Die Flottenpolitik von Großadmiral Anton Haus

Der am 13. Juni 1851 in Tolmein als Sohn eines Gutsbesitzers geborene Anton Haus, der 1869 in die Kriegsmarine eingetreten war und 1874 die Seeoffiziersprüfung absolviert hatte, übernahm 1913 als Admiral das Amt des Marinekommandanten und bemühte sich zunächst, das übernommene kostspielige Flottenbauprogramm gegen den Widerstand vor allem des ungarischen Parlaments durchzusetzen. Bei der Wiener Marinekonferenz des Dreibundes im Juni 1913 wurde Haus das gemeinsame Flottenkommando für den Kriegsfall übertragen.  

Nach Kriegsausbruch erhielt Haus bereits am 1. August 1914 von Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich den Befehl, sich auf die Adria zu beschränken, falls Italien seiner Bündnispflicht nicht nachkäme. In der Folge operierte die Flotte an der montenegrinischen Küste. Die vorgesehene Entsendung ins Schwarze Meer (um die Türkei für die Mittelmächte zu gewinnen) lehnte Haus als „frivoles Vabanque-Spiel“ ab.  

Seine überraschenden und gezielten Angriffe auf Ziele an der italienischen Adriaküste Ende Mai 1915 ließen die Ententemächte von größeren maritimen Aktionen in der oberen Adria oder an der dalmatinischen Küste Abstand nehmen, womit aber auch die österreichisch-ungarischen Großkampfschiffe zur Küstenverteidigung als „fleet in being“ in den Häfen verblieben. Dass Haus es verabsäumte, die Überfuhr der geschlagenen serbischen Armee von Albanien nach Italien zu verhindern oder empfindlich zu stören, wurde ebenso kritisiert wie seine Untätigkeit bei der Südtiroloffensive 1916. Er begründete seine defensive Flottenpolitik mit der alliierten Überlegenheit, vor allem auch mit der Gefahr, die die U-Bootwaffe für die „Dreadnoughts“ darstellte.  

Diese Einschätzung mag dazu geführt haben, dass sich Haus, der am 5. Mai 1916 zum ersten (und letztlich einzigen) Großadmiral der k. u. k. Kriegsmarine ernannt worden war,  beim Kronrat in Wien am 20. Jänner 1917 gegen die Ansichten von Kaiser Karl, Außenminister  Ottokar Graf Czernin von und zu Chudenitz und des ungarischen Ministerpräsidenten

István Tisza Graf von Borosjenő und Szeged für den uneingeschränkten U-Bootkrieg aussprach (und damit die Position des deutschen Bündnispartners vertrat), der schließlich den Kriegseintritt der USA bewirken sollte. Am 26. Jänner 1917 begleitete er noch den Kaiser ins deutsche Hauptquartier nach Pleß, auf der langen Rückreise nach Pola im ungeheizten Zug erkältete er sich jedoch schwer, so dass er am 8. Februar 1917 an Bord seines Flaggenschiffes VIRIBUS UNITIS an Lungenentzündung verstarb. Posthum wurde ihm noch im gleichen Jahr das Kommandeurskreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens verliehen.

31.3.1915, Brief des Flottenkommandanten Admirals Haus über die österreichisch-ungarische Flottenstrategie

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