Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.11.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.11.1914

Deutsche 47. Res. Div. wird bei Slawina-Podgórze-Pszów-Podgórz-Borárka auswaggoniert und 4. Armee unterstellt, die sie zunächst im Raum Mogilany-Swialniki zu versammeln hat. (Täglich je 15 Züge Oderberg und Oswiecim). Erster Transport 27.11. beabsichtigt. Laut Meldung Station Oderberg 1. Zug 28.11. 1224 vm., Oswiecim 27.11. 8 Uhr nm.

            4. Armee meldet Abgang am vorgeschriebenen Feuergewehrstand 62.700 Mann. Daten scheinen aber zu hoch angegeben, werden schleunigst überprüft.

            IX. Korps hatte bei letztem Offensivstoß 5600 Mann Verlust; nach Meldung des KK zum geringsten Teil durch Kampf, größtenteils Überläufer tschechischer Nationalität. Vorgesandte Patrouillen kehrten nicht mehr zurück. Energische Maßregeln ergriffen, deren Resultat aber unter gegenwärtigen Verhältnissen bei herrschendem Mangel an entsprechenden Offizieren zweifelhaft.

            Deutsches Hauptquartier Ost will 47. Division am Nordflügel haben. Dem wird sofort entgegen gehalten, dass der Gegner mit überlegenen Kräften gegen Krakau und in den Raum südlich davon vordringt und dort „eine sichere Entscheidung gesucht werden müsse“. Man droht sogar, wenn die 47. Res. Div. nach Schlesien kommt, die 2. Armee abzuziehen und südlich von Krakau zu verwenden. – Ich verstehe nicht, warum man diese Angst hat, wenn man ohnedies 2 Korps der 4. Armee durch Festung herausziehen und an den südlichen Flügel verschieben will?

            9. Armee: Hauptkräfte 9. Armee in Linie Zdunska Wola-Szadek-Aleksandrow-Zgierz-Piatek, anschließend Gruppe Morgen Orlow-Zychlin-Gabin. Gegenüber 3 Korps 5. russischer Armee Sedziejewice-Julianów, russische 2. Armee – 5 Korps und ausserdem 2 Divisionen – Konstantynow-Stryków-Glowno, Kavalleriekorps Nowikow vermutlich Bielawy, 1. Armee in Fühlung mit Gruppe Morgen. – Ein neu formiertes russisches Korps, das von Lyskowice auf Orlow vorrückte, wurde von der deutschen 3. Garde Division und dem Kavalleriekorps Schmettau (6, 9. KD) von Westen her, von Teilen der Gruppe Morgen von Norden her abgewiesen. Von deutscher Verstärkung waggoniert 48. Division des XXIV Res.Kps. (G.d.I. von Gerok) bei Landsberg aus und verschiebt 28. Teil nach Wielun; II. Korps, G.d.K. von Linsingen in Ausladung bei Grabów-Opatowck-Kalisch, soll mit Teilen der Tete Division 28.11. Sieradz erreichen; 1. I. Division von Gostynin in den Raum nördlich Gabin eingesetzt; 26. I.D., Glt. Wilhelm Herzog von Urrach in Auswaggonierung südlich Thorn. Nach Kundschafter Meldungen mehrere russische Divisionen südwestlich Warschau in Versammlung. Aus dem Weichsel-Narew Winkel und Ostpreußen nichts neues.

            Gruppe Pflanzer nach Meldung Op.Nr. 965.

            Przemyśl: Vor Przemyśl scheint sich Feind zu nachhaltigem Widerstand gegen Ausfälle einzurichten. Gefangene sagen übereinstimmend aus, dass Aushungern der Festung beabsichtigt, schwere Artillerie gegen Krakau transportiert worden sei.

