Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
07.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
7.11.1914

Ich hatte Nachtinspektion und in meinem Ressort recht viel zu tun; zudem regten mich die Ereignisse der letzten Tage – ich meine den unsinnigen Entschluss zum Rückzug so auf - dass ich halb krank bin. Schon jetzt bestätigt es sich aus den verschiedensten Anzeichen: Aussagen von Truppen Offizieren, Töne der russischen Communiqués, Aussagen von Gefangenen, tastendes Vorgehen der Russen, dass nicht nur der Rückzug total unnötig war, sondern diese höchlichst erstaunt sind, dass wir gleich an der ganzen Front ausreißen. Die Herren, die mit dem Kriegsminister kamen, sahen Teile der 3. Armee am Marsch und hatten den besten Eindruck; speziell das 3. Korps soll großartig marschieren. Die Leute sehen wohl müde aus; man kennt ihnen die Strapazen an; ihre Haltung jedoch sei wie auf dem Exerzierplatz. Alles ist verzweifelt und entrüstet, dass die Armee zurück muss die Offiziere weinen… immer dasselbe Lied. Vielleicht hätte es eines Tages, einer Nacht noch bedurft und wir hätten gesiegt; es eines Tages, einer Nacht noch bedurft und wir hätten gesiegt; nun ist Galizien beim Teufel und wir können günstigstenfalls die Quadrille wiederholen. – Meldungen:

            4. Armee. 630 nm.: XIV. Bei Beginn des Rückmarsches Nachhutgefecht an Est. Jaslany. Aus Gegend östlich Polaniec (nördlich der Weichsel) feuerte Vormittag feindliche Artillerie auf eigene Artillerie südlich der Weichsel. 41/XVII wurde beim Marsch von Bratkowice (nordöstlich Rzeszow) gegen Czasna von feindlicher Kavallerie mit MG beschossen. 4 feindliche Geschütze feuerten zu gleicher Zeit von Budy nordöstlich Bratkowice. Gegner wurde zurückgedrängt. Vormarsch des russischen XXI. von Sokolow-Rakszawa und Zolynia gegen Lancut und Rzeszow festgestellt. – 13. ist abtransportiert. Fußtruppen/II gehen, wie gemeldet, von Dabie, Debica, Pustynia und Czama voraussichtlich bis 9.11. 9h vm.; Artillerie, Kavallerie und entbehrliche Trains werden 9/19. vielleicht auch 11. XI. von Tarnow und Hotwina gehen.

            2. Armee 9h nm.: Feuergewehrstand, wenn Marschkompagnien eintreffen.

Notwendigkeit, dass den Truppen Marschformationen, oder doch Landsturm Brigaden folgen; nicht als operativ selbstständiger Körper, sondern nur das Eindublieren in die Front. Russen sind uns im raschen Ersatz der Gefechtsverluste (durch Reichswehr Einheiten) entschieden über. Auch Pferdeersatz für Artillerie dringend notwendig.

            2. Armee. 9hnm. VII. 20 L. Sanok, Rymanow, Henriquez Dabrowka; XII: 16 Szczawno-Kulasne, 35. Brzozowiec-Tarnowa, 22. Zagorz-Postolow, Szczawne; 105. Lst. Hoczow-Nowowolki; 103 Lst. Postolow-Zagorz; Krautwald Lalowiska-Dwernek-Smolnik. – IV: 38. in Linie Roslucz-Krjowiec-Zwihonka-Mazusa, 31. nach Sianki abgerückt.

            2. Armee. 10.15 nm. Feind passiv; 38 Division noch immer auf den Höhen nordöstlich Turka. – Armee Kommando stellt Berichterstattung über die an 3. Armee abzugebenden Teile ein.

            Deutsche. Abtransport der 9. Armee zwischen Weichsel-Warta im Gange. Versammlung kann 11./7.x) beendet sein.

            1. Armee.

            X. Ivanowice

           

x) Es steht deutlich 7., doch muß dies ein Irrtum sein und soll wohl 11. heißen.

 

45. Wieszbus-Zembocin (feindwärtige Linie)

            24. Jazdowiski-Prosowice

            2. Homniki-Piotrokowice

            14. Im Anschluß nördlich – Prandaun – Rückmarsch ohne feindliche Einwirkung

            11. K. Sczepanowice

            35. Lst. Br. Prostkow

            33. ? Gefecht westlich Raslawice

            Abfahrt Staffel d) 10.11. 8 Uhr vorm.

