Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
08.09.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
8.9.1914

Die Schlacht wird allgemein. Das Oberkommando hat nun nichts mehr mitzusprechen. Schon um die Mittagsstunde wird es klar, dass auch die 3. und 2. Armee starken Widerstand finden. Das 4. Korps wird am südlichsten Flügel eingesetzt; wie ich glaube, rückt es vor, statt zu marschieren und zwar auf der großen Chaussee, damit es sich dann je nach den Umständen gegen Gródek und weiter nördlich oder direkt in die Richtung Lemberg wenden könne. – Nachmittag erfährt man aus aufgefangenen Befehlen, dass die Russen Weisung erließen, bei Tag eingraben, nachts anzugreifen. Gott sei Dank, unsere Truppen sind avisiert und werden sich in Acht nehmen. Szepticki wurde um die Mittagsstunde zur 3. und 2. Armee entsendet, um ihr die Angriffsbehelfe gegen die Festung Lemberg zu bringen; eine gewisse Ironie des Schicksals liegt doch darin! – Stimmung im Hauptquartier gut; wir haben eigentlich viel zu wenig zu tun. – Es wird sogar herumgekälbert! –

Abends kommen die Deutschen von der Front zurück und berichten da Günstiges gesehen zu haben, sie waren beim 3. Korps, das gut vorwärts kam. – Nach dem Nachtmahl Nachrichten über eine Panik beim XII. Korps, wo sich 2 Brigaden gegenseitig anschossen. – Die arme Frau Lotte telegrafiert mir, Lu sei tot. Ich versuche, Näheres zu erfahren, es gelingt mir aber nicht, die Verbindung herzustellen. – Silvatici ist auf einer Autofahrt schwer verletzt worden. Also einer nach dem anderen: das stimmt nachdenklich. Und wie das alles meine arme Mitzi aufregen wird. – Chef diktiert 10h30m abends persönlich einen Befehl an das 12. Korps, worin diesem Korps das Befremden des Oberkommandos ausgesprochen wird, weil es wieder versagt. – Das Oberkommando erwartet, dass das Korps bei nächster Gelegenheit die Scharte auswetzen werde. – Bei der 3. Armee wieder ein Kommandantenwechsel: Die 88. Landesschützen Brigade soll sich minder benommen haben; Georgi und Schönburg (XI Marschbrigade) tauschen. Nun wird sich bald niemand mehr auskennen ... – Die Nachricht von Lus Tod ist erfunden. – Ein paar Leute haben unklugerweise mit irgend einem Chiffre nach Wien telegrafiert, und dort wurde statt gesund oder lebendig „tot“ verstanden.

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