Musik

In den Beständen des Kriegsarchivs im Österreichischen Staatsarchiv befinden sich umfangreiche Aufzeichnungen über die Aktivitäten einer spezifisch mit musikalischen Aufgaben betrauten Institution im k. u. k. Kriegsministerium: Die dem Kriegsministerium unterstellte Musikhistorische Zentrale wurde zwar erst im Mai 1917 unter diesem Namen formal eingerichtet, war jedoch schon seit Mitte 1916 in Befolgung einer im Kriegspressequartier ausgegebenen Zweckwidmung mit Blickrichtung auf ihr Hauptaufgabengebiet unter der Bezeichnung Soldatenliederzentrale aktiv. Im Rahmen der Musikhistorischen Zentrale wurde – nun mit exklusiver Zielrichtung auf das Genre Soldatenlied – eine zu diesem Zeitpunkt bereits langjährige Praxis österreichischer Volksliedforschung fortgesetzt.

Unter der Leitung des späteren Präsidenten der Salzburger Festspiele und Direktors des „Mozarteums“ Bernhard Paumgartner arbeiteten im Rahmen der Musikhistorischen Zentrale bzw. von dieser offiziell beauftragt und dazu offiziell legitimiert nicht nur einschlägig ausgewiesene Volksliedforscher wie Raimund Zoder, Konrad Mautner, Hans Commenda, Viktor Zack und Georg Kotek, sondern auch die später in sehr unterschiedlichen stilistischen Zusammenhängen aktiven Komponisten Alois Hába, Wilhelm Grosz und Felix Petyrek. Für die Sammlung ungarischer Soldatenlieder versicherte man sich der Mitarbeit von Béla Bartók und Zoltán Kodály. Auch zum musikwissenschaftlichen Institut der Universität Wien und seinem Leiter Guido Adler pflegte man intensive Beziehungen.

Die Erfassung sollte möglichst umfassend sein: In allen Truppenkörpern der k. u. k. Armee waren Personen namhaft zu machen, die vor Ort mit der Recherche und Dokumentation von Liedern beauftragt wurden. 

Die Sammlung und Publikation von Soldatenliedern hatte zwar vor allem die Förderung des übernationalen Zusammenhalts der Truppe zum Ziel, sollte aber auch in Form von musikalischen Darbietungen das „Hinterland“ erreichen. Tatsächlich kam es in der letzten Phase des Krieges, am 12. Jänner 1918, zu einem in der Öffentlichkeit umfangreich beworbenen „historischen Konzert“ im dafür aufwändig geschmückten Wiener Konzerthaus. Das Programm enthielt (immer in Form von großen vokal-orchestralen Arrangements, hergestellt von den Fachleuten der Zentrale) einerseits historische Landsknechtslieder und Militärmärsche, andererseits ungarische und österreichische Soldatenlieder, die in aktuellem Gebrauch waren und somit konkrete Erträge der Sammeltätigkeit darstellten. Zu den Mitwirkenden gehörten bekannte Solistinnen und Solisten der Hofoper, der Wiener Männergesangverein, die vor allem aus Philharmonikern bestehende Bläservereinigung der Hofoper und die Militärkapelle der „Hoch- und Deutschmeister“.

Die Bestände im Staatsarchiv dokumentieren einerseits die zentrale Organisationsarbeit der Sammlungstätigkeit, andererseits aber auch deren Ergebnisse, nämlich die aus der Truppe kommenden Rückmeldungen. Auch unverlangte Einsendungen von privater Seite finden sich dabei, die in Teilen der Bevölkerung erstaunlich anhaltende Kriegseuphorie drastisch dokumentierend.

Noten zu „Bei der Festung Przemysl“

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Brief von Bela Bartok an Bernhard Paumgartner betreffend die Herausgabe österreichischer Soldatenlieder

Brief öffnen (1)

Guido Adler über die Gründung der Musikhistorischen Zentrale

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In die Musikhistorische Zentrale eingesandtes, mit neuem Text versehenes, altes tschechisches Soldatenlied

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Kaffee-Röster Jacob Kunz übersendet der Musikhistorischen Zentrale das selbstverfasste Soldatenlied „Die Donau-Wacht“

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