Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
02.12.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
2.12.1915

Während gestern noch heftige Angriffe auf den Tolmeiner Brückenkopf, die Bergstellungen nördlich davon und ein Durchbruchsversuch bei Oslavija stattfanden, verlief der heutige Tag, wenigstens bis in die ersten Nachmittagsstunden, an der ganzen Isonzofront ziemlich ruhig. Nur gegen den Nordteil des Doberdòplateaus einige missglückte Unternehmungen. Trotzdem ist aus manchen Nachrichten zu schließen, dass die Italiener den Angriff noch vor Schluss der gestern begonnenen, am 20. endenden Kammersession erneuern werden. Ein Kundschafterbericht des Militärattachés in Bern sagt, in italienischen Deputiertenkreisen sei die Rede, dass die Regierung auf Cadorna einen Druck ausübe, er möge Görz noch vor dem 20. erobern, um die Position der Regierung zu festigen. Ein Klarbericht vom 26.11. sagt, Giolitti habe sich verpflichtet, nicht nach Rom zu kommen und seine Freunde vor Angriffen auf die Regierung abzuhalten, wogegen sich Salandra seinerseits verpflichtet habe, die Kriegserklärung an Deutschland nicht vorzunehmen, die Angriffe der Kriegspartei auf Giolittianer im Zensurwege zu inhibieren und zu mildern und in Bezug auf die Balkanfrage die bisherige Politik der Regierung und Cadornas weiter zu verfolgen. - Abends die ersten Nachrichten über die Kammereröffnung und spezielle über die Mitteilung Sonninos, dass Italien den Londoner Vertrag unterzeichnet habe.

Interessant ist die Gruppierung am Balkan: Während unsere Kräfte gegen Montenegro gruppiert sind, wird je eine Gruppe von 5 Divisionen in Mittelserbien und an der Donau bei Belgrad-Ram gesammelt. Die Gruppe in Mittelserbien (101, 103, 105; Alpen-Korps; unsere 57.)dürfte gegen die Entente gehen. Die andere Gruppe (25.R, 11.b, 107, 43, 44) schauen gegen Russland. Von den Bulgaren stehen 4 Divisionen im Raum Priština - Prizren-Skoplje, 4 gegen die Entente Truppe bei Krivolak eine ist aus Bulgarien im Anmarsch dahin. - Ich schätze, dass es in 3 Wochen, also um Weihnachten bei Saloniki zum Klappen kommen könnte, falls die Entente nicht abfährt, was aber ihr Ende auf dem Balkan bedeuten würde.

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