Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.11.1914

Die ganze Hoffnung, und ich glaube mit Recht, wird auf die versprochenen deutscher Divisionen gesetzt. Wie ich abends gelegentlich der Rapport Vorlage höre, sind es 7 aus Frankreich, dazu die ostpreußische. Chef verlangt eine zur Stützung unseres Südflügels; ich höre aber, wie Kundmann erzählt, Chef habe Freytag selbst gesagt, die Entscheidung „liege oben“. – Gleichwohl wird es bei der schriftlichen Forderung bleiben. – Ich denke, wir könnten trachten, die zur Stützung des Südflügels erforderlichen Kräfte aus unserer Front herauszubringen. Wozu haben wir dann die Festung Krakau? – Also heute werde ich bestimmt, mit Freytag das populäre Werk über den Krieg zu schreiben. Eine schwere Arbeit, hoffentlich auch eine schöne Arbeit. –

            3. Armee: Die Ereignisse bei der 3. Armee stellen sich nach den neueren Meldungen vielfach anders dar, als die früheren Nachrichten erkenn lassen. Uszoker Pass wurde von der Gruppe Guilleaume nicht genommen. Dort steht vielmehr mehr als ein feindliches Infanterie Regiment, das nun von dieser Gruppe und 4 Bataillonen der 38. LITD angegriffen wird. Die auf Czerökedfalu dirigierte Gruppe Fmlt. Lehmann erreichte Juhászlak und den Raum südwestlich davon; Gruppe Szurmay (75. L.I.Brig., 2 Terr.Brig.) trat bei Takcsány in den Kampf, der günstig fortschreitet; macht über 700 Gefangene und erbeutet 60 meist mit Artillerie Munition beladene Fuhrwerke. Lage der Gruppe Krautwald nicht bekannt, im Vorgehen über Homonna vermutet. 1. KTD zur Verbindung zwischen Gruppe Krautwald und VII. Korps und zur Aufklärung der Täler zwischen Laborcza und Ondava befohlen. VII. Korps konnte Höhen westlich Mezölaborcz nicht wiedergewinnen, bezog 3-4km westlich der Labrocza eine neue Stellung und wurde in dieser nicht weiter angegriffen. III. und IX. Korps unverändert. 5. KTD Bártfa konnte mit Aufklärung in nordwestlicher Richtung nicht durchdringen, da an allen Hauptlinien feindliche Kavallerie eingegraben ist. 4. KTD unverändert. Die in den späten Nachmittagsstunden gegen III. Korps geführten Angriffe überall abgewiesen.

            9. Armee. Bei 9. Armee rechter Flügel der kombinierten Division bis Ruzice zurückgenommen, sonst an Frotn Szczercin-Widawa und Zdunska Wola, Szadek-Aleksandrów-Zgierz nichts neues. Bei Stryków gewann die Garde und das XXV. Korps nach Zurückwerfung der nördlich und nordöstlich Brzeziny angegriffenen russischen Kräfte in nordöstlicher Richtung Anschluss. Durchkommen des deutschen XXV. Korps zwischen den beiden Fronten daher vollkommen geglückt. Gruppe Glt. Morgen mit südlichen Flügel infolge Eingreifen einer turkestanischen Brigade von Lowicz und bei Wyszogród übersetzten Teil des russischen VI. Korps bis Zychlin zurückgenommen. Gesamtsumme der seit Überschreiten der Posenschen Grenze von der 9. Armee eingebrachten Gefangenen 65.000 Mann. Festungsreserve Graudenz im Angriff südlich und östlich Ciechanow auf das dort verbliebene turkestanische Korps; gegen die zur Unterstützung dieses Korps von Plonsk herangezogenen Teile des russischen VI. Korps, 4. KD bei Kraszewo, 2. KD von Glinojcek ebenfalls dorthin dirigiert. Aus Ostpreußen Abtransport russischer Kräfte von Lyck und Kibarty.

