunsten des Einsatzes moderner Fluggeräte abnahm.

Der bald als notwendig erkannte Ausbau der neuen Waffengattung krankte vor allem daran, dass in Österreich-Ungarn nur erste Spuren eines entsprechenden Industriezweiges vorhanden waren. Zum Aufbau einer Produktion fehlte es vor allem an Facharbeitern. So war man von Beginn an auf deutsche Fabrikate angewiesen, was sich auch in weiterer Folge kaum ändern sollte, da im Verlauf des Krieges zwar zunehmend Produktionsstätten und Arbeitskräfte bereitgestellt werden konnten, doch wurde diese Entwicklung durch zunehmenden Materialmangel gehemmt. Nicht zuletzt führte das Ausbleiben einer entsprechenden Kohlenzufuhr im Winter 1917/18 zu gewaltigen Produktionsausfällen.

Immerhin ermöglichte die heimische Produktion von 512 Flugzeugen und 408 Motoren bis Ende 1915 einen sukzessiven organisatorischen Ausbau der Fliegerformationen, wobei sich zu den reinen Aufklärungsflugzeugen allmählich auch spezielle Jagdmaschinen gesellten und der Abwurf von Bomben zur gewohnten Übung wurde. Die Beherrschung des Luftraums durch die einander gegenüberstehenden Luftwaffen war noch sehr lückenhaft, so dass es den k. u. k. Fliegern problemlos möglich war, Anfang 1916 Mailand und später die Piavebrücken zu bombardieren, was die Italiener mit der Bombardierung Laibachs beantworteten. Triest als häufiges Ziel italienischer Unternehmungen wurde vor allem von den k. u. k. Seefliegern verteidigt.

Das Auftreten neuer Aufgaben führte zu einer Spezialisierung der Fluggeräte und der sich ständig vermehrenden Formationen. Seit 1917 war es die Hauptaufgabe der Schlachtflieger unmittelbar in den Bodenkampf der Infanterie einzugreifen, Die Jagdflieger hingegen hatten feindliche Aufklärer, Bomben-, Schlacht- und Jagdflieger zu bekämpfen. Sie konnten sich daher in Einzelfällen aus der anonymen Masse der Soldaten herausheben und wurden von der Propaganda zu ritterlichen Helden des Kampfes Mann gegen Mann stilisiert. Allerdings musste man sich 1917 eingestehen, dass die Luftherrschaft an der Südwestfront allmählich an die Alliierten verloren gegangen war. Erst das Auftreten der deutschen Staffeln im Rahmen der 12. Isonzoschlacht konnte hier das Blatt vorübergehend wenden.

Die Produktionszahlen der österreichisch-ungarischen Flugzeugindustrie blieben weit zurück hinter jenen der Gegner. Wenn auch 1917 1740 und 1918 2378 Flugzeuge die Produktionsstätten verließen, so steht dem ein Ausstoß von 4000 beziehungsweise 6500 Maschinen allein in Italien gegenüber. Tatsächlich konnte der geplante Ausbau der k. u. k. Luftstreitkräfte niemals realisiert werden, hatten die zahlreichen Einheiten doch zumeist höchstens zwei Drittel des normierten Standes an Fluggeräten, von welchen sich auch noch viele in Reparatur befanden oder mangels Zuschubs von Verbrauchsmitteln (Treibstoff, Öl, Reifen) nicht einsatzbereit waren. Auch bei der aufwändigen Ausbildung des fliegenden Personals war man längst ins Hintertreffen geraten, als man nach dem Aderlass, den die Anstrengung der Piaveoffensive bedeutet hatte, während der letzten Monaten des Krieges sich nur noch mühsam der wachsenden Übermacht der alliierten Flieger erwehren konnte.

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