Alice Schalek

Alice Schalek war eine Schriftstellerin, Feuilletonistin, Reisende, Vortragende und Fotografin, die der Nachwelt weniger durch ihre Werke als durch die vernichtende Kritik von Karl Kraus bekannt geblieben ist. Er behandelte sie sogar namentlich als sensationsgierige Kriegsberichterstatterin in seinem Drama „Die letzten Tage der Menschheit“. 

Alice Schalek wurde 1874 in Wien geboren und starb 1956 in New York. Sie entstammte einer liberal-bürgerlichen jüdischen Familie. 1902 trat sie mit ersten literarischen Arbeiten, die vorrangig Frauenschicksale zum Inhalt hatten, an die Öffentlichkeit. 1903 bis 1935 erschienen Feuilletons in der „Neuen Freien Presse“. Ab 1905 unternahm sie ausgedehnte Reisen nach Nordafrika, Ägypten, Palästina, Indien, Südostasien und Japan, veröffentlichte Reisebücher und hielt Vorträge im Konzerthaus und in der Urania, die sie auch als Fotografin auswiesen. 

Neben der ungarischen Journalistin Margit Vészi wurde sie auf eigenes Betreiben im Sommer 1915 als zweite Frau für das Kriegspressequartier (KPQ) tätig. Sie bereiste die Tiroler Gebirgsfront, Serbien, das Isonzogebiet und Galizien. 

Wie viele andere von Kriegseuphorie erfasste, empfand sie den Krieg als Reinigung. „Der Krieg amerikanisiert“ wurde eine Lieblingsparole von ihr. Der von ihr behauptete Demokratisierungsschub setzte die Zwangsgemeinschaft der Soldaten mit den Siedlerkolonien gleich. Sie bewunderte die „Tatkraft“, die sich im Krieg zeigte. Aus der Weltenbummlerin wurde eine „Schlachtenbummlerin“. Der Krieg als „Kriegstheater“ – ein weiterer Lieblingsbegriff – führte bei Alice Schalek zu einer Idealisierung des Soldatenlebens, wobei nicht die neutral wirkenden Kriegsfotos – rasch gemachte Momentaufnahmen - Anstoß erregten, sondern die von ihr dazu verfassten Kommentare, die tragische Kriegsgeschehnisse verharmlosten und ihr den Ruf einer Kriegstreiberin einbrachten. 

Karl Kraus, der sich mit der Kriegsberichterstattung auseinandersetzte, bezeichnete Schalek in der „Fackel“ u.a. als „eines der ärgsten Kriegsgräuel, die der Menschenwürde in diesem Krieg angetan wurde“. Neben Karl Kraus vermehrten sich aber auch kritische Stimmen in der k. u. k. Militäradministration und im Reichsrat. Nachdem ihr Mentor und Freund Maximilian von Hoen, mit dem sie in einem regen Briefwechsel stand, schon im März 1917 das KPQ verlassen hatte, musste sie Ende August 1917 ihre Tätigkeit einstellen. 

Nach dem Krieg war Alice Schalek auf der Seite der Kriegskritiker zu finden. Die Frage ihrer eigenen Verantwortung bei der Gestaltung der öffentlichen Meinung stellte sich ihr nicht. Sie sah sich als Beobachterin, die nichts mitverursacht hatte. 

Nach 1922 begab sich Alice Schalek wieder auf Fernreisen. Ihre Reiseberichte wurden politischer und sozialkritischer. Sie engagierte sich in zahlreichen österreichischen und internationalen Frauenvereinen. 

Im März 1939 wurde Alice Schalek „wegen Verdachts der Gräuelpropaganda gegen das Deutsche Reich“ von den Nationalsozialisten verhaftet. Eine Enthaftung nützte sie, um im August 1939 aus Wien über die Schweiz nach London und 1940 nach New York zu fliehen, wo sie bis zu ihrem Tod 1956 zurückgezogen lebte. 

Ihre Reisefotos sind oft nicht mehr als Andenken an den Augenblick, authentische Zeitdokumente mit hoher technischer Präzision aufgenommen. Ihre Kriegsfotos zeigen einen neutralen, unbeteiligten Blick auf das Kriegsgeschehen, ohne Partei zu ergreifen. 

Sie wird als mittelmäßige Literatin eingestuft. Ihre Schlachtenberichte idealisieren im Stile von Stimmungsfeuilletons weitgehend das Kriegsgeschehen. Textstellen wie etwa über „Gräuel und Nöte“, über das „große Morden“ oder „Entbehrungen und Verleugnungen der Lebensansprüche“ bleiben Randerscheinungen.

Korrespondenz Alice Schalek mit General Maximilian von Hoen

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Korrespondenz Alice Schalek mit General Maximilian von Hoen

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