Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
23.05.1915
Wählen Sie aus:
Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
23.5.1915

Man will mit Injektionen an die Kommandanten beginnen, so an Koennen, weil er wegen des späteren Eintreffens des Alpenkorps jammert. Ich wirke darauf hin, dass ihm und allen Ruhe empfohlen wird. Immer wieder Ruhe; dies, obwohl man mir Höflichkeit vorwirft. Die Energie liegt doch nicht in jenen Injektionen, mit denen man hier nur schlechte Erfahrungen machte. -

345 Nachmittag kommt telefonische Mitteilung, dass italienischer Botschafter heute 330 nm. Kriegserklärung überreicht habe. - Daraufhin sofort Beginn des Kriegszustandes (Konzept Vorbereitung) bekanntgegeben. - Abends Orientierung des Generalstabsoffiziers, der mir zugeteilt ist. Sonst eine Menge Weisungen, von denen ich aber im Interesse der Sache nur die notwendigen ausführe. - Plappern und wichtigtun sind die verderblichsten Erscheinungen bei einem höheren Kommando. - Ein Beispiel: Metzger hört von Appolonio, in Oberdrauburg sei eine Jausenstation angeblich für VII. Korps errichtet worden. Er befiehlt mir dies zu klären. Ich erfahre von Spitzmüller (den ich nie gefragt hätte), dass die Ausladung der Tȇtedivision bei Villach der 3 Tage später eintreffenden Korpsdivision im Gail - oder Drau Tal beabsichtigt ist. Ich kalkuliere die Sache, die sehr kühn, aber nicht im Sinne der wichtigen Aufgabe der Deckung der kürzesten Linie nach Wien ist, und muss mir sagen: Die Dirigierung der Korpsdivision kann erst in 4 - 5 Tagen spruchreif werden. Daher vorerst: Nichts zu befehlen, ob man mir da zustimmen wird? Wozu aber das Plappern das nur Fragen und unverantwortliche Vorsprachen zur Folge hat? - Ein anderes Beispiel: Wozu einem Armee Kommandanten, oder hier dem Kommando der Südwestfront, Befehl für Befestigungen ihrer Kampfräume geben, wenn sie ohnehin eine defensive Aufgabe haben?

X
Tablet drehen