Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
25.12.1914
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
25.12.1914

Die Arbeit gab mir durch Wochen hindurch nie Zeit, meine persönlichen Beobachtungen wie im ersten Feldzugsabschnitt niederzulegen. Jetzt wurde bestimmt, dass ich mein normales Geschäft an Kless abgeben soll, um mit Freytag die populäre Geschichte zu schreiben. Ich freue mich ehrlich, das anzubringen, obwohl ich für die Sache lebte – trotz aller Widerstände und Schwierigkeiten – von ihrer Wichtigkeit überzeugt. Speziell in den letzten Tagen gab es wiederholt Diskussionen, weil ich die Aufgabe von Krosno und Jaslo im Communiqué aufnehmen wollte. Nun, der heutige Tag hat darüber Klarheit gebracht… es war wie ein Gottesgericht; um 6 oder ½ 7 kam die Meldung von dem vollständigen Misserfolg der 3. Armee. Kurz vorher war die neue Generalität im Zimmer der R Gruppe der Operation Abteilung, wo der Eintritt sonst selbst Offizieren verboten ist. Wenn Deutschland nicht siegt, ist die Sache zu Ende. Die Art, wie man Potiorek abgetan hat, ist auch echt…; man brauchte den Sündenbock. Er aber dürfte ein Sündenbock sein, der noch sprechen wird. – Überall Zeichen der Korruption. In der Nachrichten Abteilung wird sogar Urlaub erteilt.

 

25. 12.

9. Armee. Bei der 9. Armee größtenteils Ruhe. An der Pilica erreichte Gros der Besatzung Posen die Nordränder der Waldzonen sö. Tomaszów; andere Teile und Besatzung Breslau hielten Jnowlodz, wo eine Div. des russischen XIV. Korps am 23. und 24. sehr große Verluste erlitt. 5. und 7. KD Tomaszów, 6. 8. 9. KTD Jnowlodz. An der Bzura bei Sochaczew machte linker Flügel des deutschen XIII. Korps wieder einige Fortschrifft, während ein Vorstoß des II. Kauk. Korps ohne Ergebnis blieb. Südl. Mlawa Gruppe Zastrow in Verteidigungsstellung gegen eine sib. und 2-3 Res.Div.; 2. Deutsche Kav.Div. über Szumsk in Flanke der Russen dirigiert. Angriffsbewegung der Russen gegen Nordflügel der 8. Armee wieder zum Stehen gekommen.

