Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
21.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
21.11.1914

4. Armee. Vormittag beginnt Feind vor Front XVII. Korps zurückzugehen. Truppen Ansammlung in Iwanowice von den 30,5cm Mörser geworfen. Rücksichtsloser Angriff der ganzen Armee befohlen. – XVII und XIV erreichen nachmittag den Szreniawa-Bach abwärts Przeslawice; bei Iwanowice und Skala verstärkt sich der Feind. Abends, in der Dunkelheit, Stützpunkt auf Höhen n. Proszow abgewonnen.

            Pflanzer. Von Gruppe Pflanzer wird die 56. ITD zur 3. Armee abgehen. Bei Gruppe Höfer Kampf bei Tucholka; Feind bei Tiha erneut (von dem Detachement N. Rosztoka) angegriffen und geworfen.

            Przemyśl. Ausfall am 20. in südwestlicher Richtung, um Abziehen von feindlichen Kräften zu verhindern; über 100 Gefangene gemacht, geringe eigene Verluste. Feind aus vorderen verschanzten Stellungen geworfen.

            Woyrsch. 1235 nm. Südflügel XII und Schmettau im Angriff; neu befestigte Stellung des Feindes, die auch Wiklow her angegangen wird. Warte-Übergang südwestlich Noworadomsk in unserem Besitz.

            XII. bis abends 400 Gefangene gemacht.

            Bei der Armeegruppe Woyrsch blieb die Front bis über Koscielec hinaus unverändert; der Nordflügel des XII. Korps nahm Wiklow, griff den Gegner dort in Flanke und Rücken an, brachte ihm sehr schwere Verluste bei und machte 800 Gefangene. Dagegen war die bis nahe an Noworadomsk vorgedrungene 31. Division des IV. Korps durch drohende Umfassung ihres nördlichen Flügels mittags gezwungen, in die gute Stellung bei Brzeznica in der Absicht zurückzugehen, sich dort mit den nahenden Verstärkungen zu vereinigen. Die Division hat Auftrag, sobald die ersten mit Lastautos und Vorstaffel herankommenden 5 Bataillone der 32. Division eintreffen, den Gegner wieder auf Noworadomsk. R. zurückzuwerfen. Angriff südlich der Warta wird trotz des feindlichen Vorstoßes nördlich des Flußes fortgeführt.

            Ljubičić . 5 Uhr nm.: Feindliches Kavalleriekorps Limanowa eingerückt; eigener Korps Train XI im Marsch von Nowytarg nach Jordanow wird durch Gendarmerie in der Aufstellung östlich Rabka gesichert. – Nikić und 11. ITD setzten Angriff fort. – 6. KTD 130 nm. Myslenice eingetroffen. Vom Feind nichts bekannt. – 815 nm. Gruppe Nikić gewann bis sw. Uscie solne Raum, beabsichtigt, sich durch nächtlichen Überfall Luft zu machen und früh mit Gruppe Nikić und Teilen der 11. ITD längs Raba und Weichsel vorzustoßen, während sich die übrigen Teile der Gruppe in ihrer Stellung zu behaupten hätten.

            3. Armee. Gruppe Krautwald wurde nachmittags von überlegenen feindlichen Kräften zurückgedrängt und wird sich bei Takcsany festsetzen. Gegen gleichfalls starken, auf Alsóalmás anmarschierenden Feind 1 Brigade von Mezölaborcz über Virava disponiert. VII. Korps mußte mit rechtem Flügel in eine 2. Stellung, mit linkem vor einer über Wislok WK vorgegangenen Division auf die Grenzhöhen n. Vidrány zurückgehen; wurde nachmittags hart bedrängt, konnte sich jedoch halten. Auch gegen rechten Flügel III. Korps spricht sich – über Jasliska – starker Angriff aus; linker Flügel warf den von Mzana her angreifenden Gegner zurück. IX. Korps, nach schwierigem Marsch auf vereisten Wegen vormittags mit Tete Division an den die Höhe s. Konty und sw. Iwla haltenden Feind, mit Korps Division bis Zydowsiop gelangt; beabsichtigt für 21. bei Tagesgrauen mit 3 Brigaden aus dem Raum südlich Krempna gegen Osten vorzustoßen.

