Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
30.09.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
30.9.1914

Entsendung zum 2. AK nach Bartfa.

            1) Uszok?

            2) Situation mitbringen

            3) Aviso, dass allgemeiner Offensivbeginn für diese Armee vermutlich am 3. sein wird. Darnach Vorsorge für volle Operationsbereitschaft treffen und melden, was fehlt.

            4) Herrn Oberst v. Bardolff fragen, was von der 3. KTD noch brauchbar ist.

                        Armeegeneralstabschef                - . -                  Oberst Bardolff

                                   Der Zustand der Truppe ist beeinflusst durch die Epidemien (Cholera und Ruhr). Von dieser Cholera sind beeinflusst mehr oder weniger alle Truppen. – Eine besondere Meldung ist diesbezüglich vom 4. Korps an EOK abgegangen. Das IV. Korps erbittet längere Operationspause, weil es bei allen Truppen Cholera hat. Insbesondere in Betreff des bh.Rgt. 3, und von der 40.Lst.Brig. das 40.Lst.Rgt. Der Sanitätsreferent des AK macht die Bemerkung, dass der Antrag des IV. Korps eine Schutzimpfung einzuführen für das radikalste Mittel wäre und eine 90%ige Wahrscheinlichkeit für die Immunität böte. Diese Schutzimpfung würde 5 Tage Krisis mit sich bringen. Schwäche, Fieberzustände u.s.w. Nach weiteren 5 Tagen wieder Nachimpfung mit 1 Tag Pause und nach weiteren 5 Tagen eine weitere Nachimpfung mit 1 Tag Pause, sodass das Ganze eine Krisis von 14 Tagen involviert. Der Armeekommandant hat darauf die Bemerkung gemeldet, dass das unmöglich ist, dass man sich mit der striktesten Durchführung der bisherigen Maßnahmen begnügen müsse. Diese Meldung liegt beim EOK. Diese Maßregeln werden strikt durchgeführt, wovon man sich durch Inspizierungen die Überzeugung verschafft hat. Nichtsdestoweniger ist Meldung gekommen, dass der Abgang bei der 20.I.T.D. durch Krankheit 50% beträgt, dass aber durch das Einsetzen eines Marschregiments der Stand wieder auf 2/3 gebracht werden wird. Im Übrigen ist natürlich der Krankenzuwachs variabel, die Mortalität beträgt aber 10% vom Krankenstand. Sanitätsreferent ist der Überzeugung, dass sich mit Rücksicht auf die Witterung und bei Wiederaufnahme der Operation sich die Epidemie zweifellos ausbreiten wird. Was den Zustand der Truppe anbelangt, kommt eigentlich von dieser Krankheitserscheinung abgesehen, nichts weiter in Betracht. Verpflegung ist beim XII. und IV. Korps vollständig in Ordnung, beim VII. Korps nicht ganz regelmäßig, weil der Nachschub auf der Eisenbahn nicht vollständig klappt. – Bei den Lst.Brig. ist der Zustand ungünstig. Es hat zum Beispiel der Kommandant des VII. Korps gemeldet, dass er die 103. Lst.Brig. bei Wiederaufnahme der Operation am liebsten in Lupków ließe, ein Antrag, auf den der Armeekommandant gleichfalls nicht eingeht. – Munition ist komplett bis auf einzelne Munitionskolonnen; deren Komplettierung wird aber erreicht werden. Weitere Schwierigkeiten die herrschen würden, kann der Generalstabschef nicht anführen.

            Resumee:

                  IV. Korps hat Überzeugung, dass Cholera Epidemie die Operationsbereitschaft beeinträchtigt, Schutzimpfung notwendig. Bemerkenswert, weil Meldungen von Tersztyánsky kommen. – Wehrfähigkeit der Landsturm Brigade wird von dem Korpskommandanten nicht hoch eingestellt. Auf alle diese Schwierigkeiten geht Armeekommandant in Form irgendeiner Maßregel nicht ein.

            Marschbaone werden dermalen keine eingesetzt, da die Stände das nicht erfordern. Diese Meldung geht heute auch noch telegrafisch (überhaupt über die ganze Marschformation) ab. Die hieher zur Verfügung gestellten Marschbataillone werden daher einem anderen Zweck zugeführt.

                                   --.--

            Uszok Pass:

                  Im Tal geht es Vorläufig rasch, auf den Höhen sehr langsam; Schneefall eingetreten. Ob und wann Pass genommen werden wird, kann nicht gesagt werden.

            Kav. Divisionen:

                        Infolge der Retablierung ist vorerst Auftrag ergangen, aus allen verfügbaren Kavallerie Divisionen ein kombiniertes K.Det. zu formieren, um für den Fall des Bedarfes in sö. Richtung mobilisierte Kräfte zur Verfügung zu haben. Dieser Befehl, der die Inferiorität der 3 Divisionen zum Ausdruck bringen sollte, hat animierend gewirkt und zur Folge gehabt die Meldung der 1. KTD: dass sie mit 21 Eskadronen, 2 M.G.A. und 10 Geschützen bereits operationsbereit ist. – Darauf wird vom AK verfügt werden, dass die 1. und 8. KTD als solche sich operationsbereit stellen. – Die 4. Lw.KTD, die ein Sauhaufen ist, von der die Herren Generäle nichts wissen wollen, setzt die Retablierung fort und leitet der 8. KTD die noch notwendige Aushilfe an Bestandteilen.