            3. Armee: Gegen Uzsokpass sichernde 76. L.I. Brig. kein Gefecht. Angriff auf Szinna schreitet langsam fort. Kampf bei Homonna macht günstige Fortschritte. Höhe nordöstlich II. in eigenem Besitz. Eine Unterstützungskolonne erreichte nachmittags Czirókahosszümezö. Von 200. und 201. Honvéd Brigade waren früh 16 Baone – 2 Eskadrons – 4 Batterien eingetroffen. – 5. LKTD von Sztropko abgerückt. VII. nachmittags heftig angegriffen, Feind im Handgemenge zurückgeworfen, Gegenangriff in Durchführung. Beim III. Korps in der Front der 22. LITD eingebrochene feindliche Abteilung durch glänzenden Angriff 3er Marschkompagnien des LIR 4 zurückgeworfen. Beim IX. Korps abschnitt sö. Krempna unter schwerem Artilleriefeuer: eigene Artillerie beschoss einzelne vorgehende feindliche Abteilungen. Dieses Korps, nach Meldung seines Kommandanten zu einer Offensive nicht verwendbar, hatte beim letzten Offensivstoß 5600 Mann Verlust, davon aber nur den geringsten Teil durch Kampf, den größten durch Überläufer tschechischer Nationalität. Strengste Maßregeln ergriffen. 4. KTD unverändert; ihre Aufklärung stellte südlich N. Sandec nur Kavallerie fest.

            4. Armee. Am Südflügel der 4. Armee hielt Fmlt. Br. Nagy mit der 6. und 11. KTD und polnischer Legion die Defilen bei Dobra; 10. KTD bei Mszana Dl.; detachierte Abteilungen Nowytarg. XI. Korps wurde, da 1. Lst.Brig. vor überlegenen Angriff auf Podleze zurückging, zunächst in die Linie Wisniowa-Dobczyce-Podleze und sodann in der Dunkelheit weiter in die seit einer Woche vorbereitete Stellung Höhe östlich Wisniowa-Siepraw zurückgenommen. Dieser Nachtmarsch erfolgte ohne feindliche Einwirkung. Im Einklang mit der Gruppe Ljubičić  ging die Hauptkraft der 4. Armee auf Krakau zurück. XVII. Korps (19, 41 wegen geringen Stand in eine Brigade formiert) rückte an die Südfront und wurde Fzm. Ljubičić  unterstellt; XIV. (3, 8) gelangte in die Stadt; 45., 27. ITD und 95, Lst. IB. beziehen im Anschluss an 1. Armee die vorbereitete Stellung sö. Bialy Kosciol. – Deutsche 27. Res. Div. wird im Raum südlich Kr. versammelt. Beabsichtigt ist, starke Kräfte der 4. Armee mit Bahn in den Raum Chabowka-Jordanów zu überraschendem Angriff auf die in Festungsgalizien vorrückenden feindlichen Kräfte zu verschieben. Festung Krakau wurde durch Dotierung mit Material der Angriffsartillerie und reichlicher Munitionsausrüstung ebenso wie Prz. zu erfolgreicher mächtiger Artilleriewirkung befähigt; Festungsbesatzung 45. L. – und 106 Lst.ITD, 1., 110. und 2 kombinierte Lst. I. Brig., zusammen etwa 35.000 Feuergewehre, zu welchen im unwahrscheinlichen Falle einer völligen Isolierung noch die 35. Lst.I.Brig. tritt. Feind folgte den rückgängigen Bewegungen der 4. Armee nur mit Kavallerie gegen Dobczyce und bis in den Raum von Wierzbno.

            1. Armee unverändert; Gruppe Tschurtschenthaler wies einen schwachen feindlichen Angriff ab; nur in diesem Teil der Front und stellenweise vor dem I. Korps Geschützkampf.

            Armee Woyrsch. Gegenüber Armee Woyrsch Feind passiv; durch Flieger Aufklärung erkundet, dass auch hinter der Front keine Truppenverschiebungen stattfinden. – Unser schwerer Mörser eröffnete Feuer Nachmittag bei Zarki mit gutem Erfolg. Abends beginnt allgemeine Linksschiebung im südlichen Abschnitt der Armee W., indem 16. ITD durch Division Schmettau abgelöst und einstweilen hinter dem Abschnitt der 35. ITD, die alle feindlichen Angriffe abwies, bereitgestellt wurde. G.Res.Brig. und Kavalleriekorps stießen östlich der Sosnia auf feindliches Detachement aller Waffen und nächtigten wieder in der Situation des Vortages. Auf Osnjakow zurückgegangene deutsche Gruppe nahm, unterstützt durch eine Kavallerie Brigade, Rusiec wieder.

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