1914-1915 Przemyśl

Nach den Schlachten bei Lemberg zog sich die k.u.k. Armee nach Westen zurück und Przemysl erlebte seine erste Einschließung (16. September -12. Oktober 1914). Mit einer Besatzung von einer regulären Infanteriedivision (23.Honvédinfanteriedivision), 4 Landsturmbrigaden und einer weiteren kleinen Infanteriegruppe trug die Festung dazu bei, den russischen Vormarsch zu verzögern und damit den angeschlagenen k.u.k. Armeen die notwendige Luft zu verschaffen. Als sich im Oktober 1914 die wieder aufgenommene Offensive der Verbündeten der Festung näherte, unternahm die russische Führung den Versuch, die Festung im Sturm zu nehmen, was aber verlustreich scheiterte und den Mythos Przemyśl mitbegründete. 

Während der nun folgenden Kämpfe um die Sanlinie ergab sich die Notwendigkeit, dass die Feldarmee aus den Vorräten der Festung Przemyśl versorgt werden musste, da die Truppentrains nur langsam nachkamen und die Bahnen zerstört waren. Spät erst gelang es, die Vorräte der Festung wieder zu ergänzen und als am 8. November 1914 die zweite Einschließung begann, verbreitete sich die Auffassung, dass die Ressourcen Przemyśls zugunsten der Feldarmee geschmälert geblieben waren. Tatsächlich ging man im Armeeoberkommando davon aus, dass die Festung sogar etwas besser versorgt war als während der ersten Belagerung. 

Wieder war in Przemyśl eine starke Besatzung verblieben: 1 ½ Infanteriedivisionen und 4 Landsturminfanteriebrigaden. Den Gedanken, die Festung beim Rückzug einfach zu räumen, hatte man verworfen und war damit ein beträchtliches Risiko eingegangen, da eine baldige Befreiung Przemyśls aus den Operationen der Feldarmee heraus nicht zu gewärtigen war. 

Tatsächlich machte sich schließlich das Armeeoberkommando zum Sklaven Przemyśls, während die 3 Monate, auf welche man die Festung versorgt wusste, verstrichen. Die eigenen Offensivstöße der mörderischen Winterschlachten in den Karpaten (ab 23. Jänner 1915) basierten nach Zeitpunkt und Richtung ihres Ansatzes vor allem auf dem Wunsch, Przemyśl zu befreien. Zu sehr war das Interesse der Öffentlichkeit auf den Mythos der „tapferen Verteidiger von Przemyśl“ gerichtet und vor allem waren durch eine etwaige Kapitulation Przemysls ein Prestigeverlust und eine Rückwirkung auf die noch neutralen Staaten zu befürchten. Damit war zwar die strategische Welt auf den Kopf gestellt, da eine Festung der operierenden Armee dienen sollte und nicht umgekehrt, doch immerhin wurden dadurch die gleichzeitig lancierten russischen Offensiven über die Karpaten abgewehrt. 

Die russischen Belagerer verzichteten vorerst auf jeden Versuch, Przemyśl zu erstürmen und setzten darauf, dass der Hunger ihnen die Festung in den Schoß fallen lassen würde. Tatsächlich rechnete man im AOK mit dem 7. März 1915 als „Ablaufdatum“ der Festung, doch konnten die Verteidiger Przemyśls durch Rationierung der Vorräte und sukzessive Schlachtung der Pferde den Übergabetermin zuerst auf den 19. März 1915 und schließlich auf den 22. März 1915 hinausschieben. Ein ebenso sinnloser wie verlustreicher Ausbruchsversuch am 19. März 1915 machte die Belagerer auf das bevorstehende Ende aufmerksam. Nachdem in der Nacht zum 22. März 1915 die Werke und Geschütze der Festung gesprengt worden waren, flatterten am Morgen weiße Fahnen über den rauchenden Trümmern. 9 Generäle, 2600 Offiziere sowie 117.000 Mann begaben sich in russische Kriegsgefangenschaft. 

Przemyśl blieb die einzige Festung des Weltkrieges, die trotz vollkommener Einschließung und Belagerung nicht durch Beschuss und Sturm erobert werden konnte.

Gürtelfestung Przemysl

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Hermann Kusmanek von Burgneustädten, Antrag zur Verleihung des zum MMThO

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Letzter Benzintransport nach Przemyśl

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Telegrammwechsel zwischen Franz Joseph und dem Festungskommandanten von Przemyśl. Frage, ob dieser verlautbart werden kann

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Radiotelegramm des Kommandanten der Festung Przemyśl zum Jahreswechsel 1914/15, aufgenommen von der k. u. k. stabilen Radiostation Wien, Laaerberg

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