Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
11.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
11.11.1914

Nachtmeldungen: Gruppe Hofmann: Situation im großen unverändert. In Synowodsko wyzne 2 feindliche Bataillone durch Feuer des Panzerzuges und vorgeschobene Kavallerie überraschend angegriffen und mit großen Verlusten über Stryj Fluß zurückgeworfen. – Morgen werden 1 ½ Bataillone auf Vysocko Wyzne und Mochnate vorgeschoben. – GM. Janiczek bei Solotwina mit stärkerer feindlicher Kraft bi abends im Gefecht; eigene Gruppe hält vorläufig Stellung.

            Przemyśl: Situation vor Ost-, Süd- und Westfront unverändert. – Im Raum Radymno, Sosnica-Dusowce Truppe der 9. ITD und 78. Res. festgestellt. Heute vormittag (10/11) große Trainbewegung nördlich Dobromil beobachtet.

            Auswaggonierung 2. Armee: XII wird anfangs Tost-Langendf, IV Malavane-Stanisch-Guttenberg versammelt. Erste Transporte dürften 11.11. früh auswaggoniert werden, Kampftrains 16.11. beisammen sein.

            Krakau: 45. ITD hat 11.11. aus dem Raum Krzeszowice-Rudawa in Richtung Mydlincki-Rzaska zu rücken, um bei einem feindlichen Angriff auf die 1. Armee von Süden her angreifen oder beim Angriff des Gegners auf die Festung Krakau bei der Verteidigung der Festung mitwirken zu können. – 45. wird auf jeden Fall Festungsbesatzung von Krakau bleiben. – (Folgen recht unklare Bestimmungen über den Zeitpunkt der Befehlsergriffenheit über 45. und 106. Lst.I.)

            10.11. 10.15 nm. 9. Armee. XXV R Thorn und nö.; XX Hohensalza-Moyilno; XVII Gnesen; XI Wreschen Miloslaw-Neustadt; 6. und 9. K. 10/11. früh zur Verschleierung bevorstehender Offensive zwischen Weichsel und Warta in Feindesland eingebrochen. 11.11. Annahme Ausgangs Gruppierung 9. Armee unter Heranschiebung an Granze; 12.11. Beginn der Offensive. – Über die für 10.11. befohlene Unternehmung der 7. und 8. KTD gegen das bei Krzminek festgestellte Kavalleriekorps Nowikow noch keine Nachrichten. –

            Oberstleutnant Heye soll den geschilderten Eindruck beim 1. AK gehabt haben. Er versichert steif und fest, dass man ihm gesagt habe, 1. Armee könnte sich höchstens 1 Tag halten.

            3. Armee schickt eine spezielle Begründung über ihre Gruppierung; sie fand momentan keinen Grund, mehr Raum aufzugeben.

            3. Armee Abend Situation 10.11.: 4. KTD stand seit 11hvm. im Kampf bei Pulonki mit einem feindlichen Detachement, das von Strzyszów vorgerückt; ging gegenüber feindlicher Infanterie aus Wielopolje auf Höhen nordöstlich Frysztak zurück. Weiterer eventueller Rückzug auf Warszyce. – Korps hat anbefohlenen Raum fast kampflos erreicht.

            1. Armee 10hvm. Die über Nacht eingelangten Meldungen verändern das Bild über den Gegner nicht. Aufklärungsschleier vor der eigenen Front (Kavallerie und schwache Infanterie) verdichten sich. An Straße Miechow-Wolbrom und bei Skala stärkere Kavallerie. Vor dem Kavalleriekorps und Gruppe Tschurtschenthaler war gestern Abend der Raum bis an die Linie Zebrowka-Biala wk vom Feind frei. Von II bisher eingetroffen: Bis 10.11. abends 4 Bt/25 Bundzin, 6 Baone/4 nach Mrzyglod-Marcisew, wohin auch Gruppe Fml. Stöger-Steiner. Für gestern Abend erwartet 3 Bataillone, 1 Sappeur Kompagnie, 1 Reserve Eskadron bis heute früh nicht auswaggoniert; dafür aber eine FHB Div.

