Serbien

Am 7. Jänner 1916 trat Feldmarschallleutnant Johann Ulrich Graf Salis-Seewis sein Amt als Generalgouverneur von Serbien an. Zunächst wurden zwölf, dann 13 Kreiskommanden installiert, die in der Folge in 57 Bezirkskommanden überführt wurden. Allerdings beschränkte sich die österreichisch-ungarische Verwaltungszone auf die Region westlich des Morawatales und bis Mazedonien, die Gebiete östlich der Morawa, Mazedonien und das Amselfeld standen unter bulgarischer Herrschaft. Da somit die Doppelmonarchie gerade jene Gebiete beherrschte, die durch den bisherigen Kriegsverlauf bereits in ärgste Mitleidenschaft gezogen worden waren, sah sich Salis-Seewis zunächst zu einem Sanierungsprogramm genötigt, in dem er unter anderem - mitten im Krieg und im besetzten Feindesland - auf die Einhebung von Steuern verzichtete. Diese Grundhaltung erweckte allerdings den Zorn des ungarischen Ministerpräsidenten, der in einem Vortrag beim Kaiser die

Ablösung Salis-Sewis durch General der Infanterie Adolf Freiherr von Rhemen erwirkte. Ludwig von Thálloczy, Sektionschef im k. u. k. Finanzministerium hatte nun doch Steuerpläne zu erarbeiten, was aber auch bedingte, dass zunächst eine Volkszählung, eine Viehzählung und eine Schätzung der Ernteerträge vorgenommen wurden. Trotz des kriegsbedingten Bevölkerungsschwundes konnten die etwa 360 000 verbliebenen Landesbewohner landwirtschaftliche Überschüsse erzielen, die nicht nur der Besatzung, sondern auch der Ernährung des Hinterlandes zu Gute kamen. 

Am besten gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem mohammedanischen Bevölkerungsanteil. Mohammedanische Lokalpotentaten wirkten in der Folge ebenso dabei mit, wie albanische Würdenträger, aus ihren Volksgruppen Kriegsfreiwillige anzuwerben - über 8000 Mann folgten schließlich diesem Ruf. Kriegsgefangenen-, Internierten-Arbeiterkompanien, aber auch k. u. k. Soldaten standen 1916 im Einsatz, um einen gewissen Wideraufbau in Serbien zu ermöglichen. Schon ab Jänner waren wieder alle Bahnen in Betrieb, parallel dazu bemühte man sich, das gesamte Generalgouvernement mit einem System von Schmalspurbahnen zu vernetzen.

Ab September 1916 herrschten Anbauzwang und Arbeitspflicht, so dass die Erträge

weiter stiegen, wobei der Anbau von Roggen und Sonnenblumen - zur Ölerzeugung - hier erstmals betrieben wurde. Ebenso gelang es der Verwaltung der Besatzungsmacht, das Seuchenproblem) in den Griff zu bekommen und – in manchen Regionen erstmals – einen geregelten Schulunterricht einzuführen. Dennoch machte sich ab Ende 1916 eine Partisanenbewegung bemerkbar, die vom bulgarischen nun auch auf das österreichisch-ungarische Besatzungsgebiet übergriff. 

Montenegro war seit 1. März 1916 unter Feldmarschallleutnant Viktor Weber Edlem von Webenau k. u. k. Militärgouvernement. 1917 unterhielt Österreich-Ungarn dort die verglichen mit Serbien doppelte Truppenstärke: Der Großteil der montenegrinischen Armee war in der verkehrsarmen Widnis versteckt im Land geblieben. Dazu kam, dass das Land kaum sich selbst ernähren konnte, weshalb man schon aus Gründen der lebensnotwendigsten Versorgung sofort darangehen mußte, eine halbwegs funktionierende Infrastruktur (Straßen, etwa von Andrijevica über den Cakorpass; Bahnen, etwa  von Cattaro nach Cetinje; Post- und Telegraphenlinien) zu schaffen. Trotzdem muss Montenegro auch als eines der am schwersten vom Krieg betroffenen Länder bezeichnet werden: Seine Verluste betrugen 20.000 Soldaten, das waren 40 % aller Mobilisierten und 10 % der Gesamtbevölkerung.

Administrative Gliederung der Generalgouvernements Serbien und Montenegro

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