Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
10.04.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
10.4.1915

9 Uhr vorm. teilt mir Kless mit, dass die lege oben unverändert sei. Die Deutschen hätten sogar manch schöne Erfolge erzielt (Linsingen, östlich Szurmay). Mein Telegramm habe hier Heiterkeit erregt, da die Stimmung gestern sehr fröhlich war; namentlich der Passus mit der Verantwortlichkeit der Deutschen. Ich kläre Kless darüber auf, dass hier selbstverständlich nur die letzten Entschlüsse, nicht aber die Verhandlungen über die territorialen Fragen gemeint seien. Die Sache mit dem Abwimmeln wurde verstanden; Metzger meint, ich müsse eben vorübergehend etwas weniger neugierig sein.

1 Uhr nm. werde ich von Pogatscher ins Ministerium des Äußern gerufen, bin sofort dort, muss bis 7 Uhr warten. Dann eröffnet er mir, dass heute Avarna die Gegenvorschläge der italienischen Regierung übergab. Also die Hunde wollen Bozen, Cortina, kurz eine Grenze, die praktisch eigentlich den Brenner bedeutet. Und noch dazu diese Forderungen an ihrer Ostgrenze: Malborghet, Flitsch - also den billigen Zugang nach Villach; Görz, Gradiska und am Meer den Abschluss bei Nabresina - nur gerade Triest fehlt noch. Ich melde alles, sage aber, es könnte noch ein Bluff di buoni commercianti sein. Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Abends gegen 11 Uhr ist die Hughes Meldung abgegangen, Kless verspricht mir für morgen Antwort. In Buriáns Karten zeichne ich die neue Grenze ein.

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