Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
23.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
23.11.1914

Mittags geht wieder ein langes Telegramm nach Mézières, das die unbedingte Notwendigkeit des raschen Antransportes von mindestens 10 Divisionen betont. Ich vertraue noch immer auf die Deutschen; erstens glaube ich, dass sie sich gut aus der schwierigen Lage ziehen werden, zweitens kommen ja Verstärkungen. Aber wo! Diese schreckliche Operation aus Krakau heraus! Und die Operation des „energischen“ Boreović! –

            Meldungen: 3. Armee hat zwischen Verecke – und Duklapass die aus 11 Divisionen bestehende russische 8. Armee, bei Zmirgrod 1 I.Brig. des X. Korps und eine Kavallerie Brigade der russischen 3. Armee gegenüber. Befehl über die aus Raum Révhely-Bczezna operierenden Kräfte wurde Fmlt. Br. Attems übertragen. Teile dieser Gruppe decken bei Sóhát und Sólak gegen den Uzsoker-Pass, über welchen eine russische Division und eine Schützen Brigade vorgingen. Die auf Czirokujfola dirigierte 8. KTD und 2 Lst.Brig. machen sich noch nicht fühlbar. Gros der Gruppe – 38. ITD – geht wegen günstiger Wegverhältnisse auf Takcsany vor. Diese Kolonnen dürften auf das offenbar auf Homonna dirigierte russische XXIV. Korps stoßen. Starke feindliche Kräfte bereits in Szinna, vorderste Abteilungen Homonna. Gruppe Krautwald ging in Stellung bei Barkó zurück; neue 200. und 201. Honvéd Brigade waggonieren Nagymihály. Von den auf Alsóalmad vorgegangenen Kräften des russischen VII. Korps wandten sich Teile nach Süden, andere auf Virava. VII. Korps vermochte überlegenen Angriff durch 2-3 Divisionen und 1-2 Schützen Brigaden nicht standzuhalten und wurde in Nacht zum 23. westlich der Laborcza in die Linie südlich Laborczev-Laborczfó, wo die 28. ITD anschließt, zurückgenommen. Teilweise Nachhutkämpfe. – 5. KTD unverändert Bartfa, 4. Rytso. Linker Flügel des III. und IX. Korps ging, da ihr Angriff nicht durchdringen konnte, in die früheren Stellungen zurück.

            Pflanzer: Op. 890. Feindliche „Dunajec Gruppe“ besteht aus 4-5 Reserve und Reichswehr-, dann 4 Kosakendivisionen.

            9. Armee: Gegen die 9. Armee kämpfen bei Łódź mindestens 7 Korps der russischen 2. und 5. Armee, sowie das Kavalleriekorps Nowikow. Soweit sich nach Mitteilung des Deutschen Hauptquartiers Ost übersehen lässt, gelang es der 9. Armee nicht nur, die in schwieriger Lage gewesenen Armeeteile daraus zu befreien, sondern auch noch etwa 20.000 Gefangene zu machen und dem Feind – nach verlässlichen Nachrichten – etwa 70% Verlust beizubringen. Am Südflügel der 9. Armee steht die kombinierte Division Menges im Widawka Abschnitt. Szczercow-Widawa in Fühlung mit einer russischen Division. Deutsche Kräfte, die bei Lask und nördlich davon kämpften, 1 ½ Divisionen und das Kavalleriekorps Frommel gingen in die Linie Zdunska Wola östlich Szadek-Lutomiersk zurück. Deutsches XI. Korps wehrte in Front Kazimierz-Aleksandrow vereinzelte russische Angriffe ab, während das östlich davon fechtende XVII und XX Korps zur Entlastung des von Westen und Süden bedrängten XXV Res. Korps, zum Angriffe schritten. Letzteres Korps beließ nur Nachhuten im Raum von Bukowiec, während seine Hauptkräfte und eine Garde Division Front verkehrten und jetzt mit einer Rückendeckung des deutschen XX Korps bei Kolacin-Bratoszewice im Kampf gegen 1 ½ Korps der russischen 1. Armee stehen. – 2 weitere, anscheinend durch eine turkestanische Brigade verstärkte Korps dieser russischen Armee wurden von Gruppe Glt. Morgen, 1 Res.Kps. und Festungsbesatzung Thorn, mit dem linken Flügel bis etwa 10km westlich Sochaczew zurückgedrückt. Das Ergebnis eine Versuches, mit einer Brigade der Gruppe Morgen an Lowicz westlich vorbei nach Süden durchzustoßen, ist noch nicht bekannt. Nördliche untere Weichsel Lage im allgemeinen unverändert. VI. russisches Korps im Raum von Plonsk, eine russische Kavallerie Division Nacpolks.

