Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
31.10.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
31.10.1915

Die Sache mit dem Col di Lana, so unbedeutend sie vom strategischen Standpunkt ist, geht mir nicht aus dem Kopf. Ich habe den Eindruck, dass das Landesverteidigungskommando in Bozen schläft. Man hört von dort immer nur, dass sie sich langweilen. Dies bringt mich auf den Gedanken, sie ein wenig aufzurütteln. Daher ein Befehl an die Südwestfront, jenes Kommando zur Berichterstattung aufzufordern, welche Eindrücke es selbst und das XIV.Korpskommando „an Ort und Stelle“ gewonnen haben. Dieser Befehl ist wohl eine scharfe Mahnung; anders geht es aber bei uns nicht, - Die Mittagsmeldung klingt zwar ziemlich unbestimmt; es ist aber kennzeichnend, dass nun das Kommando der Südwestfront selbst von einem 1. und 2. Teil der Schlacht spricht, seinen Irrtum also eingesehen hat. Waren auch die Kämpfe gestern nicht mehr so allgemein und anscheinend auch nicht mehr so heftig, so muss doch mit der Fortdauer der Schlacht gerechnet werden, da die Italiener auch Ersatzmannschaften einstellten, immerhin noch erhebliche Reserven haben und anscheinend (nach der meist zutreffenden Auffassung des XV. Korps) auch die Kampfkraft der italienischen 2. Armee noch lange nicht verbraucht ist. Um die Mittagsstunde kommt ein Telegramm von der Südwestfront über die Friedensgerüchte, die in Wien zirkulieren sollen; es wird angeblich auf der Grundlage einer Abtretung von Görz und Trient verhandelt. Slamecka erledigt die Sache mit einem Gasdampf an die Militärkanzlei und das Ministerium des Äußern. Äußerlich gewiss sehr korrekt; ich hätte mir aber gedacht, dass man bloß dem Kommando der Südwestfront sagen sollte, „die vermutlich von Feinden der Monarchie ausgestreuten Gerüchte sind unwahr. Sollten sie an die Front gedrungen sein, so ist ihnen - wenn nötig durch allgemeinen Befehl - mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten.“ Während die Abendmeldung im Großen und Ganzen Ruhe meldete, lässt die Nachtmeldung, die um ½ 11 Uhr kommt, ersehen, dass es wieder ordentlich losgeht. Auch gegen den Plavaabschnitt, wo das VIII. Korps (Standort Prepotto) einzugreifen scheint. Der Abschnitt nördlich des M.S. Michele und der Sei Busi sind wieder heftigst angegriffen worden. Kein Zweifel, dass die Schlacht fortdauert. Abends stilisieren wir ein Communiqué für den Fall, als es notwendig werden sollte, morgen den Satz zu bringen, dass unser Heer die Haltlosigkeit jedes feindlichen Anspruches auf unser Grenzgebiet bewiesen hat.

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