1916 Südtiroloffensive

Das Kriegsjahr 1915 hatte für die Mittelmächte erfolgreich geendet. Die russischen Truppen waren in gemeinsamer Anstrengung weit nach Osten zurückgeworfen worden. Währenddessen hatte die deutsche Westfront ebenso allen englisch-französischen Angriffen standgehalten wie die österreichisch-ungarische Südwestfront gegen das neu in den Krieg eingetretene Italien. Im Herbst war wiederum gemeinsam Serbien erobert worden und damit der Landweg zur Türkei offen, worauf sich die Alliierten in weiterer Folge von den Dardanellen zurückzogen hatten. 

Der österreichisch-ungarische Generalstabschef Conrad schlug nun der deutschen Heeresleitung vor, gemeinsam gegen Italien vorzugehen. Doch der deutsche Generalstabschef Falkenhayn beabsichtigte, die Maasfestung Verdun anzugreifen und die französischen Truppen „weißbluten“ zu lassen. Allerdings informierte er Conrad über dieses Vorhaben nicht. Umgekehrt entschloss sich Conrad, alleine Italien anzugreifen. Er befahl dem Kommandanten des Kommandos der Südwestfront, Generaloberst Erzherzog Eugen, mit einer Heeresgruppe bestehend aus zwei Armeen aus Südtirol den entscheidungssuchenden Stoß wenn möglich in den Rücken der feindlichen Hauptkraft, die am Isonzo stand, zu führen. Falkenhayn wurde davon ebenfalls nicht informiert. Geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie man einen Koalitionskrieg nicht führen sollte. 

Insgesamt sollten rund achtzehn Infanteriedivisionen und alleine 72 schwere Batterien aufgeboten werden. Starke Schneefälle verzögerten jedoch den Angriffsbeginn um fünf Wochen. Da damit das Überraschungsmoment verloren ging, wurde beschlossen, das links vorne eingesetzte III. Korps so lange warten zu lassen, bis das XX. Korps, das der Erzherzog-Thronfolger Karl kommandierte, auf gleicher Höhe angekommen war.  

Am 15. Mai begann der Angriff über die Hochfläche der Sieben Gemeinden. Die italienische Führung, die das Schwergewicht im Val Sugana erwartet hatte, wurde zunächst taktisch völlig überrascht. Die Anfangserfolge waren geradezu überwältigend. Vier Tage später, am 19. Mai, befand sich gegenüber dem XX. und dem linken Flügel des VIII. Korps der 11. Armee alles, was nicht tot oder gefangen war, in vollem Rückzug. Die Frage, die sich rückblickend aufdrängt, ist daher, ob man nun nach Einnahme der beiden ersten Linien unter Umständen auch ohne Unterstützung der schweren Artillerie die dritte Befestigungszone hätte durchbrechen können. Der italienische Generalstabschef Cadorna verfügte zu diesem Zeitpunkt in Tirol über keinerlei Reserven mehr.  

Während nun das III. Korps im Verband der 3. Armee in den folgenden Tagen ähnlich große Erfolge erzielte, blieb das XX. Korps eine Woche lang stehen, um die Artillerie nachzuziehen, wobei die Fühlung mit dem Feind verlorenging. Schon am 23. Mai hatten rasch herangebrachte italienische Truppen das Novegnoplateau besetzt. Von diesem Zeitpunkt an konnte es im Abschnitt des XX. Korps nur mehr einen systematischen, von schwerer Artillerie unterstützten Angriff geben. Anfang Juni blieb nach dem rechten Flügel schließlich auch der linke der 11. Armee stecken. Cadorna, der zunächst die Österreicher mit einer neu zusammengestellten 5. Armee in der Ebene erwarten wollte, nutzte indessen die Passivität der k.u.k. Truppen und verwendete die vom Isonzo herangeschafften Reserven massiv zum Halten des verbliebenen Gebirgsrandes. Die Bedeutung der am 4. Juni im Osten losbrechenden Offensive russischer Truppen unter General Brussilow war für den Ausgang der Offensive in Südtirol nur von zweitrangiger Bedeutung. Als diese am 16. Juni offiziell eingestellt wurde, war sie zumindest im Abschnitt der k.u.k. 11. Armee bereits kulminiert.

Castel Tessina

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Eigenhändiges Befehlskonzept des damaligen Thronfolgers und nachmaligen Kaisers Karl

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Abgabe weiterer Kräfte an den russischen Kriegsschauplatz

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