Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
17.10.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
17.10.1915

Fahrt nach Adelsberg; dort gegen Mittag an. Meldung bei Boroević. Sage auch ihm, es wäre gut, jetzt in den Meldungen besonders klar zum Ausdruck zu bringen, ob Wahrnehmungen über eine Winterruhe der Italiener vorliegen. Auch er sagt, davon könne keine Rede sein. Er spricht weiters über die großen Verluste in der Görzer Schlacht und meint, gut 1/3 dieser Verluste betrifft die Mannschaften, die als Reserve oder zur Bewältigung des Nachschubes nachrücken. Auch jetzt würden sich diese Verhältnisse - trotz der äußersten Anstrengungen, mit welchen an den Deckungen gearbeitet wird, wiederholen. – Pitreich scheint mehr der Auffassung zuzuneigen, dass kein allgemeiner Angriff bevorstehe, sondern nur eine Fortsetzung des Beschäftigungsgrades vorliege. Überall der Vorwurf, dass das AOK. die großen Verluste in der zweiten Görzer Schlacht beanstandet habe. - Boroević sprach auch davon, dass er in dem Falle, als sich Zeichen einer Einstellung der italienischen Offensive und des Überganges zur Winterruhe ergeben würden, sofort offensiv werden würde (ohne Rücksicht auf seine vorgesetzten Kommandos), um die Italiener aus dem Küstenland zu verjagen - Bei Tisch beim AK. nachher auch Gespräch mit Le Beau, der noch immer vom Wert der Befestigungen im Stein und von ihrer Durchführbarkeit nicht voll überzeugt ist und überdies darüber schimpft, dass man die Armee am Anfang nicht offensiv werden ließ. - Gegen 3 Uhr Hughes Gespräch mit Kless. - Sodann Abfahrt (über Opčina) nach Kostanjevica zum VII. Korps. Meldung bei Erzherzog Josef. Bei Ankunft gerade ein feindlicher Flieger über dem Ort. Starkes Feuer unserer Abwehrkanonen, Schrapnelladungen und Hülsen schwirren; alles in den Keller. Flieger fährt ab.

Bei Eisner Information über Lage und technische Einrichtungen; bekomme Behelfe mit. Erzherzog wünscht: Einheitliches Kommando auf dem Plateau und ja kein Wechsel der Truppe auf dem Plateau, da jede neue Truppe hier anfangs versagt. (Erzherzog sagt: So gerne er mit seinem Korps irgendwo offensiv werden würde.) Abends bei Nachtmahl neben Erzherzog, der außerordentlich nett und gesprächig ist. Ich soll morgen mit Hauptmann Schimanko dieselbe Tour machen, die unlängst der Erzherzog unternahm; Aufbruch etwa 4 Uhr früh: Die Sache ist natürlich ziemlich gefährlich. Abends Geplänkel, einzelne Kanonenschüsse, Leuchtpistolen, herrlicher Ausblick aufs Heer. Da empfinde ich wieder am tiefsten, welch ein Wahnsinn der ganze Krieg ist.

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