Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
16.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
16.11.1914

3. Armee Situationsmeldung 10h vm.: XI nimmt Gruppierung an. 11. KTD dürfte 15 in Raum Tuchow-Jakliczyn kombinierte KTD und GK Brig. (unter Zurücklassung von 1-2 Regimentern südwestlich Krosno) in Gegend bei und westlich Jaslo gelangt sein.

IX und III Lage unverändert. VII seit gestern abends hauptsächlich an der Chaussee über Komancza, Radoszycze eingegraben; Gegenangriff im Gange.

            Woyrsch hat 930 Eindruck, dass gegen Front Zarki-Redziny 9 russische Divisionen angehen und Nordflügel der gegen die Gruppe eingesetzten Kräfte über Popów vorrückt. Eindruck, dass Feind gleichzeitig Angriff aller gegen die Gruppe angesetzten Kräfte beabsichtigt. – AOK fügt bei (bei Weitergabe an erste Armee), dass nach Radiodepesche das russische V. nach Diatoszyn-Siemkowice zu marschieren hat. –

 

Weiters: „Allmählicher Übergang ganzer erster Armee zum Angriff wird Gruppe Woyrsch zu entlasten haben“.

            4. Armee. Angriff verzögert sich und ist aus bekannter Linie erst 9 Uhr angesetzt worden; daher bis jetzt (240 nm.) kein wesentliches Resultat. (Auch Friktion beim Durchziehen durch Krakau und Verzögerung des Brückenschlages bei Rybitwy, östlich Krakau). – Wegen dieser Sache noch abends größte Aufregung, Chef und Metzger wütend. – Kless meldet 330 nm.: Armee um einige Kilometer kampflos vorgekommen; nun Feind nachgehen, stellenweise bereits heftiges Gewehrfeuer.

            Abtransport 2. Armee: Von uns rollen jetzt in 24 Stunden 36/100 Achser heran; selbst die Deutschen können diese nicht übernehmen (größte Gleiseanlage der Monarchie ist Oderberg).

            Kavalleriedivisionen 3. Armee: 1. Homonna, 5. Bartfa der Stärke nach höchstens Geschützbedeckungen. 8. (800 Reiter) bei Gruppe Karg; dort ziemlich zerstreut. – 1. hatte gestern in Homonna nebst Artillerie und MG Abt. 112 Reiter. (!) –

            1. Armee. X bleibt, da Angriff in sehr schwieriges Terrain gekommen wäre, auf der Höhe westlich Saspow-südwestlich Suloszowa.

            2. Armee. 740 über Feind keine Klarheit. Zweifel ob rückgängige Bewegungen, worüber mehrfach Nachrichten oder Angriff bevorstehend, wie eine Mitteilung aus Breslau sagt. – Eingetroffen: 31-3-18 (schwere Batterien eingerechnet). – Kavalleriekorps 16.11. mittags Rudniki, hat 17.11. Wielun zu rücken und dort Flanke 2. Armee zu sichern. Deutscherseits bekannt geworden, dass Glt. Menges Auftrag hat. 17.11. Vorrückung auf Wielun anzutreten.

            4. Armee. 7.45 nm. Gruppe Arz angewiesen, energisch über Rzeplin (östlich Skala) vorzugehen, um Offensive 1. Armee zu unterstützen. Seit 3 Uhr nm. Kampf an der Straße nach Roszowice.