            Ljubičić . Gruppe Ljubičić  samt den unter Befehl des Fmlt. Nagy stehenden Kräften wurde dem 4. Armee Kommando unterstellt. Von Fmlt. Nagy keine Meldung über Veränderung der Lage. Die übrigen Teile der Gruppe Ljubičić  scheinen von feindlicher Überlegenheit hart bedrängt zu werden. 10. KTD mußte dem Angriff einer durch Infanterie verstärkten feindlichen Kavalleriedivision aus Rajbrot weichen. Das XI. wurde abends am südlichen Flügel aus der Richtung Lipnica, in der Mitte gegen Bochnia und über die Raba bei Mikluszowice angegriffen, Ausgang dieser Kämpfe noch unbekannt. Nördlich des XI. Korps hielt Oberst Brauner mit der 1. und 110. Lst.Brig. eine Stellung bis an die Weichsel sö. Nowe Brzesko.

            Bei 4. Armee wurde der Flügel der Gruppe Křítek von Osten und Nordosten her überlegen angegriffen und musste zunächst auf die Höhen nordöstlich Swiniarów zurück. Mehrere feindliche Angriffe und Teile der Gruppe Roth, der zur Erleichterung der Befehlsverhältnisse bei einem eventuellen Rückzug die 13. Lw. und 106. Lst. ITD wieder unterstellt wurden, abgewiesen. Bei Gruppe Arz hauptsächlich Geschützkampf. Absicht des Armeekommandos für 26., überall zu halten.

            Situation der 1. Armee vollkommen unverändert; im allgemeinen kein Kampf; vorgeschobene feindliche Aufklärungsabteilung abgewiesen. Von der Armee stehen X. Korps nördlich Biealy Kosciol bis westlich Wielmoza; sodann V. Korps bis an die Bahn südwestlich Wolbrom, I. Korps bis Pilica, Gruppe Tschurtschenthaler (44. und 43. ITD mit 1 Landsturm Brigade) bis über Siamoszyce, endlich II. Korps bis Jaworznik. Armee Reserve: 7 Bataillone bei Olkusz; die 6 Baone bei Ogrodzienice mussten wieder an die Gruppe Tschurtschenthaler aufgeteilt werden; 2. KTD hinter dem linken Flügel des II. Korps. – Die in der gestrigen Meldung nicht enthaltene 25. ITD verlor in dieser Schlacht etwa 4000 Mann. Beim II. Korps auch 60 Fälle von Erfrierungen gemeldet. Demnach Truppe hat geringen Stand.

            Gruppe Woyrsch: Bei Armee Woyrsch an der Front der deutschen Truppe nur schwaches Artillerie Feuer. Nächtens vereinzelte Vorstöße des Feindes abgewiesen. – 30,5 Mörser Batterie wird 26.11. mittags bei Zarki feuerbereit.

            Am Nordflügel des XII. Korps begann der Kampf nachmittags, dauerte bis gegen Mitternacht; Russen mit schweren Verlusten abgewiesen. Brzezina wurde früh durch feindlichen Überfall genommen, noch vormittags aber von der 31. Division wieder erobert. – Gros der 32. ITD unter Verschleierung gegen Osten bei Biala; nördlich davon die verschobene Garde Reserve Brigade und bis Obrów das Kavalleriekorps, das Tagsüber an der Sosnia, vermutlich gegen die Transbaikal Brigade und Uraldivision mit Infanterie, im Kampfe stand. –

            An deutschen Verstärkungen wird aus dem Westen außer den schon in Ausladung bei Kampen-Ostrow begriffenen 4 Divisionen noch eine 5. Division folgen, die zur Stützung der Gruppe Ljubičić  in den Raum südlich Krakau dirigiert wird. Ein weiterer noch zugesagter Armeekörper wird wieder bei der deutschen 9. Armee verwendet. (Falkenhayn sagt: Mehr Kräfte werden hier erst nach Ausfüllung der durch Abgabe fast der gesamten vorhandenen Ersatzleute an Ostheer stark beeinträchtigten Westkorps verfügbar werden. Zeitpunkt augenblicklich noch nicht zu übersehen. Wenn aber verbündetes Herr seine Stellungen zu beiden Seiten der Weichsel in ungefährer Höhe von Krakau hält, ist es nicht zweifelhaft, dass Erfolg schließlich auf unserer Seite sein wird.)

            Pflanzer 935.

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