Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
03.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
3.10.1914

Nachts wichtige und erfreuliche Meldungen: Radom soll von den Russen geräumt werden; die Deutschen erbitten dringend definitive Auskunft über Zuschub des Belagerungsmateriales für Iwangorod. – Potiorek meldet, dass die Dammstraße an einem Punkt genommen wurde. – Die deutsche 9. Armee sagt: „Keine weitere Klärung, Auffassung die frühere. 3/10 Lw.K. Höhe nw. Bogolja, XI. Ivaniska-Niezkurzow, G. Kunow-Wasniów, XX mit einer Division bis Mittag Gegend Jasienice, dort zu weiterer Vorrückung nach Süden bereit. 1 Div./XX und XVII verstärkt Stellung nö. und n. Szydlovice. Vom Komb. eine Division nach Golmów, eine Division bis Opoczno; Lw.Brig. bei Piotrkow, Rückendeckung Kavallerie. 8.KTD südlich Pilica vorrückende Aufklärung auf Sicherung gegen Warschau. Hier 4/10. Angriff, allgemeine Richtung Sandomierz geplant und Unternehmung österreichischer Kavallerie Korps gegen dortige Brücken erwünscht. Bitte Bekanntgabe der Marschziele der öst.ung. Armee für 3./10. und Weitergabe obiger Depesche an 1. Armee, da hier Aufenthalt deren Kommandos unbekannt. – Abends kommt bereits Antwort auf unser Angebot von Belagerungsartillerie für Iwangorod; die Deutschen wollen sie mit 6./10. von Krakau nach Kielce abtransportiert haben. Das heißt Zuversicht. – Unsererseits wurden die Armeen angewiesen, die Offensive bereits allgemein am 4.10. zu beginnen. Tatsächlich geht auch die 2. schon morgen über die Karpaten, übrigens in ziemlich starkem Marsch und viel Kolonnen, auch auf minderen Wegen. Mittags wird ein Befehl fabriziert, der beim Vormarsch gegen die Cholera sichern soll, die namentlich im Raum von Sanok sehr wüten soll; wahrscheinlich herrscht sie aber auch in allen anderen von Russen besetzten Gebieten. –

            Abends teilen die Deutschen mit: Laut Fernsprecher Absicht, russische 5. Armee zunächst gegen Sandomierz zu ziehen; Flieger meldet Truppenansammlungen bei Solle und Josefów und Brückenmaterial, nicht aber Brückenbau. – Bei Nowé (halbwegs Zawichost-Joz.) Brücke. – Deutsches AK bittet eindringlichst, Kolonnen der 1. Armee nicht über Wlostow – sondern über Lipnik zu dirigieren. –

            Weitere Mitteilung: Bei Kamien und Josefow etwa 1 Korps in Versammlung; starke Kolonne östlich Nowé am rechten Weichselufer am Marsch nordwärts. – Absicht: Die nächst Sandomierz befindlichen russischen Kräfte zu vernichten, dabei etwaige Stöße von Josefow oder Iwangorod abzuwehren. – Das wird eine der interessantesten Operationen der Kriegsgeschichte. Ich vertraue fest auf den Erfolg; „Feste druff“, auch wenn man einen Fluss vor der Front hat und nicht weiß, ob der Gegner übergeht. Ludendorff macht es ganz famos; er lässt nicht zu große Märsche machen, und trotzdem rollt das ganze wie eine Lawine. Immer noch breite Front, die aber jeden Augenblick in einer Richtung zusammen gezogen werden kann. – Und nachts erzählt mir Sepp, der Herr Oberst habe die Breite der deutschen Gruppierung abgezirkelt und den Kopf dazu geschüttelt!

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