            Ljubičić : Die russische 3. Armee rückte zunächst in westlicher Richtung vor, begann sich aber nach Überschreiten des Dunajec nordwärts zu verschieben, um ihr nördlichstes, das XXI. Korps auf dem nördlichen Weichselufer in den Kampf eingreifen zu lassen. Über Neu Sandec geht ein feindliches Kavalleriekorps vor; 1 Korps ist nördlich davon, 2 weitere sind gegenüber den Hauptkräften der Gruppe Ljubičić zu vermuten. Das Kavalleriekorps Fmlt.Br.Nagy – 11. KTD Rabka, 6. Mszana dl., 10 westlich Lipnica – werden das Vordringen des feindlichen Kavalleriekorps verwehren und ach wie vor die Südflanke der Gruppe Ljubičić  und ihre Verbindungen decken. – Gegen die Hauptkräfte dieser Gruppe unternimmt Feind sowohl in der Front als auch gegen Abend in Richtung Uscie Solne heftige Angriffe, die jedoch abgewiesen wurden; nur bei Mokrzyska gelang es ihm, ein Regiment zurückzudrängen. Um verlustreichen Kämpfen gegen feindliche Überlegenheit auszuweichen, wurde die Gruppe nachts in Linie Krolöwka-Bochnia-Raba zurückgenommen. Soweit bekannt, vollzog sich diese Bewegung ungestört vom Gegner.

            4. Armee: Nördlich der Weichsel kämpfen gegen unsere 4. und 1. Armee und gegen die Armee Woyrsch bis in die Gegend von Pilica die 14-15 Divisionen starke russische 9., nördlich davon die 8 Divisionen starke 4. Armee. Unsere 4. Armee bildete zur Sicherung der rechten Armeeflanke bei Koszyce unter Befehl des GM. Mark eine Gruppe von 6 Bataillonen und 3 Batterien, zu deren Unterstützung das Gros der Gruppe Nikić bei Swiniarów eingetroffen ist. Die Hauptkräfte der Armee standen abermals den ganzen Tag in heftigen Kämpfen, gewannen wieder einige lokale Vorteile, konnten jedoch nicht wesentlich Raum gewinnen. Es bestanden schon Anzeichen, dass die russische 9. Armee den Rückzug antreten wird, neuere Nachrichten lassen aber im Gegenteil für den 24. einen Angriff dieser feindlichen Kräfte vermuten. Unsere 4. Armee setzt auch ihren Angriff fort.

            1. Armee: Bei der 1. Armee waren das X. und V. Korps, die bereits schwere Verluste haben, in stehendem Kampf. In der Nacht zum 23. wurde ein Angriff auf Zangrot abgewiesen. Beiderseits Pilica gewannen unsere Truppen gegen Smolen und Szyce Raum; hiebei wurden 1300 Gefangene gemacht. (Feindliche Truppen Verschiebungen hinter der Front, anscheinend gegen Süden wahrnehmbar).

            Woyrsch. Vormittag wurde ein ziemlich matt geführter Angriff gegen die Garde Division abgewiesen. Sonst auf ganzer Front hauptsächlich Artilleriekämpfe und technische Verstärkungen der eigenen Stellungen. Deutsches Landwehr Korps, Division Schmettau und eine aus der Front gezogene, bis westlich Csarnyhas gelangte verstärkte Brigade wurden unter einheitlichen Befehl des G.d.A. von Gallwitz gestellt. Front des XII. Korps bis Prosiecko, nördlich der Warta IV. Korps über Brzeznia-Dubidze und nordöstliche davon bis gegen Sulmierzyce; dort vermutlich das Kavalleriekorps; der Armee Woyrsch stehen etwa 6 feindliche Divisionen gegenüber. Der Feind will in den letzten Tagen vom XXI. Korps und der 31. Division des IV. Korps 80 Offiziere und 4400 Mann gefangen genommen haben.

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