Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
26.09.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
26.9.1914

Die Armeen sind gestern, wie es beim Zustand der Truppen auch nicht anders sein kann, noch nicht in die anbefohlene Linie angelangt. Die zweite hat mit den Hauptkräften den Karpatenkamm überschritten, die dritte hat ihr Korps noch bei Krosno; die vierte ist mit den Hauptkräften in der Abschnittlinie eingelangt, nur ein Korps hinkt noch nach. Die erste steht noch um weniges vorwärts ihrer künftigen Verteidigungsstellung, hat aber bereits die preußische Landwehr herausgezogen und starke Kräfte hinter Mitte und linkem Flügel für den Weichsel Übergang bereitgestellt.

            Was man von der Armee hinter der Front sieht, ist nicht gut; wir sehen aber auch zu viel; ein Oberkommando gehört nicht in das Tranchéen. – Von Przemyśl hätten wir etwas später abfahren sollen, aber direkt nach Krakau, wo jetzt unser richtiger Platz wäre. Dorthin wird man aber nicht gehen, um den Deutschen auszuweichen. –

            Nachmittag hatte ich noch eine Debatte über die Lage im Süden, Buzek mit Purtscher und Slameczka. Gegen meine Absicht wurde sie wieder erregt. Ich führte alle Gründe an, die dafür sprechen, am Balkan unbedingt eine rasche Entscheidung herbeizuführen und schlimme Eventualitäten zu verhindern. Ich sage offen meine Ansicht, dass uns bei den Balkanvölkern nur unsere Misserfolge gegen Serbien diskreditiert hätten. – Hier lebt man aber noch in der rage du nombre; man fürchtet, eine Division wird bei der anfangs Oktober „erwarteten Entscheidungsschlacht“ fehlen. Man sieht aber nicht, wie viele Divisionen hier nutzlos herum marschieren. Man beruft sich noch immer auf das Telegramm des Deutschen Kaisers vom 1. August; das soll noch heute die Entschließung beeinflussen? – Der Grund liegt tiefer. Ich habe neuerlich offen ausgesprochen: man müsste den Sieg Potioreks aufrichtig wollen. Aus dieser psychologischen Unterströmung ist vieles zu erklären. –

            Nachtinspektion. Kein Schlaf, aber nur Kleinigkeiten. – Eine aufgefangene Radiodepesche besagt, dass die russischen Kräfte gegenüber der 1. Armee an der Wisłoka stehenbleiben wollen.

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