Vorschrift für die bildliche Berichterstattung

Schon ab dem Beginn des Krieges bot das KPQ Malern und Fotografen die Gelegenheit, "den Krieg in allen seinen Teilen – namentlich an der Front – kennen zu lernen und das Gesehene künstlerisch festzuhalten und auszugestalten".

Die 1915 gegründete und organisatorisch beim Kriegsarchiv (ab 1917: KPQ) angesiedelte Kunstgruppe vereinte zunächst beide Berufsgruppen, deren Arbeitsgrundlage in der "Vorschrift für die bildliche Berichterstattung im Kriege" umrissen war. Zur Sammlung von Eindrücken und zur Anfertigung von Skizzen wurden die Kriegsmaler vom KPQ für die Dauer von etwa zwei Monaten an die Front beordert und erhielten danach "Heimaturlaub", um die gewonnenen Eindrücke in Kunstwerken verarbeiten zu können. Danach hatten sie für jede Woche abseits der Front eine Skizze, für jeden Monat ein Bild abzuliefern. Bei mangelnder Produktivität wurden die Künstler daran erinnert, dass sie als Kompensation für ihre "ruhige, sorglose Verwendung (…) produktiv zu sein" hätten. Andernfalls würde ihre Einrückung verfügt. Zwischen 1915 und 1918 wurden die im Auftrag des Kriegsarchivs/des KPQ geschaffenen Werke in 39 Ausstellungen im In- sowie im (verbündeten und neutralen) Ausland gezeigt. Durch die Herstellung von Kriegsgemälden sollte zudem der Beweis für ein nicht erlahmendes Kulturleben auf höchstem Niveau erbracht werden. Zu den im Rahmen des KPQ schaffenden Künstlern zählten etwa Albin Egger-Lienz, Oskar Kokoschka oder Anton Kolig.

Die Lichtbildstelle – 1917 aus der Kunstgruppe hervorgegangen – versammelte die Kriegsfotografen, unterstützte den "militärischen Pressedienst" sowie die "Propagandatätigkeit" und stellte Journalisten, Künstlern und Wissenschaftlern Illustrationsmaterial zur Verfügung. Das fotographische Erbe des KPQ umfasst im Österreichischen Staatsarchiv etwa 60.000 Bilder, im Bildarchiv der ÖNB lagern rund 33.000 Fotos.

Der Fotobereich wurde einer strengen Zensur durch das Militär unterworfen, welches den Vertrieb kontrollierte und die wenigen privaten Agenturen unter seine Kontrolle brachte. Um dem von heimischen illustrierten Zeitungen vorgebrachten Mangel an aktuellem, authentischem und stimmigem Bildmaterial beizukommen, wurden sogar "alle Amateurfotografen der Armee" zur Bildabgabe aufgefordert.

Mit der Herstellungsüberwachung und Distributionskontrolle der bildlichen Kriegsberichterstattung erreichte das Militär die wirksame Propaganda über die Leistungen der Armee sowie die Herstellung von Bildmaterial zur Ausgestaltung (wissenschaftlicher) Abhandlungen. Mittels der bewussten Selektion von Bildmaterial steuerte das KPQ das bildhafte Bewusstsein der (Medien)Öffentlichkeit über den Krieg und nahm so Einfluss auf dessen thematische Interpretation.

Vorschrift für die bildliche Berichterstattung

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