Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
09.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
9.10.1914

Die gestern abends von Przemyśl eingelaufene Nachricht besagt etwa: „Feind hat während nach Nacht vom 7. auf den 8. Angriff gegen 6. Bezirk fortgesetzt und auch den 4. Bezirk angegriffen. Gleichzeitig 7. und 3. Bezirk mit schwerer Artillerie beschossen. Angriff teilweise bis an Hindernis gelangt. Seit 10 Uhr vorm. rückgängige Bewegungen vor dem 4., 7. und 6. Bezirk beobachtet. Feindliches Artilleriefeuer wird schwächer.“ –

            Früh wird bekannt, dass 4. Armee bei Łancut in Kampf gegen mindestens 2 russische Korps getreten.

Deutsche Verfügung für 9.: gegen Iwangorod 3 ½ Div.; ½ Div. Sicherung bei Glowaczow an der Weichsel; Gros XX einstweilen marschbereit und wenn Verhältnisse Eingreifen in Richtung Iwangorod nicht erfordern, nach Bialobrzegi; XVII Grojce, komb. Mzanow. –

            Vormittags stellt sich die Lage als sehr günstig dar; ich leiste mir ein dementsprechendes Communiqué. Im großen und ganzen weiß man über den gestrigen Tag: In den Karpaten geht es allenthalben vorwärts; auch bei Turka, wo das 4. Korps eingreift. Das Gros der 2. Armee (das große Wegschwierigkeiten hatte), schließt auf; die 3. marschierte auf Dubiecko; die 4. tritt bei Łancut in den Kampf gegen mindestens 2 russische Korps; die 1. nahm Rozwadow und hatte auch am linken Weichselufer noch kleinere Gefechte, offenbar gegen Nachhuten und versprengte Abteilungen. –

Da sich bei Łancut immerhin so starke feindliche Kräfte stellen, scheint es nicht ausgeschlossen, dass es doch westlich des San noch zu einem großen Kampf kommt. Tant de mieux pour vous. Eines kann man sagen: Przemyśl macht sich bezahlt; denn die Lage des Feindes ist keine beneidenswerte.

            Gegen Mittag trifft eine Meldung ein, dass das IX. Korps gestern in heftigem Kampf war und wegen umfassender Gegenwirkung anfänglich nicht durchdringen konnte. In der Nacht ging der Feind aber zurück.

            Gleichzeitig auch eine Meldung der 4. Armee über deren Situation gestern abends. Es scheint, dass auch der von dieser Armee angegriffene Feind zurückgeht; das Armee Kommando spricht von 5-6 Divisionen. Heute wird der Angriff in der Richtung Jaroslau fortgesetzt und zwar derart, dass auch schon eine Umfassung nach Übergang über den San bei Leżajsk angebahnt ist.

            Nun ist Zug in der Vorrückung. Die Armeen treiben einander förmlich gegenseitig an. 5 Uhr nachm. teilt die 4. der 1. mit: 4. Armee mit II, und Teil vom XVII. in Linie Sokolow bis Höhen 10km sw. Łancut im Kampf. XIV. trachtet 9./10. mit 3. ITD Leżajsk, mit 8. WOla Zasczyezeka zu erreichen. VI. gelangt Sokolow und südöstlich davon. AK. Debica. Feind: 1 Kavallerie-Korps in fluchtartigen Rückzug von Kamien über Rudnik, 6.TID in verstärkter Stellung zwischen Sokolow und Höhen 10km südwestlich Łancut. Nordflügel scheint in östlicher Richtung zurückzugehen.

            Von Przemyśl Nachricht, dass der Feind auch heute 1 Uhr Nachmittag die 2 Flügelwerke der Siedliska Gruppe angriff; der VI. Verteidigungsbezirk ist nun schon 72 Stunden im Kampf.

            7.15 Uhr nachmittag Nachricht vom Fall Antwerpens (Amtlich von Köln).

            Abendnachricht lässt erkennen, dass östlich des untersten San und der Weichsel bis Zawichost mindestens 2, dem XI. deutschen Korps gegenüber etwa 3 russische Korps stehen. Bei Łancut ging der Feind schon in der Nacht auf den 9. fluchtartig zurück.

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