Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
12.01.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
12.1.1915

810 vm. Abfahrt von Teschen. Über Wadowice – Bochnia an mehreren Kampfstätten vorbei. Viele Schützengräben, auch in den Orten Häuser zusammen geschossen, Läden aufgebrochen, viele Fensterscheiben hin. Immerhin schaut es schon wieder aus. An Okocim gegen 1h (Straße relativ gut, überall Herstellungsarbeiten). Okocim prachtvolles Schloss. Hier hauste Radok Diemietriew; Russen gingen übrigens schonend vor; nur alles Bettzeug sollen sie mitgenommen haben. – Meldung bei Erzherzog, der mich als den berühmten Schneller und Dichter begrüßt; er sagt, er hätte sich eine Vorlesung versprochen. Also Purtscher hat alles erzählt. Er selbst (Paić) recht nett. Fragt nach Frau und Kind. – Im Schloss besonders die Jagdstücke bemerkenswert; namentlich ein Auerochse, dessen Abschus 3 Fas Korn gekostet haben soll. – Erzherzog macht mich besonders auf die IR 14 und 59, seine Hausregimenter, aufmerksam. Wegen Pneumatik Deffekt Verzögerung der Abfahrt bis ¾ 3. – Fahrt zum XIV. Korps nach Dembno, dann zur 3. und 8. ITD nach Sufczyn und Lopon. Bei 8. ITD Gespräch mit Divisionär Fmlt. Fabini. Er hebt hervor, auf meine Frage über ev. Verbesserungen, dass vor allem an der Disposition und besonders an der Marschdisposition zu arbeiten wäre. – Bei Lopon fielen nm. mehrere schwere russische Granaten ein, ohne zu krepieren. Der Feind beschos auch unsere schweren Mörserbatterien an der Straße. – Abends neben Korpskommandant FML Roth in Dembno. Er und Göttlicher wetteifern – ich mus sagen leider mit Recht – in kritischen Betrachtungen über die Befehle von oben. Besonders die Angriffe am San seien ein planmäßiges Massenmorden gewesen. Auch sonst immer Kopflosigkeit in der Befehlsgebung; Stimmung hier gut und zuversichtlich. Unsere Artillerie wird sehr gering eingeschätzt; die Artilleristen reden immer viel, treffen aber nichts. Dagegen schießt die russische Artillerie vorzüglich.

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