Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
01.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
1.10.1914

Mittags werden die Befehle „für die Offensive“ expediert. Unsere Armeen südlich der Weichsel erhalten Vorrückungsräume zugewiesen, die sich auf etwa 80km feindwärts erstrecken; Rest der 1. entlang der Weichsel, 4. über Rzeszów, 3. zwischen der Jasloer und der Rymanówer Straße, 2. über die Karpatenpässe, Dukla und Uszoker einschließlich.

Dabei dürfte es sich doch zunächst um einen Angriff handeln. Überdies geht die 1. Armee am 3., die 4. und 3. erst am 4., die 2. am 5. los. Warum nicht gleichzeitig, ist mir nicht verständlich; nur so kann man den Feind ordentlich anpacken. – In der Praxis kommt es aber ohnedies auf das richtige heraus, weil man den Nachbar nicht sitzen lässt. –

            Unter den vielen aufgefangenen Radiodepeschen war eine sehr interessante: Sie teilt dem Kommandant der Festung Iwangorod mit, der deutsche Vormarsch die Deckung der Konzentrierung der Österreicher an der Nida zu bezwecken scheine. Diese Depesche deutet darauf hin, dass der Russe viel stärkere Kräfte von uns nördlich der Weichsel vermutet, das heißt sie muten uns das Vernünftigste zu. –

            Abends lese ich die Disposition des 1. Armeekommandos. Dieselbe gibt den Armeeteilen nördlich der Weichsel die Linie der Vortruppen bis zum 3.10. an; südlich des Flusses sollen die Korps bis zu diesem Tage in die Linie 10 km ö. Tarnów-Brzezowka gelangen. Die betreffende Meldung fügt bei, dass die Vorrückungsräume der beiden Korps zu breit seien. Sehr richtig, wir sollten uns eben gegen Norden verschieben. – Nachmittag war ich beim Abflug Raabls nach Przemyśl; Blaschke versprach mir, mich demnächst einmal mitzunehmen. Trotz dem Versprechen an Mitzchen werde ich wahrscheinlich nicht widerstehen können. Er ist ja auch junger Ehemann und wird schon aufpassen!

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