Gavrilo Princip

Gavrilo Princip wurde am 25. Juli (13. Juli alten Stils) 1894 in Gornji Obljaj bei Grahovo, Bezirk Livno, Herzegowina geboren. Er war Sohn des serbischen Erbpächters (Kmeten) Petar Princip und besaß die 1910 eingeführte bosnisch-herzegowinische Landeszugehörigkeit.

Er besuchte zunächst die Handelsschule in Tuzla und kam 1911 am Gymnasium zu Sarajevo mit der national- und sozialrevolutionären Bewegung „Mlada Bosna“ (Junges Bosnien) in Kontakt. 1912 wechselte er auf das Obergymnasium nach Belgrad und trat dort auch mit der serbischen Geheimorganisation „Ujedinjenje ili Smrt“ (Vereinigung oder Tod), auch „Crna ruka“ (Schwarze Hand) in Kontakt.

Im März 1914 beschlossen er und mehrere seiner späteren Mitattentäter (Nedjeljko Čabrinović, Trifko Grabež etc.) einen Anschlag auf den Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand durchzuführen. Dieses Vorhaben wurde bei dessen Besuch in Sarajevo am 28. Juni 1914, dem „Veitstag“ (Vidovdan), einem hohen nationalen Gedenktag der Serben, in die Tat umgesetzt: Nach einem fehlgeschlagenen Bombenwurf des Čabrinović gelang es Princip, das Thronfolgerpaar gegenüber der Lateiner Brücke durch zwei Revolverschüsse zu ermorden.

Vor dem Kreisgericht Sarajevo gab der Gymnasiast als Ziel seines Handelns die Zerstörung der Habsburgermonarchie an und berief sich dabei auf die moralische Verpflichtung zum Tyrannenmord. Er wurde am 28. Oktober 1914 zu 20 Jahren schweren Kerkers, verschärft mit einem Fasttag monatlich, und für den 28. Juni jedes Jahres zu hartem Lager und einsamer Absperrung in dunkler Zelle verurteilt.

Er wurde mit mehreren Mitattentätern in die fern von seiner bosnischen Umgebung gelegene Militärstrafanstalt in der Festung Theresienstadt überstellt. Infolge der dortigen Haftbedingungen litt er an Knochentuberkulose, weshalb ihm während des Strafvollzugs „wegen vollständiger Destruktion des linken Ellbogengelenkes“ der linke Oberarm im oberen Drittel amputiert werden musste. Princip starb, kurz vor der angeordneten Rücküberstellung in die bosnische Zentralstrafanstalt Zenica, am 28. April 1918 im k. u. k. Garnisonsspital Nr. 13 (Theresienstadt).

Sein Leichnam wurde zunächst in Theresienstadt anonym beerdigt, 1920 die sterblichen Überreste nach Sarajevo überführt und dort in einem Ehrengrab beigesetzt. 1939 wurden die Gebeine aller Attentäter in die dafür fertiggestellte Kapelle der Heiligen Erzengel (auch Vidovdan-Heldenkapelle) auf dem Sankt-Markus-Friedhof umgebettet.

Ein berührendes Dokument ist der bekannte letzte Brief des Gavrilo Princip an seine Eltern aus dem Jahr 1914. Die hier vorliegende Druckversion stammt aus dem Schriftennachlass des ehemaligen Kriegsarchivdirektors Generalmajor Oskar Regele. Es handelt sich dabei um einen unter dem Titel „Gedenken an die Helden des Vidovdans“ in der „Vecernja Posta“ („Abendpost“), Sarajevo am 27. Juni 1927 veröffentlichen Zeitungsartikel. Der Autor, Alfred Makanec, war ein Schwager des tschechoslowakischen Generalkonsuls Dr. Heinrich Starch in Wien, der 1914-1918 als Präsidialchef der bosnisch-herzegowinischen Landesregierung in Sarajevo fungiert hatte.

Wie dem Zeitungsartikel zu entnehmen ist, befand sich der Originalbrief ursprünglich im Besitz des ehemaligen Leiters der Postzweigstelle in Grahovo, von dem ihn Alfred Makanec zu sehen bekam. Der Brief war in kyrillischer, die Adresse in lateinischer Schrift geschrieben. Der im Text genannte Nikica war ein Bruder des Gavrilo Princip. Den Brief hatte der damalige Leiter der Postzweigstelle als Zensor mit nach Hause genommen und dem Vater Princips über den Neffen Gavrilos, Vici (Vicentija) Princip, der die Post ausfuhr, ausrichten lassen, er möge zu ihm in die Kanzlei kommen um das Schriftstück abzuholen. Petar Princip erschien zwei Tage später bei ihm, worauf ihm der Postleiter den Brief zunächst vorlas und dann übergab, allerdings mit der Bitte, ihm den Brief letztlich zu überlassen. Petar Princip entsprach dieser Bitte drei Tage später.

Letzter Brief des Gavrilo Princip an seine Eltern

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Gavrilo Princip und Genossen

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