Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
20.12.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
20.12.1915

11 Uhr vorm. - Wie ich höre, hat Falkenhayn schon beide Schreiben Conrads (jenes über die Balkanoperationen und das von mir überbrachte wegen des I-Krieges) beantwortet. Er sagte in der Antwort, dass durch diese beiden Schreiben eine Reihe bedeutender Fragen aufgerollt worden seien, die er allerdings zum Teil schon beantwortet zu haben glaube, von deren Klärung im schriftlichen Weg er sich aber keinen Erfolg verspreche. Daher lade er Conrad für den 21. nach Berlin, oder für die Zeit nach dem 31. nach Pleß ein. Conrad bat, die Besprechung für die Zeit nach dem 31 verschieben zu. dürfen.

Mittags teilte mir Kless sogleich mit, dass sich ein russischer Angriff gegen die 7. Armee vorbereite und die I-Front daher eine Brigade abgeben müsse; eine weitere Brigade, und zwar die 14. G.Brig. werde demnächst in die Bocche abgehen müssen. Nach Besprechung mit General, der auf der Beistellung einer guten Gebirgsbrigade (und zwar der in die Bocche gehörigen 14,) beharrt, fertige ich den Befehl aus zum Abtransport der 9. I.Brig. zur 7. Armee und zur Bereithaltung der 14.G.Brig., „falls kein größerer italienischer Angriff erfolgt“, an die Bahn zur Verfügung des AOK. Abends oben „Gewitterstimmung“, wie ich höre. Auch über die Ursache mutmaßt man so manches. Ich bleibe beim Dienstlichen. Falkenhayn hat nur sehr energisch die ihm schon längst versprochenen 2 Divisionen gefordert, für welche er 2 für den Balkan hergeben musste und die nun 2 deutsche Divisionen in der Polesie ablösen sollen. Man will sie ihm aber für diesen Zweck nicht geben, wäre jedoch bereit, sie zur Ablösung deutscher Kräfte der Südarmee beizustellen, was aber Falkenhayn nicht will, vielleicht weil er eine Stütze in Galizien für notwendig hält. Weiters scheint er (all dies nur dem Hörensagen nach) mit der Operation gegen Montenegro nicht einverstanden zu sein.

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