1915-1916 Eroberung von Serbien und Montenegro

Nach dem großen Raumgewinn des Sommers 1915 an der russischen Front forderte der deutsche Generalstabschef Falkenhayn die endliche Umsetzung seiner alten Forderung nach Öffnung des Landweges zum Osmanischen Reich, das an den Dardanellen unter den Druck der Alliierten geraten war und dringend der Zufuhr von Munition und anderem Kriegsbedarf, ja eventuell sogar unmittelbarer Truppenhilfe bedurfte.  

Aus Sicht der österreichisch-ungarischen Kriegsleitung genoss der serbische Kriegsschauplatz keinen Vorrang, hatte es sich doch inzwischen erwiesen, dass die serbische Armee im Herbst 1914 zwar gesiegt, aber einen Substanzverlust erlitten hatte, der auch auf längere Sicht eine Offensivaktion Serbiens ausschloss. Die Beteiligung des bislang neutralen Bulgarien auf Seite der Mittelmächte garantierte zwar eine komfortable Überlegenheit an Truppen, doch die bulgarische Bedingung, nur unter deutschem Oberbefehl mitwirken zu wollen, führte Conrad vor Augen, wie sehr das Ansehen der k.u.k. Führungskunst schon gesunken war. 

Infolge des misslungenen Feldzuges von Rowno konnte das k.u.k. Armeeoberkommando statt der zugesicherten 4 lediglich 2 Divisionen auf den Balkan verschieben, was dadurch ausgeglichen wurde, dass die Deutsche Oberste Heeresleitung statt 6 nunmehr 10 Divisionen für den neuen Serbienfeldzug zur Verfügung stellte. Dementsprechend gering waren die Einflussmöglichkeiten Conrads auf den Feldzug. Nominell erhielt das an der Front kommandierende Heeresgruppenkommando Mackensen seine Befehle vom AOK, das aber lediglich eine Durchläuferbehörde für die von Falkenhayn stammenden Weisungen darstellte. 

Der ab 6. Oktober 1915 in der „Prinz Eugen-Richtung“ bei Belgrad über die Donau angesetzte Stoß konnte auf eine beträchtliche Übermacht der verbündeten Truppen bauen. Vor allem die schon seit 5. Oktober 1915 wirkende artilleristische Überlegenheit ermöglichte es der k.u.k. 3. Armee sich am 9. Oktober 1915 gegen heftigsten Widerstand der Serben in den Besitz der serbischen Hauptstadt zu bringen. Ab 14. Oktober 1915 griffen auch die Bulgaren an der Ostgrenze Serbiens in den Kampf ein und trafen auch hier auf eine serbische Armee, die mit der erwarteten Zähigkeit ihr Land verteidigte.  

Als die deutsche 11. Armee die Morawa aufwärts vorstieß, um das Zentrum des Landes zu bedrohen, blieb der serbischen Führung, die ihre wenigen Reserven bald verausgabt hatte, nur noch der Ruf nach Hilfe durch die Verbündeten. Diese glaubte jedoch General Sarrail, der Führer der soeben in Saloniki landenden französisch-englischen Armee, noch nicht bieten zu können. 

Der serbische Widerstand brach nun rasch zusammen, doch konnten sich immerhin 200.000 Mann unter Mitführung österreichisch-ungarischer Kriegsgefangener an die Adriaküste durchschlagen, um von den Alliierten evakuiert zu werden. Während die deutsche Führung schließlich darauf verzichtete, die Sarrail-Armee anzugreifen, ließ Conrad am 8. Jänner 1916 die gegnerischen Stellungen am Lovćen beschießen. Der montenegrinische Berg, der den österreichisch-ungarischen Kriegshafen Cattaro dominierte, wurde am 9. Jänner 1916 erstürmt und die Vorrückung auf die montenegrinische Hauptstadt Cetinje angetreten. Montenegro kapitulierte am 17. Jänner 1916 und diente den österreichisch-ungarischen Streitkräften in der Folge als Basis für die Eroberung Nordalbaniens.

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Telegramm eines Offiziers des AOK an den k.u.k. Verbindungsoffizier im deutschen Oberkommando Ost Hauptmann Moritz Fleischmann von Theißruck 16.11.1915

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