Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
05.11.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
5.11.1915

Der gestrige Tag verlief auch im Görzischen ruhiger. Nachmittags allerdings stellenweise noch sehr heftiges Geschützfeuer, das namentlich beiderseits des M.S.Michele sehr empfindlich wurde. Natürlich ist noch nicht abzusehen, ob dies Schluss oder nur eine Pause ist. Ich vermute noch immer eher das Letztere. Für unsere Truppen ist ein ruhiger Tag aber schon ein ungeheurer Gewinn. - Nachmittags besuchte mich Lorx. Er erzählt einiges von der Reise des Erzherzogs. Mit Boroević, sagt er, sei der Höchste Herr zu freundlich gewesen; Boroević versteht es aber auch ganz ausgezeichnet, zu schmeicheln. Natürlich machte er auch dem Kommando der Südwestfront schon wegen des Reiseprogrammes Schwierigkeiten; dieses gelangte aber dann doch - trotz einiger gefährlicher Punkte - zur Durchführung. Bei Rohr fiel die ganz besondere Ordnung und Strammheit auf, die sich selbst auf die Russen erstreckte. Man glaubt dort, die Italiener werden es in den höheren Regionen nicht länger aushalten, da die Verhältnisse oben schon sehr schwierig sind. Nach Tirol will der Erzherzog, wie Lorx mir vertraulich mitteilte, in der jetzigen klimatischen Übergangszeit nicht fahren, wohl auf Abraten des Arztes. Ich benütze diese Bemerkung, um darauf zu sprechen zu kommen, dass es gut wäre, wenn sich der Chef einmal unten zeigen würde. Lorx meint, gewiss sollten er und „der andere“ auch an die Front fahren. Ich komme nun auf die Bedeutung solcher Besuche zu sprechen, da es einmal darauf ankommen kann, unten den Oberbefehl zu übernehmen. Schließlich erwähnt Lorx noch, er wisse aus bester Quelle, dass von einer Gebietsabtretung nie die Rede sein werde. Nötigenfalls werde man den Deutschen in dieser Frage entschieden entgegentreten. - Aus einem Gespräch mit Pflug ersehe ich, dass sich auch die Gegensätze in den materiellen Fragen immer mehr verschärfen; Falkenhayn soll „wie ein Jude“ vorgehen und uns vorn und hinten anschmieren wollen. - Abends sind Kless und Schitler in Pleß, bin daher allein, was ich zu ruhiger Erledigung meiner Korrespondenz ausnütze. - Die Abend und Nachtmeldung besagt, dass die. Ruhe im Allgemeinen andauert; nur im Abschnitt südlich des M.S.Martino finden nach wütende Nahkämpfe statt, bei denen die Italiener in einen kleinen Abschnitt eindrangen. -

Kageneck erzählt mir, dass morgen wichtige Besprechungen zwischen den beiden Chefs in Pleß und demnächst zwischen den beiden Ministerien des Äußeren stattfinden werden.

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