Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
12.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
12.10.1914

Das 3. AK traf gestern um 3h30m nachm. in Przemyśl ein. – Jaroslau vom XVII. Korps genommen; das II. steht unmittelbar gegenüber Sieniawa; VI. Korps von Leżajsk gegen Krzeszów in Marsch gesetzt.

            Die Deutschen arbeiten einfach großartig. Vor Warschau stehen sie im Kampf; dort scheinen immer stärkere feindliche Kräfte heranzukommen. Und bei Gora Kalwarya das deutsche XX. Korps gegen ein übergegangenes russisches im Gefecht. Alle Übergangsversuche des Gegners bei und aufwärts Iwangorod abgeschlagen.

            Die 1. Armee beginnt morgen die San Forcierung; der Fluß ist so stark angeschwollen, dass 22-27 Equipagen erforderlich sind. Im Sanzwickel sollen 370 Geschütze in Tätigkeit gebracht werden.

            Nach 10 Uhr vorm. wird eine Meldung der 3. Armee dechiffriert: 1. ITD griff von Trojczyce gegen Osten gehende Zernierung Linie von Süden an; III. Direktion Radymno von Westen. 6. ITD angeschlossen. Situation derzeit bis 1h30m bekannt, günstig. IX. angeschlossen an XVII. nimmt Direktion Jaroslau, kam bis 12 Uhr nicht in Kampf. XI. Pruchnick; Gruppe Tschurtschenthaler schloss Nizankovice auf. Alle Gruppen ungeheure Schwierigkeiten mit Artillerie und Trains. Gruppe Tschurtschenthaler geht im Einklang mit linkem Flügel XII gegen Chraplic südlich Siedlisko, wo linker Flügel nördlich Zernierungslinie noch stand, angreifend vor.

            Nachmittag meldet ein Telegramm der 1. Armee die Disposition für den San – Weichselübergang. Waldstätten fügt bei, dass dieses Unternehmen bei der jetzigen Breite der Flüsse einen Misserfolg mit sich bringen müsse. Darob wieder Aufregung und die Sache ist so einfach. Man sage der Armee einfach, sie habe zunächst nur den Übergang der Russen zu verwehren, im Übrigen aber alle Unternehmungen der deutschen 9. Armee zu unterstützen. Weiteres Ziel der Armee hätte der Raum von Kraśnik zu sein (das man aber nicht á-tout-prix durch die Tanew Region erreichen müsse).

            Gegen Abend kommt Hohenlohe aus Radom zurück. Er bestätigt, dass die Stimmung beim Oberkommando der deutschen 9. Armee angesichts der aufgefangenen russischen Radiodepesche sehr ernst war.

            7 Uhr abends wird eine lange Depesche von Fleischmann mit Hughesapparat aufgenommen. Auch Oberst ist beim Apparat, spricht mit Waldstätten.

            Vor dem Nachtmahl spreche ich mit Freytag-Loringhoven. Er sagt mir zuerst, dass die Deutschen bei Kazimierz zurückgedrängt wurde und auch Teile des XI. Korps gegen Norden Front machen mussten. Immerhin glaubt er, man „wird es richten“. Allein schon bei der Konferenz über die gesamten Operationen habe er (Freytag) gesagt, dass die Operation Ludendorffs allzu riskiert sei. Besser wäre es gewesen, die ganze erste Armee auf das nördliche Weichselufer zu nehmen, vorerst mehr zurück zu halten in der Absicht den bei oder südlich Iwangorod vorgehenden Feind anzugreifen, nicht aber sich auf Warschau einzulassen. Dorthin hätte eine Staffelung des kombinierten Korps genügt.

            Ich habe noch immer das Vertrauen in die Führung der deutschen 9. Armee. Der einzige Faktor, der einen Strich durch die Rechnung machen kann, ist das Wetter, das die Hauptstärke der Deutschen, das rasche Marschieren, wesentlich beeinträchtigt.

            An die erste Armee ergeht um 7 Uhr abends die Weisung, mit dem Flussübergang noch zuzuwarten, bis weitere Weisung des AOK kommt. Ein von Exzellenz Conrad selbst geschriebener Zettel sagt: Allgemeine Lage erfordert direkte Unterstützung deutscher 9. Armee westlich der Weichsel durch Teile 1. Armee, aber auch eheste Fortsetzung der Offensive über den San. 1. Armee wird, weil ihr starker Feind jenseits hohen geschwollenen Flusses gegenüber steht, San erst dann forcieren, bis 4. Armee nördlich des Flusses ist. 4. Armee geht, sobald die Verhältnisse es ermöglichen über den San vor, spätestens jedoch dann, bis 3. und 2. Armee den bei und östlich Przemyśl stehenden Feind geworfen haben und 3. Armee den nördlich San stehenden Feind vom Ostflügel aufzurollen beginnt. Dies zu bewirken, haben 2. und 3. Armee den südlich der Straße Jaroslau-Jaworów befindlichen Feind vor allem baldigst zu werfen. Vorrückungsraum der 3. Armee wie schon befehlen.“

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