Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
24.11.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
24.11.1915

Früh erzählt mir Kless, der Inspektion hatte, Metzger hätte sich gestern nachts über die verschiedenen Menschen im Kriege geäußert. Anlass hiezu gab eine Meldung Böhm-Ermollis, die das Herausziehen von Kräften als unmöglich bezeichnet. Und da meinte Metzger, es gebe Leute, die nie genug haben und immer mit 50 % Sicherheit bauen wollen; das gehe aber in diesem Kriege nicht. Immerhin seien ihm solche lieber, als diejenigen, die nicht kalkulieren und dann verlieren. Er ließ deutlich durchblicken, dass er mich auch zur ersteren Sorte rechnet. Überhaupt habe ich oft. den Spott zu tragen, dass ich immer um Verstärkung Schreien komme. Conrad ärgert sich, wie seine Bemerkungen zeigen, beim Lesen der Resümees. Dies alles ist mir aber vollkommen gleichgültig. Ich schreie nie nach Kräften, wenn es nicht notwendig ist; und die Ereignisse haben mir noch immer Recht gegeben. Ich übernehme auch die volle Verantwortung für jedes Wort, das ich schreibe; deshalb getraue ich mich eben auch, meine Ansichten und Kalküls schriftlich niederzulegen. Bei uns sind aber Leute am Werk, die es nicht vertragen können, wenn irgendwo Sicherheit besteht; persönliche Momente sind maßgebend, dass man dem Südwesten einen reinen Erfolg nicht gönnt.

Falkenhayn ist also, wie ich höre, nach Orsova gefahren, um dort mit Enver zusammenzutreffen. Es handelt sich wohl um Maßnahmen gegen die angeblich von Russland geplante Expedition gegen Bulgarien, über die hier merkwürdig wenig gesprochen wird. - Abends höre ich, dass in Rudnik und Varna je eine deutsche Brigade ist. Der Wind weht also tatsächlich von dieser Seite.

Der heutige Tag verlief am Görzer Brückenkopf relativ ruhiger; das heißt es kam nur zu einem größeren Infanterieangriff bei Oslavija. Hier griffen 4 Baone. an; sie wurden abgeschlagen, 2 Kompagnien gefangen genommen. Hinter den Raum von Görz werden nun alle verfügbaren Kräfte gestellt: 6 Baone. aus Kärnten und Tirol, dann die heranrollende 9. Infanterie Brigade, die bei Cernizza versammelt wird. Beiderseits des M.S.M. wurde wieder wüst gekämpft. Im Großen und Ganzen, soweit sich übersehen lässt, alle Angriffe abgewiesen. - Aus einer uns vorgelegten Skizze mit den jetzigen Stellungen im Abschnitt des VII. Korps geht hervor, dass wir nur sehr wenig seit Beginn der 3. Schlacht verloren haben; am meisten noch bei S. Martino, circa 4 – 500 Schritt. Die vorspringenden Teile unserer Front sind jetzt „ausgebügelt“.

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