Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
08.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
8.12.1914

Deutsche 9. Armee vermochte die Entscheidung noch nicht herbeizuführen. Ihr Südflügel steht im allgemeinen in der am Vortage erreichten Linie noch immer im Kampf mit den starken, gut verschanzten Nachhuten der in der Schlacht von Lodz zurückgedrängten russischen Korps, deren Hauptkräfte vermutlich hinter dem Bachabschnitt Wolborz – Podwiaczyn zurückgingen. – Bei Gruppe Morgen gewann der am Nordflügel angesetzte Angriff des XIII. Korps erst in den Nachmittagsstunden etwas Raum; das III. Res.Korps, dessen Tête östl. Gubin anlangte, wird am 9. 12. mit der Div. und gesamter Artillerie, darunter zahlreiche schwere, eingreifen. XVII. Korps, gleichfalls mit starker schwerer Artillerie, wird aus dem erreichten Raum Bielawy – Sobota, noch weiter nordostw. verschoben und sodann zwischen I.R Korps und 1. ID zum Angriff gegen Lowicz eingesetzt werden. Auf russischer Seite traf am Nordflügel 1. Armee bereits das ganze II. Kauk. Korps aus Ostpreußen ein; weiterer Abtransport von Grajewo (südl. Lyck) im Zuge. Zwischen Piotrków und Fłow dürften nunmehr etwa 30 russische Inf.Div. eingesetzt sein. Sichere Nachrichten lassen auf Angriffsabsicht der russischen 1. Armee schließen. – Bei Lipno – Sierpe – Biczun deutscher Grenzschutz mit wechselndem Erfolg in Fühlung mit Teilen einer Brigade des russischen VI. Korps. Festungs Reserve Graudenz nach kleinem Erfolg nächst Mlawa im Vordringen in Richtung Przasnycz. Bei Lötzen neuerdings russischer Angriff. An der Angerapp-Front Abflauen des Kampfes. umfassungsbewegung der russischen 10. Armee bei Gumbinnen scheinbar gänzlich zusammengebrochen. –

3. Armee: Es ist zu vermuten, dass sich Feind dem von der 3. Armee angesetzten umfassenden Angriff auf Bártfa durch Abmarsch über Zboró entzogen hat, der 3. Armee wurde daher befohlen, bei energischer Fortsetzung der ganzen Vorrückung nach Norden, sogleich möglichst starke Kräfte mit maximaler Marschleistung nach Neu Sandec zu dirigieren, um den Verschiebungen des Feindes von der 8. Zu seiner 3. Armee endlich ein Ziel zu setzen, die Trennung dieser feindl. Armeen aufrecht zu erhalten und von Neu Sandec entweder in den Rücken des russischen VIII. Korps vorzugehen oder den Angriff der eigenen Armee durch Einschwenken gegen Osten zu unterstützen. In Durchführung dieses Befehles wurden die Gruppen Szurmay und Nagy (zusammen 20 Bataillone, 7 Esk. 6 Batterien) angewiesen, so rasch als möglich über Neu Sandec vorzugehen. Gruppe Csermak musste infolge drohender Umfassung ihres südl. Flügels nachts etwas zurückgehen. Gruppe Krautwald, die am linken Flügel schon sehr nahe an den Feind herankam, griff südl. Virava und nördl. Ezbugaradvany, hier etwa 10 Bataillone, an; Feind zog sich nachts gegen Norden zurück. Vereinigte 1. und 5. KTD kämpfte nördl. Stropkó-Ólyka gegen ein feindl. Schützen Regiment. – VII. Korps kam bis auf die Höhen nordöstl. Stropkó, dann nahe an Stropkó heran, im Anschluss eine Brigade der 22. ITD Sósfüred vorgedrungen. Gruppe Colerus an ihrem östl. Flügel die andere Brigade der 22 ITD auf Höhen östl., südl. und südwestl. Bártfa. Gruppe Nagy westl. Tapólytarnó, Gruppe Szurmay mit Tête Galbatö. – Bei Bártfa vermutl. nur mehr schwache russische Kräfte.

4. Armee: Russisches VIII. Korps rückt mit je einer Div. auf Limanowa und im Lososina Tal vor. Bei Limanowa hielt Fmlt. Gf. Herberstein, zunächst durch einige Landsturm Kompagnien, sodann durch einige mit Bahn eingetroffene Inf. Bataillone die vorbereitete Stellung bei Limanowa. Nördl. davon griff 6. KTD die Vorhut der im Lososina Tal vorgehenden Kosaken erfolgreich an und behauptet nun die Höhen östl. und nordöstl. Mlynne. 89. I.Br. wurde aus dem Angriff auf Rajbrot in Raum westl. Rzegocina zurückgenommen, 13. ITD von Łapanów dorthin verschoben. Über diese Kräfte, einschließlich der eintreffenden 39. ITD übernahm Fmlt. Arz das Kommando mit dem Auftrag im Lososina Tal vorgerückten Feind mit allen verfügbaren Kräften anzugreifen, bei Limanowa aber vorerst nur zu halten, und auch hier zur Offensive überzugehen, wenn das Vorgehen der auf Neu Sandec dirigierten Kräfte der 3. Armee fühlbar wird. Übrige Kräfte der 4. Armee, die meist sehr hartnäckigen Widerstand zu überwinden hatten, in Linie Höhen westl. und nordwestl. Rajbrot – westl. Krolowka – Ksiasznice – Grabie. 15. ITD wird 9. 12. mittags Wieliczka versammelt sein. Festung Krakau unterstützt die Offensive durch Unternehmungen ins Vorfeld und Beschießung der feindlichen Stellungen bei Niepolomice.

Lage 1. Armee: Im allgemeinen unverändert. Kein Kampf. Stellenweise Minenangriff beabsichtigt. Eine kombinierte Armeereserve-Brigade wird 10. Dezember zu 4. Armee verschoben.

Woyrsch: Lage südlich der Warte unverändert; Feind noch immer mit starken Kräften vor der Front. Kav.Korps Hauer und Gruppe Lütgendorf werden fortgesetzt scharf angegriffen. Tête Staffel der verschobenen Gardereserve Brigade sind zu ihrer Unterstützung bereit. 27. ITD schloss östl. Wozniker an nördl. Flügel der 2. Armee an und wird trachten, gegen Piotrków soweit vorzukommen, dass die dortigen Befestigungen unter Artilleriefeuer genommen werden können. Mehrere Nachrichten deuten darauf hin, dass aus dem Raum von Piotrków Angriff eines Korps, vermutlich des XIV. bevorstehe. Der nördl. Flügel der Gruppe Woyrsch wird sich dann unbedingt zu halten haben.

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