            3. Armee. 8 Uhr nm. Situationsmeldung 6.30 nm. Vor XI Bild über Feind unverändert. IX., III. Ruhe. Aufklärung vor diesen beiden Korps lässt auf Verschiebung des starken Kavallerieschleiers gegen Westen schließen. Westlich Wisloka abwärts Pilzno überhaupt keine feindliche Infanterie. Auch Marsch zweier Kolonnen über Kormeo und Stryszow gegen jaslo. – Gegenagriff VII. machte auf den höhen beiderseits der Straße WH. Beskid-Radoszyce langsam Fortschritt; doch hielt sich Gegner noch an Straße selbst nördlich W.H. und hat nachmittag Verstärkungen gegen Dolzyca vorgeschoben. Es scheint hier Gros VIII. und XXIV. angesetzt zu sein. – Krautwald erreichte 15.11. nach starkem Nachhutgefecht die vorbereitete Stellung auf der Passhöhe südlich Cisna; dieser Ort von starker feindlicher Infanterie besetzt. – Resultat des Vorstoßes der Gruppe Karg bisher nicht bekannt. Gruppierung der Gruppe Colerus für 17.11. derart verfügt, dass zwischen Linie Dukla-Sanok und dem Beskidpass gegen Osten die beiden feindlichen Korps (VIII und XXIV) angreifen kann.

            1. Armee. 950 nm.: Feind verstärkt sich in Frotn gegenüber Michalowka-Kromolów. 5-6. Division hart an der Front, die morgen angreifen dürften. – Eine weitere Meldung sagt: Feind ist im Laufe des Tages längs der ganzen eigenen Front mit den vordersten Abteilungen bis in den Artilleriebereich vorgegangen und hat sich eingegraben. Stellenweise weichen diese Abteilungen unterm eigenen Artilleriefeuer wieder etwas zurück. An einzelnen Punkten brachte Gegner auch Artillerie ins Feuer. In der Mitte der Front der Armee Gegner energisch vorgegangen, auch schwere Artillerie ins Feuer gebracht. 11 Uhr nm.: 17.11. ergreift ganze erste Armee Offensive. (Ging vom rechten Flügel; unterstützt Eingreifen in den Kampf des VI. bei Skala).

            Woyrsch. 925 nm. Disposition für 17.11.: Armeegruppe wird mit rechtem Flügel und Mitte ihre Stellung halten und sich mit linkem Flügel zum Angriff bereitstellen: 4. LD und Schmettau bereit, in östlicher Richtung zur Unterstützung der 3. LD einzugreifen oder in Richtung Noworadomsk vorzugehen. Österreichische 2. Armee folgt links rückwärts gestaffelt, stets bereit einen etwaigen Vorstoß aus nordöstlicher Richtung abzuwehren. Kavalleriekorps Hauer über Dzialoszyn in der Richtung Kamiensk und gegen nördlich davon.

            4. Armee. 1150 nm.: Fml. Nikić bricht (mit ½ 41 und kombinierter Lst. Division) 4h früh aus Widerstandslinie auf, um Linie Bochnia-Rabamündung zu erreichen. Klärt mit 10.K. bis Dunajec auf, verhindert Feind auf nördliches Weichselufer überzugehen. – 6K.: Aufgabe der Verschleierung des Marsches des XI. bleibt aufrecht. Disposition für 17.11. befiehlt Fortsetzung des Angriffes südlich der Linie Rzeplin-Wczesow-Raclawice; XVII folgt hinter rechtem Flügel auf Brzesko.

            9. Armee. Vor Front 9. Armee gegnerische rückgängige Bewegungen auf der ganzen Linie. Bisher 26000 Gefangene, über 70 MG. und zahlreiche Geschütze. – Absicht 9. Armee: Mit 1-2 Korps weiter Angriff auf Plock, mit Gros der Armee Stoß über Uniejów-Leczyca-Piatek südostwärts. Nach allen Nachrichten Gegner in ganz Polen Rückzugabsichten. – Beim Vorstoß Direktion für linken Flügel Direktion Koluszki. Kavalleriekorps, 6. und 9. KD muß morgen (17.11.) dahin. – Hauptquartier Ost läßt auch Gruppe Kalisch und Kempen auf Warta-Sieradz-Wodawa in allgemeiner Richtung Łódź zur Verfolgung vorgehen. Hauptquartier Ost lässt ersuchen, diese allgemeine Offensive deutscher Armee durch sofortige Aufnahme der Vorrückung der 2. Armee, Gruppe Woyrsch, 1. und 4. Armee zu unterstützen, um den Abzug des Gegners soweit zu stören, dass ein wirksames flankierendes Eingreifen der 9. Armee in südöstlicher Richtung möglich wird. – Weitere Absichten bezüglich Verwendung der in absehbarer Zeit erhöhten Verstärkungen: 1 neues Korps und die durch das Zusammenschieben der verbündeten Kräfte bei der Verfolgung in Polen ohnedies verfügbar werdende G Div. der Gruppe Woyrsch nach Ostpreußen, um Gegner dort nunmehr völlig zu vertreiben. Inzwischen Aufmarsch von 4-5 anderen neuen Korps in Linie Thorn-Neidenburg und Offensive derselben über unteren Narew in den Raum östlich Warschau. –

