Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
27.07.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
27.7.1915

Kommando der Südwestfront hat Oberstleutnant Salis an die Front geschickt. Meldung von früh sagt klar: Augenblick Ruhe. Abendmeldung bestätigt dies, nur mehr schweres Geschützfeuer. - Man kann noch nicht sagen, ob ein neuer Angriff folgen wird; ich glaube eher, nein. Zobernig mit dem ich wegen Verbreitung falscher Nachrichten (über Truppenbewegung nach Tirol) sprach, schätzt die Verluste der Italiener an Toten allein auf etwa 100.000. Abends zeigt mir General eine Zuschrift Falkenhayns, die den Entwurf einer Militärkonvention mit Bulgarien und die Grundgedanken zur militärischen Lösung der Balkanfrage enthält.

1)      Bulgarien soll nicht nur mit uns gegen Serbien vorgehen, sondern auch einen Druck auf Rumänien ausüben, um dieses entweder ebenfalls zum Anschluss an uns oder doch zur Gestattung des Transitverkehres ohne jede Beschränkung zu bringen.

2)      Verpflichtung, in etwa 4 - 6 Wochen mit 6 österreichische-ungarischen und deutschen Divisionen den Aufmarsch an Donau und Save beginnen.

3)      Bulgarien zu gleicher Zeit 6 Divisionen (wenigstens) an serbischer Grenze.

4)      Vorher Einfall starker Banden.

5)      Befehl Mackensens.  

Ich sage: Man müsse darauf restlos eingehen, schon weil es ganz undenkbar ist, dass wir einen Entscheidungskrieg gegen Italien fiihren, wenn die Deutschen dies nicht wollen. Metzger ist mit Chef auch zu diesem Ergebnis gekommen; man will nur den Vorbehalt machen, dass eine krisenhafte Wendung im italienischen Krieg Abänderungen notwendig machen könnte, ein Vorbehalt, der natürlich nicht für Bulgarien, sondern nur für Deutschland bestimmt ist. Der bulgarische Unterhändler soll demnächst nach Pless kommen. - Das passt gut daher: Nachmittag wieder Telefongespräch mit Mitzchen; kann der Armen aber leider noch immer kein sicheres Kommen in Aussicht stellen.

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