Heldentaten und Heldentod

Pater Augustin Graf Galen, ein Bruder des späteren Bischofs von Münster, Clemens August Graf Galen, arbeitete an einem Buch, das die „Heldentaten und den Heldentod “ der im Ersten Weltkrieg gefallenen Adeligen darstellen sollte. Die Unterlagen für dieses – letztlich nie erschienene – Buch bilden seinen Schriftennachlass im Haus-, Hof und Staatsarchiv.

In seiner Projektbeschreibung versuchte Galen, ein von ihm postuliertes kriegsbedingt erwachsenes „Zusammengehörigkeitsgefühl aller Klassen und Stände“ zu dokumentieren.

Sein Ziel war es aber, ausschließlich prototypische Vertreter des Adelsstandes unter den Gefallenen zu ehren. Galen, der als k.u.k. Feldkurat im Reservespital in Wien wirkte, bemühte sich, von Familien des österreichischen Adels Lebensbeschreibungen, Informationen über Begleitumstände des Todes sowie Fotos der gefallenen Angehörigen zu erhalten.

Um nur ein Beispiel herauszugreifen, soll hier auf die Geschichte von Josef Silva-Tarouca eingegangen werden. Der Sohn des k. k. österreichischen Ackerbauministers war zu Kriegsbeginn aus gesundheitlichen Gründen nicht tauglich und begann seine Tätigkeit beim Roten Kreuz in Prag. Doch bereits im Dezember 1914 wurde er –„wie er sehnsüchtig erhofft hatte, kriegsdiensttauglich befunden und rückte Ende Jänner 1915 zur Ersatzbatterie unseres Regiments nach Budweis ein. (…) strebte er darnach sobald als möglich ins Feld zu kommen. Am 26. August 1915 ging er als tit. Feuerwerker mit einem Ergänzungstransport nach Russland ab“.

Im Bericht werden verschiedene Auszeichnungen erwähnt, einer Verwundung folgte der neuerliche Feldeinsatz 1917, wo er erneut durch eine Granate schwer verwundet wird. Galen schmückt die letzten Momente des Sterbenden aus: „man möge ihn nur ruhig liegen lassen, er müsse ohnedies sterben, der Feuerwerker möge sich lieber um die anderen Verwundeten kümmern. So selbstlos war sein Gebahren noch im Angesicht des Todes! Als der feuerleitende Leutnant Hasenöhrl zu ihm trat, bat er diesen, er möge ihn beim Batteriekommandanten entschuldigen, weil er seinen Dienst nicht weiter ausüben könne.“

Dieser Bericht ist nicht nur von einem adeligen Standesbewusstsein, sondern auch stilistisch sehr stark von der Trauer der zurückgebliebenen Eltern oder nahen Verwandten geprägt und spiegelt geradezu exemplarisch deren Gefühle wider. Durch die Erfüllung einer „Heldenrolle“ und die damit verbundene Anerkennung durch die adelige Gesellschaft sollte dem Tod eines Angehörigen Sinn verliehen werden.

Nachruf Josef Graf Silva-Tarouca

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Augustin Graf Galen – Projektplan für ein Buch über im Ersten Weltkrieg gefallene Adelige

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Leutnant Josef Graf Silva-Tarouca

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