Dienstordnung

Die sich seit Herbst 1916 abzeichnende Ablöse von Maximilian von Hoen und die Ernennung von Oberst d. Generalstabes Wilhelm Eisner-Bubna (1875-1926) im März 1917 zum Kommandanten des Kriegspressequartiers (KPQ) ging mit dessen Neuausrichtung und organisatorischen Differenzierung einher. Da der entschlossene Eisner-Bubna einen "geradezu amerikanischen Hang zu großzügiger Organisation in sich trug, nahm das K.P.Q. unter seiner Leitung einen ungeahnten Aufschwung."

In einer neuen Dienstordnung vom Juli 1917 wurde das KPQ als Mittel der Propaganda positioniert: "Pressedienst ist Propagandadienst. Beide gehören zu den wichtigsten Mitteln, das Ansehen der Wehrmacht im In- und Auslande zu heben", heißt es darin etwa. Der Aufgabenbereich wurde sukzessive erweitert. Dem KPQ oblag die "Leitung des gesamten militärischen Pressedienstes nach den Weisungen des Generalstabes", es übte die oberste militärische Beratung der Pressezensur aus und war für den exekutiven Pressedienst des AOK und der Armee im Felde verantwortlich. Es sollte Einfluss auf die in- und ausländische Presse ausüben und Feindpropaganda abwehren. Darüber hinaus gab das KPQ u.a. eigene Periodika (z.B. Österreichisch-Ungarischen Kriegskorrespondenz, Volk und Heer, Domenica della Gazetta), aber etwa auch die fremdsprachige Broschüre La Marche sur Trieste zu Propagandazwecken heraus. Die Dienststellen des KPQ fertigten in- und ausländische Pressespiegel an, verfassten amtliche und nichtamtliche Meldungen sowie Presseinformationen und veranstalteten Vorträgen über militärische Themen.

Dem KPQ oblag die Leitung der Kriegsberichterstattung, die es vor allem durch die Organisation von Reisen in die Frontgebiete ausübte. Neben der Entsendung (und damit auch der Überwachung) von Journalisten, Schriftstellern und Fotografen, aber auch von Malern, Bildhauern und Filmschaffenden organisierte das KPQ Auftritte von Theatergruppen und Tonkünstlern sowie Vorführungen von Kinooperateuren zum Zweck der Truppenbetreuung an der Front. Nicht zuletzt unter dem Eindruck der Ententepropaganda verstärkte das Militär seinen Einfluss auf die Bereiche Foto und Film (sowie deren Distribution), Kino und Theater immer mehr und brachte sie so unter seine Kontrolle. Die Aufgabenausweitung ging mit einem Anwachsen des Personalstandes einher. Hatte sich das KPQ unter Hoen aus ca. 290 Militärangehörigen und Zivilisten zusammengesetzt, so war es im Jahr 1918 zu einem höchst differenzierten Apparat geworden, dem rund 890 Mitarbeiter angehörten. Das KPQ war zu der entscheidenden Mediendrehscheibe der Monarchie geworden. Eine Wahrung der Kontinuität – die Erhaltung des KPQ bei Anpassung an die republikanischen Verhältnisse – konnte nicht erreicht werden. Ab dem 15. Dezember 1918 galten alle Dienststellen als aufgelöst.

Dienstordnung für das Kriegspressequartier

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