Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.10.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.10.1914

Kundmann telegrafiert, daß die Hauptforderung (30 Divisionen) unausführbar sei, die Lage übrigens in Berlin nicht so schwarz gesehen wird, wenn die erste Armee halte und verstärkt wird. – Wie das Höfer liest, sagt er nur: So, nun sitzen wird da. –

            4. Armee: Feindlicher Angriff auf Raclawice und Nisko abgewiesen.

            Mittags Telegramm nach Meziérès. „Aus Berlin Telegramm eingelangt, dass Einsatz starker deutscher Kräfte im Osten ablehnt. Kann unter Bezug auf hierstelliges Telegramm vom 28. nur nochmals hervorheben, dass ich im Falle solchen Einsatzes Erfolg hier erreichbar und damit Gesamtlage sowohl militärisch als politisch günstig entschieden erachtet hätte. Wenn deutsche 9. und unsere 1. Armee zum weiteren Zurückgehen gezwungen, was bei großer russischer Übermacht, gegen die wir bereits seit 10 Wochen kämpfen, müssen wir auch alle anderen Armeen zurücknehmen, damit sie nicht gegen Süden abgedrängt werden, welchen Falles weitere gemeinsame Aktion mit deutschen Kräften unmöglich und auch deutsche 9. Armee isoliert wäre. Eindruck des Zurückgehens würde überdies jetzt noch zögernde Neutrale zur Aktion gegen uns herausfordern, womit dann auch Folgen für Deutschland unabsehbar. Conrad.“

            Mittags kommt ein günstiges Communiqué der Deutschen (vielleicht auch ein bisschen unter dem Einfluss unserer Verhandlungen, die ihnen Stillstand in Frankreich vorwerfen). Ich lese es Freytag vor; Höfer benimmt sich dabei ------, indem er sich auffallend in seine Suppe vertieft.

            3. Armee 12h mittags: Nowé Miasto wird von Russen stark beschossen. Artillerie III bekämpft die feindlichen Geschütze. Eisenbahnverkehr wieder aufgenommen.

            1. Armee 410 nm.: Die Meldung macht den Eindruck, dass die feindliche Vorhut heute nahe an die eigenen Stellungen gelangt und dass morgen in den Mittagsstunden die feindlichen Korps zum Angriff ansetzen können.

            4. Armee. 12h15m nm. Feind greift das XVII derart an, dass herausgezogene neue 4. ITD wieder eingesetzt werden muss.

            2. Armee. 5 Uhr nachm.: Höhe Holownia gewonnen. Stimmung der maßgebenden Leute ist schlecht, ja gereizt. – Kundmann scheint nichts Befriedigendes gebracht zu haben. In Berlin hat sich Ludendorff sehr gegen alle Vorwürfe gewehrt, dass er die Österreicher verlassen wolle.

            3. Armee 44. LITD Nizankowice marschbereit, bedarf nur dringenden Ersatzes an Schuhen und Zuweisungen von Decken.

            1. Armee. 730 nm.: Feind greift mit starken Kräften bei Opatów an; an der übrigen Front tastende Vorhuten. AK rechnet für den 1.11. mit Angriff von 2 Divisionen auf den rechten Flügel X (an der Weichsel), mit einer Fortsetzung des Angriffes über Opatow, mit dem Angriff von 2 Korps gegen die beiden sehr geschwächten Divisionen V und mit dem Auftreten der Vortruppe der 4. Armee gegen I. – X hat zur Verfügung des Korpskommandos nur 1 Brigade. Bei Gozd ein feindliches Detachement zersprengt. Von Mitte eigener Front Vorhuten abgewiesen.

GR nächtigt Kielce-Miedziana. –

            950 nm.: Mit Rücksicht auf das Herankommen der Verstärkungen scheint es nun doppel begründet, daß XX über Wloszczowa gegen jene russischen Kräfte, die unseren Westflügel in den nächsten Tagen zu umfassen drohen, eingesetzt wird; Bitte, in diesem Sinne „bei Deutschem 9. Armee Kommando vorstellig zu werden.“

            9. Armee. 1.11. nur kleine Verschiebungen in bereits vorbereiteter Flankenstellung Wloszczowa-Sieradz. Große Freude über durch Fernsprecher bekanntes Stehenbleiben russischer 4. Armee wegen Nachschubschwierigkeiten.

            2. Armee behauptet, den Feind (34. Infanterie Division, 65. Reserve Division und 4. Schützen Brigade) entscheidend geschlagen zu haben.

            4. Armee: Gegen XVII seit 5 Uhr nachm. an starker russischer Angriff im Gange; da Gefahr eines Durchbruches besteht, wird zum Abtransport bestimmte 4. ITD eingesetzt.

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