3. Armee (Sehr wichtig!) Abends meldete das 3. AK, die große Ausdehnung der Armeefront schließe bei den schwachen Ständen die Ausscheidung von Reserven aus und bedinge allerorten große Lücken; 24. ITD sei beträchtlich zurückgegangen; vollständig erschöpfte 1. und 10. KTD müssten zur Erholung zurückgenommen werden; 2. ITD habe trotz energischer Einflussnahme des AK auf das X. Korpskommando und Zusage an das benachbarte VII. Korps wieder nicht angegriffen und dadurch den rechten Flügel des VII. Korps einem Schock ausgesetzt; Fmlt. Kraliček hält für seine sehr geschwächte Gruppe ein weiteres schrittweises Zurückgehen für bedenklich; alle Kommandanten in der Front mit Ausnahme des Fmlt. Krautwald melden Vorgehen überlegener Kräfte und Mangel an Artilleriemunition; in dieser Lage sei es zweifelhaft, ob geplantes Vorgehen mit XVIII. und X. Korps den erwarteten Erfolg und Einfluss auf gesamte Operation noch bringen könnte. Auf Grund dieser Meldung sah sich das AOK veranlasst, neue Entschlüsse zu fassen und den Frontgruppen der 3. Armee die Defensivdeckung der Karpateneinbruchswege zu übertragen, die nun im Zusammenhang mit den Ereignissen dargelegt wird. Gruppe Krautwald behauptete ihre Stellungen südl. Lisko. XVIII. Korps gelangte mit Tête bis Baligrod, 24. ITD wurde früh bei dichtem Nebel überfallsartig angegriffen, ging bis auf Höhen nördl. und nö. Szczawne zurück, gewann Anschluss an Gruppe Kr. und wurde dieser unterstellt. 2. ITD war, angeblich auch wegen dichten Nebels, vollkommen passiv und kam nicht über Höhen beiderseits Krolik polski hinaus. Nunmehr wird Fmlt. Tschurtschenthaler mit XVIII. Korps und Gruppe Krautwald (34, 56, 24 ITD, 8 KTD) Lisko – Sanok zu nehmen, ein Vordringen des Feindes über Szczawne – Komancza zu verhindern und sodann durch energische Offensive auf Rymanow die von starkem Feind bedrängte Front der Armee zu entlasten haben. Zur Unterstützung dieser Aktion wird Festungsbesatzung Przemyśl am 27. Dezember gegen Sw. ausfallen. GM Meixner wird mit 2. ITD, 1. und 10. KTD Linie Rymanów – Jasliska – Mezölaborcz zu decken haben. VII. Korps musste mittags trotz Einsetzens der Korpsres. am rechten Flügel vor bedeutender Überlegenheit auf Höhen südl. und sö. Dukla zurückgehen. G.d.K. Erzherzog Josef wird mit diesem Korps und der 5. KTD die Linie über Dukla zu decken haben. Gruppe Colerus (22., 28. ITD., 4. KD) hält die Stellung südl. Zmigrod, weicht – wenn gedrängt – gegen Krempno, und hat auch weiterhin die Zmigrodec Straße zu decken. Gruppe Kraliček, auf ganzer Front überlegen angegriffen, ging nächtens unter Detachierung bei Wopiennie auf Höhen östl. und nördl. Gorlice zurück; 10. ITD hat nur mehr 1000 Feuergewehre. VI. Korps, dessen Kommandant die 45. LITD als minderwertig bezeichnete, wurde nm. an der von Osten her nach Olpiny führenden Straße durchbrochen und mangels an Reserven (unter Belassung einer Nachhut auf Höhenrücken westl. Dobrotyn) auf Höhen westl. Olpiny zurückgeführt. Gruppe Szurmay wird im Einklang mit diesem Korps ebenfalls zurückgenommen. 11. KTD, Gruppe Kraliček, Arz und Szurmay wurden der

4. Armee unterstellt; diese erhielt Aufgabe die Linie Höhen beiderseits Gorlice – nördl. Lužna – Gromnik und weiterhin die bisherigen Räume festzuhalten. Die aus der Front bei Wojniez gezogene 13. ITD wird zur Gruppe Kraliček verschoben und an deren rechten Flügel mit entbehrlichem Teil der Gruppe Szurmay so bereitgestellt, dass einem feindl. Einbruch zwischen 3. und 4. Armee begegnet werden kann. Nach Etablierung der 3. und 4. Armee in ihren Widerstandslinien wird die Heranziehung der 6. ITD und 26. ITD zu ihren zuständigen Korps (III. und VI.) durchzuführen sein. Ausser 13. ITD zog 4. AK auch noch 15. ITD des VI. Korps und eine Brigade des VIII. Korps aus dem Abschnitt des G.d.I. Křitek und stellt diese Truppe als Armeereserve nw. Radlów bereit. – Nunmehr stehen in vorderer Linie am Dunajec die deutsche 47. RD von Wojniez bis Rudka, dann 24. bis nördl. Radlów, 82. I.Brig. und 37. ITD bis zur Dunajec Mündung.

1. Armee. Bei 1. Armee wurde 14. ITD, die noch nm. im Raum sö. Wielica einen starken feindl. Angriff abgewiesen hatte, nächtens auf das östl. ufer zurückgenommen, da sie von Nowy Koszczyn her bedroht erschien. Gruppe Martiny wird am untersten Nida Abschnitt (abwärts St. Kosczyn) am 26. Dezember durch 12. ITD abgelöst. Teile der Div. Bredow lösten nachts die am Nordflügel 1. Armee nördl. der Nida gestandenen Teile des II. Korps ab, die als Reserve nw. Jedrzejow bereitgestellt wurden.

Armee Woyrsch. Bei Armee Woyrsch an Front der Div. Bredow und des Ldw.Korps Ruhe. Beim XII. Korps und 31. ITD schwaches Feuergefecht. 27., 32. Div. und Kav.Korps Hauer nahmen in Durchführung des geplanten Angriffes mehrere Ortschaften östl. Bukowiec und das vom Feind freiwillig geräumte Smardrowice.

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