            Gruppe Karg hat Befehl, Révhely zu erreichen und 21.11. in Richtung Czirokufala einzugreifen; voraus die 8. KTD zeitlich früh von Mczás.

            IX. gelangte nach schwierigem Marsch auf vereisten Wegen mit der Tete Brigade bis an den die Höhen s. Konty und sw. Iwla haltenden Feind und gruppierte sich im Laufe des Nachmittages im Raum südlich Krempna mit 3 Brigaden zum Vorstoß in östlicher Richtung. –

            Befehle: 4 Uhr nm.: Befehl für die Verfolgung an 1., 4. Armee und Woyrsch. 4. Armee mit rechtem Flügel voraus in Linie Nidzica-Mündung-Raclawice-starke Sicherung an Weichsel, um jeden Übergang des südlich des Flusses vorgehenden, von unserem XI. Korps bekämpften Feindes zu verhindern.

            1. Armee verfolgt mit Südflügel (V) über Marchocice-Miechow-Zarnowice-Szczekociny, X. mit allen drei Divisionen und 35. Lst.I.B. nach Wegnahme von Skala und Rest nach unmittelbarer Verfolgung sammeln; zur Verfügung des AOK. – Nordflügel 1. Armee allgemeine Richtung Jedrzejów, um Feind von Bahn und Straße nach Iwangorod abzudrängen. Woyrsch verfolgt nördlich der 1. Armee, mit dem Nordflügel über Przedborz möglichst ausgreifend voraus.

            9. Armee. Situation bei Łódź äusserst verwickelt und noch nicht voll zu überblicken. Es scheint aber, dass die Russen die Hoffnung, sich aus der deutschen Umklammerung zu retten, nicht aufgegeben haben. Sie versuchten, sich durch Offensivstoß Luft zu schaffen, von denen einer in der Richtung Kazimierz die deutsche Front vorübergehend zurückdrückte, während der andere, aus dem brennenden Łódź nordostwärts geführt, abgewiesen wurde. Wola Rakowa, Brzgow und Tuszyn in deutschen Händen. Nördlich der beiden ersten Orte wehrt sich ein russisches Korps mit Front gegen Süden, während die beiden letzteren von einem Kavalleriekorps und Teilen der westlich Pabianice kämpfenden russischen Kräfte angegriffen wird. Zur Deckung des Rückens der 9. Armee kämpft 1 Brigade und 1 KTD nö. Brzeziny gegen Teile eines von der Kampffront südlich der Weichsel über Lowicz herangerückten Korps, welchem wieder Teile des bei Ozmolin-Gabin fechtenden deutschen 1. Reserve Korps, gleichfalls über Lowicz nachrücken. – Russen hoffen noch eine Brigade nach Skierniewice heranzubringen. – Festungsreserve Thorn übersetzt Weichsel bei Plock und sichert den sich im Raum nw. Gorlice gegen das in Front Starozseby haltende, durch eine Kavallerie Division bei Bodjanow und eine Kavalleriebrigade bei Raciaz verstärkte russische VI. Korps, gegen welches die Grenzschutz Truppe von Strasburg und Lautenburg bis Lelice und Biczun heranrückten. Das turkestanische Korps noch immer bei Przasnycz-Cmechanów; letzterer Ort war Marschziel für die Festungsreserve Graudenz, hinter welcher die neue 4. KD bei Mlawa eintraf. – Stimmung gut, wenn auch noch nicht sicher; ich halte aber den deutschen Sieg bei Łódź für gewiß; hoffentlich bringt er auch die Kriegsentscheidung, nämlich die Entscheidung des Weltkrieges. Mit meinen bescheidenen Kräften setzte ich in letzter Zeit alles daran, um wenigstens die Bulgaren in Schwung zu bringen; vielleicht hat es ein ganz klein wenig beigetragen.

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