            AK hat Verfügungen für die Sicherung der rechten Flanke getroffen angesichts des langsamen aber stetigen Zurückweichens der Karpaten Sicherungs-Abteilungen östlich des Uszoker Passes. Und zwar eine Sicherung der Verbindungslinie Ungvár-Turka durch verfügbare Marschformationen aus dem Raum Révhely und Berecsény. – 1. Abschnitt: Höhen voraus östlich Ungvár-Laborcze. Dorthin werden die Marschbataillone aus Homonna dirigiert, graben sich dort ein und verhindern ein Durchbrechen des Gegners in die Ebene gegen Nagy-Mihaly. – Dann wurde Territorial Kommando Munkács aufgefordert, für die Sicherung der Theiss Übergänge vom Theissknie abwärts die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. – Zur Verfügung überdies noch die 2. KTD und die Retablierung begriffene 5.Lw.KTD, die natürlich vorerst nicht über die Karpaten nachgezogen wird. –

            Bericht des Sanitäts Referenten des 2. AK über seine Sanitätsinspizierung der Truppe des XII. Korps. Der Gesundheitszustand der Truppe sowie die sanitäre Situation des Korps kann nicht durchwegs als ungünstig bezeichnet werden, bei einzelnen Truppenkörpern sind überhaupt wenig Erkrankungen und hier keine Infektionskrankheiten aufgetreten. Cholera kommt tatsächlich, doch bis jetzt nur mehr vereinzelt, vorwiegend bei den Nachschublinien und aus dem Verband ihrer Unterabteilungen Gekommenen vor. – Eine epidemische Form der Cholera in dem Sinne, dass plötzlich und massenhaft Unterabteilungen von dieser Krankheit befallen werden, konnte nirgends konstatiert werden. Mit Rücksicht jedoch auf das jetzt einsetzende Regenwetter und die zu gewärtigenden Marschbewegungen muss trotz der durchgeführten sanitären Maßnahmen der Befürchtung einer weiteren Ausbreitung der Seuche unbedingt Ausdruck gegeben werden. Am 28.9. laut Mitteilung des Korpskommandos insgesamt 165 verdächtige Fälle mit 25 Todesfällen.

            Bericht des Sanitätschefs des 2. AEK über Sanitätsinspizierung der 34. ITD, 68. I.Brig. und 103.Lst.I.Br. (Auszug) Truppe ohne Wäsche; ihre Waden nicht genügend vor Kälte geschützt, da die ungarischen Hosen durch die zwischen den Hafteln bestehenden Lücken Luft einströmen lassen. Dringende Bitte um Abhilfe; Beteilung mit Gamaschen. Infektionsherd: Dobromil. Bahnhof Mezölaborcz wurde Epidemiespital: trostloser Anblick. Nicht alle zum Abschieben bestimmte Kranke in geschlossenen Waggons; Kranke Mann an Mann gedrängt in offenen Loren. Ein permanenter Krankenzug bisher nicht beigestellt, trotzdem Anordnungen bereits am 24.9. getroffen wurden. Assanierungsmaßnahmen bei 34. ITD getroffen. Persönlicher Eindruck des Inspizierenden über Truppe der 34. ITD, und 68.I.Br. Truppe trotz ausgestandener außergewöhnlicher Strapazen kampfbereit, voll Bewusstsein über drohende Cholera Gefahr, ärztliche Anordnungen werden durchgeführt.

            103.Lst.Brig.: Abgemagerte, kränkliche Soldaten; Abspannung und Ermüdung. Ganze Brigade in Verteidigungsstellung; Mannschaft liegt größtenteils in den Schützengräben. – Mannschaft durchwegs erschöpft, nicht mehr kampffähig, bedarf dringendst der Erholung.

            Krankenrapport vom 29.9.:

   32.ITD, 68. I.Br., 103.Lst.Brig.

            Cholera         21

            Verdächtig    718

            Tot                  22

            Ruhr              2

              Beteilung mit Kälteschutzmitteln dringend notwendig, Gefahr sehr groß, wenn Kälte und regnerische Witterung weiter andauern. 103.Lst.Brig. aus der Front ziehen. Sämtliche Truppen gegen Cholera impfen. – Pion. Kp durch Krankheiten Stand auf 80 Mann herabgesunken.

            AEK: hat Spitalszug 14 und 1 permanenten Krankenzug erneuert angewiesen.

            Oberst Bardolff: Hauptgewicht wird darauf gelegt, dass Mannschaft selbst bei Bekämpfung dieser Gefahr mitwirkt. Zusammenarbeit mit Armeekommandant sehr gut; sehr gesunde Verhältnisse angetroffen. –

            Alles dies schriftlich niedergelegt. Rückkehr gegen 3 Uhr nachmittag. –

            Bardolff deute ich auch an, dass der Besitz der Karpaten große politische Bedeutung besitzt. Er meint, er werde dem Armeekommandant etwas beantragen, um den Uszoker Pass sicher wiederzugewinnen. Die Sache sei jetzt noch nicht reif; ich möge daher nicht sprechen. – Als ich beim Armeekommando auf die Ablösung Soós zu sprechen komme, fragt mich Bardolff um meine Ansicht; ich sage, Soós sei hervorragend tüchtig und nur Intriguen hätten ihn weggebracht. Bardolff sagt, Soós wäre immer zu schnell gewesen; daher habe vieles nicht geklappt.

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