            Ergänzung zur Nachmittags-Situationsmeldung: VI. sib. und stark dezimierte V. sib. durch deutsche I. und XXV Res. in Gegend knapp südwestlich Plock zurückgedrängt. Das von Sierpe heranbefohlene VI. russische Korps, da durch Festungsbesatzung Thorn in Flanke angegriffen, 16.11. bei Plock nicht eingegriffen. Reste II. russ. Kps. aus Gegend Kutno südostwärts gewichen. – Bei Lowicz Kavallerie – und Infanterie-Detachement XX. Vortruppe des Gros des letzteren bei Piatek. Auch Kavalleriekorps dort vermutet. XVII südlich Leczyca, XI östlich Unjejów im Kampf mit XXIII und II sib. gestanden. 3.G. nordwestlich Klodawa, Gouverneur von Warschau gefangen.

            Befehl für Aufnahme der Offensive am 17.11.

            Feind in Russisch Polen zieht infolge siegreichen Vordringens der 9. deutschen Armee seinen Nordflügel (2. und 5. Armee) gegen Nordosten zurück. Gegen Armee Woyrsch und Nordflügel 1. Armee ging Feind 16.11. nur zögernd vor. Möglicherweise auch bei russischer 4. und 9. Armee Rückmarsch beabsichtigt. – Setzen russische 4. und 9. Armee am 17.11. Angriff fort, so müssen sie abgewiesen und durch Umfassung von Süden her geschlagen werden: greift der Feind nicht an, oder geht er sogar zurück, so hat eigenerseits energischer Angriff zu erfolgen.

            4. Armee: soll Linie Nidzica Mündung-Reclawice erreichen, bei der weiteren Vorrückung stets um soviel vorwärts sein, mit starken rechten Flügel entlang der Weichsel. Am Südflügel nimmt Fmlt. Nikić Vorrückung nach Osten auf, erreicht Bochnia und sichert die Südflanke der 4. Armee.

            1. Armee greift, vom Südflügel beginnend, an und verfolgt mit X. rechter Flügel über Skala-Szczepanowice-Marchowice. Erreicht Markocice-Michów-Pilica bis Szezokociny.

            Woyrsch erreicht Pilica bei Koniecpol-Ln Amm; Schmettau im Staffel nördlich, 2. Armee auf Popo-Dzialoszyce. Sollte Feind Angriff fortsetzen, so ist er in Front abzuweisen; Gegenangriff 35. Res. Div. und 2. Armee vom Nordflügel.

            3. Armee behält ihre Aufgabe. XI Limanowa-Szwidnik.

            Nachrichten Resümee über Feind: 2. russische und 2 Kps/5. Armee im Abschwenken nach Norden gegen Bsura-Ner Linie.

            4. Armee bis Linie Koscielec-Czepurka-Kromonow auf Geschützertrag gegen unsere Stellungen vorgerückt.

            9. Armee beiderseits und südlich Wolbrom, gegen linken Flügel 4. Armee etwas versagt. – 2 Korps nördlich und östlich Krakau eingegraben. XVIII Skalbmeciz.

            3. Armee soll Dunajec bei Tarnow-Zabno erreich.

Gros 8.: im Vorgehen aus Raum Rymanow-Bukowks-Baligrod nach Süden gegen eigene Kräfte am Karpatenkamm. –

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