Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
24.07.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
24.7.1915

Vormittag die frohe Botschaft, dass Hindenburg die Narewfront durchbrochen hat und dass die 5. russische Armee in der Schlacht von Szawle teils vernichtet, teils zersprengt wurde. -     Die Schlacht im Görzischen ist noch immer zu keinem Abschluss gekommen, obwohl es bereits feststeht, dass der allgemeine italienische Angriff gescheitert ist. Über den Einsatz der Reserven sagt 5. Armee noch immer nichts; ich habe aber das Gefühl, dass sie die Italiener noch ganz vom Plateau wegputzen, vielleicht sogar hier und am Görzer Brückenkopf ihre Stellungen verbessern werden. Jedenfalls kann man von hier aus da nicht eingreifen. Dagegen wurde vorgedacht, uns wieder strategische Reserven bereitzustellen. Der diesbezügliche Befehl ist jedoch so gehalten, dass das Kommando der Südwestfront große Freiheit hat, namentlich bezüglich des Zeitpunktes seiner Verfügungen; es läßt sich ja auch noch nicht sagen, dass die Schlacht schon entschieden sei. („Sollte die Schlacht im Görzischen, wie die letzten Situationsmeldungen erwarten lassen, mit dem Siege unserer Waffen, das heißt mit dem vollen Gelingen der Abwehr des italienischen Angriffes, enden, so wären die Tiroler Regimenter wieder nach Tirol zurückzusenden und an den Hauptbahnen hinter der Schlachtfront stärkere Reserven, wenn möglich 3 ITD und die 14. G.Brig. zur Verfügung des AOK. bereitzustellen. „Hierunter, sagt der Befehl beiläufig weiter, könnte sich auch das VII.Korps befinden, wenn die Erholungsbefähigkeit seiner Truppe dies fordert.“ - Ich möchte dadurch einerseits einen allzugroßen Offensivdrang zügeln, andererseits für B - und für den Austausch des VII. Korps gegen ein anderes (ich denke an das III.) „gerüstet“ sein. -

6 Uhr Besuch Falkenhayns. Großer Wolkenbruch und Gewitter. Unser Chef begrüßt ihn: „Sie kommen in einem solchen Sauwetter, Exzellenz.“ Falkenhayn: „Wenn ich Sie besuchen will, ist mir kein Wetter zu schlecht.“ --- Es handelt sich um die Frage des Weichselüberganges. Natürlich siegt Falkenhayn wieder mit seiner Auffassung, dass die Weichsel unterhalb Iwangorod zu übersetzen sei. Abends soll der Befehl hinaus. Keine Verbindung wegen Wetter. Endlich kommt der Befehl an Armee. Diese hat wieder keine Verbindung mit den Korps, die schon auf dem Marsch sind. Heute nachts beginnt die Überschiffung, und man hofft, mit einem Befehl, den man um 10 Uhr abends gibt, bis früh noch in die Schwarmlinie durchdringen zu können! In einem Fall gewiß: Nämlich dann, wenn Falkenhayn schon dafür gesorgt hat, dass Woyrsch den Übergang aufwärts Iwangorod gar nicht angeht… -

Verzweifelte, süße Briefe von Mitzchen; die Arme ist in Wien und ich kann nicht fort von hier; oh wenn die Schlacht im Görzischen doch endlich aus wäre; wir armen jungen Leutchen brauchten „das“ schon. - Nachtinspektion obendrein!

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