Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
19.04.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
19.4.1915

11 Uhr vorm. übergebe ich einen mir von Ghiczy (als Kurier) überbrachten Brief des Chefs des Generalstabes an Burián. Er übernimmt ihn, ohne weiter etwas zu sagen. Von Maszksovsky höre ich, dass über den Eindruck des Angebotes in Rom und Berlin noch gar nichts bekannt sei. - Vor 11 Uhr hatte ich eine Besprechung bei Spitzmüller. Die Dirigierung von Verstärkungen an die Isonzo Grenze wird immer dringender, wenn man überhaupt ernsten Widerstand leisten will. Ich krieg aber nichts! Abends teile ich Kless mit, dass die 3 für Pola und die Isonzolinie in Syrmien bereitstehenden Brigaden in 4 Tagen vom Augenblick des Befehles an Ort und Stelle sein können, weiters dass der Befehl des AOK zur Befestigung der Isonzolinie in etwa 4 - 5 Tagen wirksam werden kann. Kless sagt mir verschleiert durch das Telefon den Inhalt der neuen, Italien betreffenden Depesche Falkenhayns an Conrad. Das große Hauptquartier ist der Auffassung, dass der Krieg um jeden Preis vermieden werden solle; nur die Forderung nach Triest sollte den Kriegsfall bedeuten. Es solle nur etwas Ganzes, aber keine Halbheit geschehen. Sehr schön, es soll mich freuen, wenn dies gelingt, das heißt wenn Italien so dumm ist. Man gibt sich eben wieder dem Optimismus hin, dass die neue Offensive einen großen Erfolg bringen wird. (Nach den beiläufigen Angaben Kreneis könnte diese Offensive in etwa einer Woche einsetzen, ich fürchte aber, dass sich die Italiener mehr tummeln und sehr energisch auftreten werden).

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