Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
01.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
1.11.1914

1. Armee. 730 Nacht ruhig; einige unbedeutende Zusammenstöße, bei welchen die Russen abgewiesen wurden.

            Pflanzer: Oberst Sárkany hielt sich in Czernowitz; Russen sehr große Verluste.

            54. besetzt Sniatyn 30.10.; russische Garnison zog fluchtartig ab. 54. war am 31. im Abmarsch auf Czernowitz, um Arjutinow anzugreifen, musste aber im Sinne erhaltenen Befehles auf Kuty-Korow zurück. Führt Kleinkrieg gegen russische Etappenlinie Sniatyn-Kolomea.

            55. nur Geplänkel (12 Lst. trifft 1.11. Skole ein).

            1. Armee. 9 Uhr vm. 2. brachte gemeldeten Angriff Opatów über Okalina zum Stehen. Gros 45. und 48. IB schwenken zum Angriff gegen Opatów ein. 47.IBrig. auf linken Flügel der 2. ITD eingesetzt. Vordere Front V. nachtsüber Ruhe. Schwacher Feind gegenüber ganzer Front 14. eingegraben. – Bei I. wurden schwächere Kräfte, die bis Trzianka vorgedrungen waren, nachts überfallen und geworfen.

            2. Armee meldet 5 Uhr abends, der Feind soll im Rückzug von Stary Sambor auf Sambor sein; die Armee erachtet die Ausnützung dieses Erfolges für geboten und zwar dadurch, dass sie weiter in nordöstlicher Richtung vorstößt, die 3. Armee sich diesen Vorstoß anschließt und auch die Zurücknahme der Gruppe Pflanzer widerruft und ihr die sofortige Offensive aufgetragen wird. Die Meldungen lauteten im Auszug: 1255 nm. Lage 9 Uhr vm. XII. Südflügel bis ESt. Busowisko in Vorrückung gegen das Dnjester Tal; Gruppe Krautwald: 3 Baone und 40.Lst.Brigade haben Osthang Holownia und Luzek Grn besetzt; Gruppenreserve von 8 Baonen bei Strzylki-Tyszowica in Bildung; 5. 8. K rücken zum IV. ein; 4. K bleibt Lenina-Lawrow.

            9. Armee. GR ist angewiesen, im Raum Checiny-Malogoscz zum Schutz des linken Flügels der 1. Armee zu verbleiben. XX. verbleibt bei Wloszczawa zum Schutz der Flanke des GR. einerseits, zum Schutz des deutschen Armeeflügels bei Noworadomsk. Dieses bildet Lw, das gegenwärtig keine Offensivfähigkeit hat. Angriff deutscher Kräfte gegen russische Umfassung des Flügels 1. Armee kann daher nur durch GRes erfolgen. Bei XX. Offensive wegen Sumpfterrain unmöglich. Falls 1. Armee weiter zurückgeht, besorgt GRes weiterhin Flankenschutz; Raum an und südlich Straße Jedrzejow-Moskaszow, XX. westlich zurückgenommen. – 9. Armee beabsichtigt vorläufig in Linie Noworadomsk-Sieradz zu bleiben.

            1. Armee. 125 n.: Nach mehrfachen Schwankungen um ca. 12 Uhr mittags Angriff der Russen bei Opatów zum Stehen gekommen. Jene Teile der 33., die Waldlisiére Ga. Opucza besetzt hielt, wurden vormittags zurückgedrängt. V. beabsichtigt durch Einsatz von Abteilungen südlich des Waldes Russen zum Stehen zu bringen. Bei X. wurden Angriffe gegen 2 und 45 erfolgreich abgewiesen; Gegen Abschnitt 106. Lst. bei Sandomierz gehen derzeit nur einige Bataillone vor.

            2. Armee sagt. 730 in der Mitteilung an 3. vor Nordflügel und Mitte XII. schien Feind 4 Uhr nm. noch zu halten; Angriff befohlen. – Für 2.11. angeordnet: 4, 5, 8 südlich des Dnjester nach Sambor; XII. hat Höhen südlich Starasopa, nördlich Baczyna und nördlich Wola Koblanska in Besitz zu nehmen.

