Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
05.06.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
5.6.1915

Da Kless an die Front ging, habe ich ein paar Tage auch die Communiqués zu machen; übrigens jetzt nicht allzu schwer. -

Auf meinem Kriegsschauplatz beginnt sich endlich meine Überzeugung, dass unsere Stärke in der Verteidigung liegt, durchzuringen. - Alle Versuche, eine Offensiv Verwendung des deutschen Alpenkorps zu erreichen, weise ich ab; ebenso die kindische Demission Dankls. - Ein Befehl, der nachmittags an das Kommando SW hinausgeht, sagt: Die Aufgabe der Landesverteidigung Tirols muss mit den zugewiesenen Kräften auch unter erschwerenden Umständen gelöst werden. Anträge auf Verstärkungen sind zu unterlassen, da das AOK den Kräfteeinsatz auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen nach der Lage selbst regelt. Dies ist dem General Dankl bekanntzugeben. Dann kommt noch ein energischer Satz über den Ton anderer Berichte und die Mahnung zu gutem Einvernehmen mit den Deutschen. - Auch der Vorschlag, eine deutsche Abteilung auf einen exponierten Posten zu entsenden, um dadurch einen italienischen Angriff herbeizuführen, wird abgelehnt; ebenso ein Antrag auf Gewinnung der Linie Rollepass - Monte Padon, der sich auf einen ganz unlogischen Vergleich mit den Ereignissen bei Tolmein stützen will. AOK misst dem Besitz einer bestimmten Linie, (wie die eben genannte), deren Erkämpfung gegen wahrscheinlich schon überlegenen Feind ein Wagnis gewesen, jedenfalls aber mit großen Verlusten verbunden wäre, keine so große Bedeutung zu, wie dem Haushalten mit der Kraft und der festen Beharrlichkeit, in zäher Verteidigung der ursprünglich gewählten, nach den ergangenen Befehlen zweifellos unablässig ausgestalteten, befestigten Kampfräume. Es bleibt daher bei den bisherigen Befehlen." - Die Meldung, dass Boroević, die Stellung seiner Armee für sehr stark hält (und den Feind anrennen lassen will) wird mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Ich gewinne die Überzeugung, dass ich nun hier vollständig überzeugt habe. Im Südwesten wird vorerst verteidigt. - Conrad setzt überdies selbst einen Brief an Eh.Eugen (von Friedrich) auf, worin die Gründe für die Beschränkung in der Verwendung des Alpenkorps dargelegt werden.

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