1918 Piaveoffensive

Nach der positiven Bilanz des Kriegsjahres 1917 waren es der Kriegseintritt der USA (6.April 1917) und der zunehmende Rohstoff- und Nahrungsmittelmangel, der Verschleißzustand der durch Jahre überbeanspruchten Produktions- und Eisenbahnanlagen, die das Jahr 1918 als das - vor allem für Österreich-Ungarn - entscheidende Kriegsjahr erkennen ließen. 

Während der k.u.k. Generalstab die Kampfkraft des wieder aufgerichteten italienischen Heeres unterschätzte, wurde das Potential der eigenen Truppen überschätzt. Jener Truppen, die vielfach bereits immobil waren, da Futter für die Pferde, Bereifung und Benzin für die Kraftfahrzeuge fehlten. Die Geschütze waren vielfach „ausgeschossen“, die in unzureichendem Ausmaß vorhandene Munition war oft mangelhaft, wie dies fast durchgängig beim aktuell produzierten Kriegsmaterial der Fall war. Die Soldaten selbst präsentierten sich mehr und mehr in abgenützten, unvollständigen Monturen und Ausrüstungen.  Leibwäsche war zur Mangelware geworden. Am bedenklichsten aber waren der schlechte Ernährungszustand der Mannschaften und das stete Absinken der Kampfstände angesichts der Tatsache, dass die Abgänge in der Front die Zufuhr an Ersatzmannschaft permanent übertrafen. 

Dennoch sah es das k.u.k. Armeeoberkommando als notwendig an, eine Offensive zu unternehmen, nicht nur, um einen Beitrag zur Entscheidungsschlacht in Frankreich zu leisten, sondern auch, um durch einen Sieg die schwindende Zuversicht der Bevölkerung zu heben oder um (wie im Oktober 1917) an die Nahrungsmittelvorräte der italienischen Armee zu gelangen, welch letzterer Aspekt der Operation auch den Namen „Hungeroffensive“ eingetragen hat. Conrad – nun Heeresgruppenkommandant in Tirol – vertrat seine alte Idee eines vernichtenden Stoßes aus dem Trentino in den Rücken der italienischen Front. Boroević als Kommandant der Piavefront, der ursprünglich zur reinen Defensive geraten hatte, wollte nicht nachstehen und verlangte nun, das Hauptgewicht einer Offensive auf einen Stoß über den Piave zu legen. Der Kaiser als Armeeoberkommandant gab allen Wünschen nach, die „gerechte“ Verteilung der Verbände, die nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung standen, um allen Zwecken zu genügen, verhinderte von Beginn an eine klare Schwerpunktsetzung. 

Nachdem am 15. Juni 1918 der breitgefächerte Hauptangriff losgebrochen war, musste es der alternde Feldmarschall Conrad erleben, wie sein Stoß über die Sieben Gemeinden in den Rücken des italienischen Heeres wie 1916 und 1917 ein drittes Mal scheiterte. Schon am Abend des 16. Juni 1918 musste man in die Defensive zurückfallen. 

Mehr Erfolg hatte Boroević, der Brückenköpfe am jenseitigen Piaveufer etablieren konnte. Die größte Überraschung aber bot das k.u.k. XXIV. Korps, das im Morgengrauen des 15. Juni 1918 in einem Schwung den Hochwasser führenden Piave zu übersetzen und ein Drittel des südlich davon gelegenen Montello in Besitz zu nehmen vermochte. Allerdings wurden die errichteten Brücken von den Italienern immer wieder zerstört und bald tobte am Montello eine erbitterte Schlacht, die schon bald mehr der Verteidigung als der Ausweitung des gewonnenen Terrains diente. Nachdem am 19. Juni 1918 der italienische Gegenangriff eingesetzt hatte, wurde am 20. Juni 1918 der Befehl gegeben, in die Ausgangsstellungen zurückzukehren. Damit war nicht nur die letzte große Offensive Österreich-Ungarns kläglich gescheitert, sondern es hatte dies die ohnehin schon kaum mehr leistungsfähige k.u.k. Wehrmacht in einen irreparablen Zustand versetzt, der keinen Zweifel über den Ausgang der bald zu gewärtigenden Entscheidungsschlacht zuließ.

Telegrammwechsel des Armeeoberkommandos betreffend die Piaveoffensive 14.-16.6.1918

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Mündliche Meldungen der höheren Kommandanten über die Offensive 20.6.1918

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Sturmtruppsoldat beim Handgranatenwurf (Übung in Levico)

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