1 Koffer 9.11. 10h vorm. verladen. – 8./11., 9./11.

            Deutsche. Oberbefehlshaber verwahrt sich dagegen, dass seine Maßnahmen die Operationen des österreichischen Heeres ungünstig beeinflussen. Der neue Aufmarsch der 9. Armee ist beschlossen worden, nachdem nicht mehr Aussicht vorhanden war, dass die erste österreichische Armee mit ihrem rechten Flügel standhalte. Von dem Entschluss wurde das österreichische AOK sofort verständigt. Es hat Einwendungen nicht erhoben. Ein energisches Handeln liegt jetzt im beiderseitigen Interesse. Der Vorschlag des Oberbefehlshabers über Verwendung 1. Armee hat sich allein auf strategische Momente gegründet. Der Oberbefehlshaber hatte geglaubt, dass die österreichische Armee bei Krakau mit dem linken Flügel in der von ihm vorgeschlagenen Stellung den Entscheidungskampf aufnehmen würde. In dieser Auffassung wurden auch Zusagen für die Verwendung deutscher Truppen gemacht. Durch die für erste Armee getroffenen, von seinem Vorschlag abweichenden Maßnahmen, die als nicht günstig angesehen werden, ist Oberbefehlshaber erneut in eine Zwangslage geraten, die ihm die Pflicht auferlegt, neue Entscheidungen zu treffen. Sie werden im Sinne gemeinsamer Interessen gewählt werden. – Fleischmann glaubt, dass der wahre Grund der Wegziehung des Gardekorps nicht die geänderte Verwendung der 1. Armee sei; vielmehr sei diese Wegziehung beschlossen worden, weil neuerliche Bitte um Verstärkungen aus dem Westen abgeschlagen wurde und die aus Ostpreußen antransportierten Truppen sich in keinem guten Zustand befinden sollen.

            Antwort: (nur das Wesentliche) AOK hatte keine Kenntnis, dass Belassung des GRK. zum Flankenschutz 1. Armee nur dann aufrecht bleibt, wenn Zurücknahme 1. Armee im Sinne der vom Hauptquartier Ost gemachten Vorschläge erfolgt. Linie Skala-Kromolów dem Hauptquartier seit 3.11. bekannt. Auf schwerwiegende Bedenken gegen anderweitige Verwendung des GRK. wird nochmals aufmerksam gemacht: Freigabe der Richtung Oppeln-Breslau, Bedrohung des wichtigsten Raumes Kattowitz-Tarnowitz und der dortigen Bahnen. Mit Rücksicht auf ehestens zu treffende Maßnahmen für die Sicherung der linken Flanke der 1. Armee und ihre Verbindung mit der Gruppe Woyrsch wird um rascheste Bekanntgabe der dortigen Entschließungen hinsichtlich des Gardekorps ersucht. Welche Teile dieses Korps werden zu anderer Verwendung abgezogen, und wann. – Soweit also ist diese Fehde gediehen!

            Weiters ein wichtiger Befehl für den Abtransport 2. Armee; Direktiven für den Rückmarsch. 7./11. 130 nm. Gesamtlage erfordert den Zusammenschluss und die Verstärkung des linken Flügels unserer Armeen, um den russischen Vormarsch im Raum nördlich der Karpaten abzuweisen.

            1. Armee gelangt am 8. November in eine Aufstellung nordwestlich Krakau bis Ogrodzienica-Kromolow und wehrt den feindlichen Angriff ab. Links von ihr sichern Teile der 9. Armee an der Warta bis Czenszochau.

            4. Armee, deren II. am Bahntransport zur 1. Armee begriffen ist, gelangt am 8.11. mit dem XIV. und VI. hinter den unteren Dunajec und lässt XVII möglichst rasch folgen. – Die Armee hat bereit zu sein, unter Deckung am Dunajec über die Weichsel vorzustoßen, um den der ersten Armee folgenden Feind in Flanke und Rücken anzugreifen.

            2. Armee wird mit IV und XII mit Bahn an linken Heeresflügel verschoben. Die südlich und sw. Przemyśl verbliebenen Teile (VII, 20., 28. LITD., 1., 5. 8. K, 103, 105 Lst., 1, 2, 17. Lst.Br.) werden dem 3. AK. unterstellt.

            Die derart verstärkte 3. Armee hat die Aufgabe, ein Vvordringen der beiderseits Przemyśl vorgehenden feindlichen Kräfte, sei es in westlicher Richtung durch Galizien, sei es über die Karpaten zu bekämpfen, mindestens aufzuhalten. (Hartnäckige Verteidigung der Karpaten Übergänge, allerwichtigste Verwendung der Hauptkräfte). Eventuell bereit, dem Druck des Feindes auszuweichen, wenn Feind mit starken Kräften über die Karpaten durchdringt, diesem Angriff südlich des Gebirgskammes entgegen treten. – Einklang mit Armeegruppe Pflanzer, der Verteidigung der Karpaten Übergänge über Verecke und östlich zukommt.

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