            3. Armee. 4 KTD ging abends nach Warzyce-Przyski zurück. Feindliche Kavallerie, auffallend frisch und neu ausgerüstet, erreichte abends Frysztak, dahinter stärkere Infanterie Kolonne; Feind besetzte gestern Nachmittag Bszostak-Nawsiebszosteckie-Wolabszostecka. – Eben Meldung von XI: starke feindliche Kolonne in Vorrückung von Fr. hat 6.20 vm. Lubla erreicht; 4. K. wurde nach Czerma befohlen; eventuelle Zurücknahme des Korps vorläufig in Abschnitt nö. Briecz in Aussicht genommen. Bei IX und III Nacht ruhig. Feind hat hier Wislok bie Fskszynia auch mit kleineren Infanterie Abteilungen erreicht und bisher nicht überschritten. Feindliches Detachement a.W. nächtigte Jasionica. VII: Eigenes Detachement bei Bukowsko wurde 10/11. nm. angegriffen; Verstärkungen dorthin disponiert, um Gegner zurückzuwerfen. – Karg bricht dispositionsgemäß Gefecht ab unter Schutz der Dunkelheit und geht gegen Uszok Pass zurück.

            4. Armee. Über Ereignisse während der Nacht keine Meldung. 106. abmarschiert. VI und XIV erreichten Kantonierung erst gegen 9-10h nm. – Feind südlich Weichsel folgt nicht, scheint an Wisloka mit XVIII aufzuschließen. Nördlich der Weichsel Infanterie gegenüber 13. Bzezko nowi-Wawrzinczyce; bei Spitary (nördlich Bscsko) feindliche Artillerie.

            Befehl für Bereitstellung 4. Armee. (Abgegangen an 1., 4., 3. AK und Festung Krakau 11/11 zwischen 2h und 3.30 nm). Nach Bekanntgabe feindlicher Situation (russische 4. Armee scheint sich zu einem Angriff gegen westen zu gruppieren; über 9. keine Nachricht, nur XVIII soll westlich Wisloka aufschließen) und der Verteidigungsstellung der 1. Armee: 4. Armee hat sich am 12.11. mit dem Gros der Armee im Festungsbereich von Krakau am Südufer zu einem Vorstoß über die Weichsel in nördlicher oder nordöstlicher Richtung bereitzustellen. Schaffung zahlreicher Übergänge; Durchführung des Angriffes wird befohlen. Deckung südlich der Weichsel unter Ausnützung des Wirkungsbereiches der Süd- und Ostfront: Landsturm Brigade der 4. Armee, XVII und den Kavallerie Divisionen übertragen.

            Nachts werde ich um 12h gerufen wegen einer angeblich sehr dringenden Anfrage des Oberkommandos Ost über die politischen Dinge: Rumänien, Bulgarien u.s.w. Austragung in Gegenwart von Oberst, Slamecka, Christophori und Buzek in einer dienstlich ganz unmöglichen, dazu sehr leichtfertigen Weise. Ich gebe ruhig meine Meinung ab und sage, diese Antwort müsse man sich doch überlegen. Natürlich heißt es sofort, sofort; obwohl niemand eine Ahnung von der Sache hat. ich spreche noch mit Wiesner, stelle die ganze Sache klar und habe das Konzept bis 1h30m vm. fertig, übergebe es Hatzl, dem Inspektionsoffizier. – In der Früh liegt es noch am Tisch des Obersten; also gar so dringlich war die Sache nicht. Ich habe den Eindruck, dass man sich nur einen Spaß leisten wollte, indem man mich, der ich immer zeitlich im Bett bin, auch einmal heraus trommelte. Übrigens war ich der Einzige, der alle 5 Sinne beisammen hatte und in solcher Stimmung werden dann die völkerentscheidenden Befehle geboren!

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