Übriger Teil 2. Armee hat bis in Linie Koblo str., Sprynka, Podbuz, Zalokiec, Rybnik vorzugehen. Unterstützungsangriff XII. wenigstens durch Artillerie, sehr erwünscht. – Weiters „unterbreitet die Armee der Erwägung“ eine Übertragung der bei Stary Sambor errungenen Erfolge auch auf die 3. Armee und die Gruppe Pflanzer. –

            2. Armee beabsichtigt Gruppe Hofmann dadurch zu unterstützen, dass sie die erste Lst. Brig. von Rybnik gegen Orow und die 1. KTD über Schodnica gegen Drohobycz dirigiert. – Hierauf Befehl an Pflanzer: Gegenüber befindlichen Feind zu binden und Abziehen von Kräften des Gegners aus dem Raum südlich des Dnjesters gegen Flanke 2. Armee zu verhindern. In erster Linie gilt dies für neu verstärkte Gruppe Hofmanns. An Militär Kanzlei wird Meldung erstattet.

            9. Armee. 745 Keine Verbindung zum Gardereserve Korps. Letzteres wolle von den letzten Fernsprüchen (Vorgehen III.Kauk. auf Kielce, Zurückbleiben der übrigen Teile der russischen Armee) verständigt werden, damit es über seine linke Flanke beruhigt, in Kampf bei Kielce morgen eingreifen könne.

            4. Armee. 1235 nm.: XIV. heftiges Artilleriefeuer. Heftige Tätigkeit Misko-Ropradow. Kleinere feindliche Infanterie Abteilung versucht früh, bei Wolka Turebska und Posanie San zu übersetzen.

            3. Armee disponiert im Hinblick auf Erfolg 2. Armee intensive Kundschaftertätigkeit und Aufklärung. III. hat mit XII. Einvernehmen herzustellen und falls dieses Verfolgung aufnimmt, in Staffeln vom rechten Flügel in eigenen Raum gegen Osten vorzugehen.

            1. Armee. 945 nm. V. konnte sich behaupten. X. musste 5 km hinter seine bisherige Stellung zurückgehen. 6 Baone. + Artillerie/43 auf Raków zudisponiert; speziell 33. geringe Widerstandskraft. Auch 5.ITD/I. musste rechten Flügel auf Raków zurücknehmen. Allen diesen Kräften stehen schon jetzt mindestens ebenbürtige gegenüber; im Raum westlich davon kein größerer Kampf. Gegen die beiden linken Flügeldivisionen I. dürften jedoch morgen 5 russische Divisionen von Norden und später 2 Divisionen von Nordwesten ins Gefecht gebracht werden, denen I. keine weiteren Kräfte entgegenstellen kann. GRes wird aufgefordert, einzugreifen, ob möglich ist fraglich. Es wird bereits mit einem Zurückdrängen der 1. Armee oder wenigstens von größeren Teilen derselben gegen die Weichsel gerechnet.

            3. Armee. Gegner überschifft bei Brandwica. Nisko vom Feind genommen; das gleichfalls an ihn verlorene Moskale wieder in eigenem Besitz.

            1. Armee. 1040 n. V anscheinend wieder etwas vorgekommen; Feind bei Opatow gegenüber linken Flügel X. auf tausend Schritt eingegraben. Gegenüber I. starke Kräfte der Garde in Bodzentyn.

            9. Armee. Russen gingen nur bis Pabianice-Piotrków vor. XX: Vorposten wurden von Kavallerie angegriffen.

            1. Armee erhielt Befehl: Abdrängen 1. Armee über die Weichsel muss unbedingt vermieden werden. Nur im Falle unbedingter Notwendigkeit und speziell dann, wenn ein solches Abdrängen ernstlich drohen sollte, darf 1. Armee zurück. Sie wird in diesem Falle in Linie Mierzawa bis Nida Mündung zu gelangen haben. GR. wäre diesfalls aufzufordern, in Raum Naglowice zu gehen. (2 unbedingt in einem Befehle!) – Allgemeiner Eindruck: Ein Krisenabend erster Ordnung; man kommt aber zu keinem Entschluss; sagt der 1. Armee nicht, was in weiterer Zukunft beabsichtigt ist. Man kann sich nicht entschließen, den Rückzug gegen Westen aufzugeben.

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