Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
20.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
20.12.1914

20.12. kommt Purtscher aus B.H. zurück. Er sagt, dass die Lage nicht so verzweifelt ist, wie man anfangs dachte; immerhin ist die Stimmung bei der 6. Armee sehr schlecht. Schlappe: ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände; Potiorek soll sich um materielle Situation der Truppe nicht gekümmert haben; es kamen aber auch keine richtigen Meldungen, nämlich vom XVI. Korps, dem die Div. angeblich wiederholt die Wahrheit sagten. –

 

Als leitende Idee für die nächste Zeit gilt beiderseitige Umfassung der russischen Streitkräfte westl. der Weichsel – San Linie: Von Norden her durch die 9., von Süden her durch die möglichst zu verstärkende 3. Armee.

9. Armee: Am Südflügel der 9. Armeestand das Kav.Korps Frommel mit 2 Div. bei Krolowa Wola, mit einer in Tomaszów; diese Kav. soll am 21. Dezember mit der 3. KTD, die bei Brzastow (Brestow) den Flussübergang zu sichern hat, über die Pilica vorgehen. Die Sicherung der Pilica Strecke Tomaszów wurde den noch nicht eingesetzten Teilen der deutschen Besatzungen (Div. Menges und Besatzung Posen) übertragen, die teilweise bereits aus dem Raum östl. Czerniewice nach Rzeczyca abrückten. Bei Lubocz und nördl. davon schlugen die 1. GRes.Div. und 6. I.Brig. den Feind in die Flucht; diese Kräfte haben jedoch südl. der Pilica, südl. Lubocz, eine Div. des russischen XXIV. Korps gegenüber, deren Artillerie sich bereits fühlbar machte. Im Raum westl. Cicladz stehen die 48. Res.ID und Teile der Div. Menges in schwerem Kampfe. Angriff des deutschen XX. Korps zwang die Russen zur Räumung ihrer Vorstellungen am westl. Rawka Ufer südl. Stara Rawa und südl. Kamien. Nördl. Skierniezwice wurde das russische II. und Teil des russischen I. Korps aus dem Waldkomplex über Rawka zurück geworfen; dagegen gelang es den umfassenden Angriffen der gegen Sochaczew eingesetzten deutschen Kräfte bisher noch nicht, den Feind zum Weichen zu bringen. Russen scheinen alle verfügbaren Kräfte an ihren Nordflügel heranzuziehen. Abwärts der Utrata Mündung haben sie sich bereits beträchtlich verstärkt; dieser Flügel ihrer ersten Armee hat Befehl, die Bzura unbedingt zu halten. Flieger stellten marschierende Truppen Kolonnen und regen Bahnverkehr von Warschau gegen Blonie fest. Nördl. Der unteren Weichsel bei Ciechanów Truppen Ansammlungen; Gruppe Soldau hat Augtrag, den über Mlawa weichenden Gegner zu verfolgen.

Woyrsch. Armee Woyrsch hat den gegenüber stehenden Feind, russische 4. Armee, zu binden, den Nordflügel möglichst stark zu halten, die Südflanke der 9. Armee zu sichern und sofort anzugreifen, wenn Gegner Kräfte abziehen sollte. Im Sinne dieses Auftrages stellte diese Armee den Angriff ein, schiebt entbehrliche Kräfte nach Norden ab. Ldw.Korps König löste nachts möglichst starke Kräfte der Div. Schmettau durch zurückgehaltene 4. Lw.Div. ab und stellt die abgelösten Teile hinter seinem Nordflügel zur Ablösung des rechten Flügels des XII. Korps bereit, der über Ruda Pilczycka nahe an feindl. Stellungen heranging. Beim IV. Korps kam die 32. ITD nicht über die Czarna vor, 31. Gelangt mittags bis in die Gegend nördl. Przylek. Dieses Korps hat verfügbare Kräfte nördl. Dabrowa dem G.d.A. Gallwitz zur Verfügung zu stellen. Von letzterem Korps drang 27. ITD gegenüber feindl. Gegenangriff nicht durch und nächtigte in Linie Mniszków – Bukowiec, 9. KTD nö. Zur Sicherung der nördl. Flanke, 3. KTD bei Brustów (Brostów).

1. Armee hat Direktiven, die in Händen befindlichen Räume technisch zu verstärken und zu behaupten, ein Vorbrechen des Feindes gegen Westen zu verhindern und ein Abziehen feindlicher Kräfte durch sofortigen Angriff auszunützen. unter dem Eindruck, dass von der Nida Mündung bis Pinczow nur 3 russische Div. in sehr ausgedehnter Stellung gegenüber sind und der Feind Kräfte zum Abtransport gegen Kielce abzieht, ordnet das AOK für den 21. den am Südflügel durch Gruppe Fmlt. Martini (Landsturmgruppe Kletter und 14. ITD des V. Korps) zeitlich früh zu beginnenden Angriff an, dem sich später das V. Korps anschließen dürfte, während das I. Korps nächst den Raum von Pinczow Kije gewinnen will und II. Korps seine Stellung zu behaupten haben wird.

4. Armee hat zumindestens den erreichten Raum zu behaupten, feindl. Vorstöße zu verhindern und anzugreifen, sobald Gegner mit Teilen abzuziehen versucht; entbehrliche Kräfte sind am rechten Flügel zu versammeln. Tagsüber heftiger Artilleriekampf. Fmlt. Roth übernahm den rechten südl. Abschnitt bis über Radlow, G.d.I. Křitek den nördl. bis zur Dunajec Mündung. XI. Korps wurde nachts abgelöst, im Raum Bielcza – Mokrzyska versammelt und wird 21. Nach Zakliczyn in Marsch gesetzt.

3. Armee. Von 3. Armee Gruppe Krautwald unverändert. Truppen der Têtedivision des über Mezölaborcz herangeführten X. Korps dürften 21. Dezember früh eingetroffen sein. 1. KTD von Bukowsko in den Raum westl. Sanok. – 10. KTD von Besko auf Bszozow dirigiert. VII. Korps unverändert. In sehr heftigem Kampf 1000 Mann verloren. III. Korps musste mit linkem Flügel auf Höhe südl. Jodlowa zurückgehen. – IX. Korps behauptet den gewonnenen Raum. Gruppe Szurmay unverändert. Gegner verstärkt. – VI. Korps hatte sich nach Ablösung durch Teil der deutschen 47. Res.Div. in Nacht zum 21. bei Rzepienik – Ciezkowice, Gromnik zu versammeln um am 22. In Raum Biecz und sw. davon in Marsch gesetzt zu werden.

Przemyśl: unternahm Hauptausfall in nördl. Richtung, um den hier angreifenden Gegner zurückzudrängen, kleinere Ausfälle gegen Nordosten. zur Sicherung des Hauptausfalles und gegen Sw. zur Festhaltung des dortigen Gegners.

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