Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
07.09.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
7.9.1914

Früh erst Nachricht über eine serbische Offensive über die Drina. Gegen Mittag folgt die Meldung, dass 4000 Serbeh, die abwärts Mitrowitz übergingen, gefangen genommen wurden. Ich sprach mich dagegen aus, diese Sache schon jetzt in die Zeitung zu geben, sondern rate, damit bis zu einem sicheren größeren Erfolg zu warten. Mein Rat wurde jedoch nicht befolgt. –

            Die 4. Armee ist bereits gestern in den Kampf getreten und schreitet heute gut vorwärts; nur der linke Flügel ist östlich Rawa Ruska abgebogen. – Aus einer aufgefangenen Disposition der Russen (Radio) ist zu ersehen, dass unser Gegner die in den Schlachten in Ostgalizien geschlagenen Kräfte nur mehr sehr gering einschätzt, da er einen Flankenstoss in der Richtung Lublin unternehmen will. Tatsächlich scheint sich alles hinter einem nur dünnen Schleier gegen Norden zu verschieben. Von unserer 2. Armee sind Detachements über die Wereszica gegangen, die den nur schwachen Feind zurückdrängen konnten; nun aber, Nachmittag, scheint es, dass sich doch stärkere feindliche Kräfte dorthin wenden. – Mein Eindruck ist: Die 2. Armee hätte sich dieses Kitzeln des Feindes ersparen und dafür morgen, gleichzeitig mit der 3., mit ganzer Kraft über die Wereszica gehen sollen. Stimmung beim Oberkommando ist wieder recht gut. Wenig Klarheit besteht über die Lücke zur 1. Armee und unseren Hauptkräften. Vermutlich wird der Feind auch dort stärker vorgehen. Der Erzherzog soll sich mit den Hauptkräften (2 ½ Divisionen) nach Zamósc wenden; Soós fragt aber nachmittags an, ob er nicht doch der 4. Armee folgen solle, die 4. Armee dürfte dann auch das Gefühl der bedeutenden nummerischen Überlegenheit haben. –

Von Mitzi erfahre ich, dass Exzellenz. Novak verwundet, Bogár gefallen. Wysocki fragt nach meiner und meiner Frau Adresse. – Zum ersten Mal in diesem Feldzug ein Bad; leider ein echt wolhynisches. –

            Temps meldet das Gerücht eines Separatfriedens Frankreichs mit Deutschland. –

            Kless war abends bei der 3. Armee. Er erzählt beim Nachtmahl, wie zuversichtlich nun die Stimmung sei, weil Teile der Armee wieder vorgehen. – Auch beim Armeekommando und in Mościska selbst sieht es ganz anders aus; mehr Ordnung und Kampfeszuversicht.

            In der Operationsabteilung scheint die Stimmung abends wieder umgeschlagen zu haben, da man erkennt, dass der Gegner starke Kräfte gegen den nördlichen Flügel der Armee Auffenberg herangeführt habe. Pflug soll nun in aller Eile Geschütze gegen unsere eigenen Befestigungen von Lemberg an die Front schaffen; dies scheint wohl ein kleinliches Mittel zu sein – und Przemyśl ist schließlich noch nicht so absolut sicher .

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