Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
30.12.1915
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
30.12.1915

Unten wieder nichts von Belang. - Cadorna ließ durch das Rote Kreuz anfragen, ob nicht nach jedem Kampf ein Waffenstillstand zur Besorgung der Verwundeten und Beerdigung der Toten vereinbart werden könnte. Gebe dies zwar an das Kommando der Südwestfront zur Stellungnahme, bemerke aber dazu, dass das AOK dafür hält, solche Vereinbarungen nutzen dem Feind mehr als den eigenen Truppen. Übrigens betreiben die Italiener in der letzten Zeit eine auffallend heftige Propaganda wegen angeblicher Verletzungen der Genfer Flagge durch unsere Truppen. - Mittags erzählt mir Wiesner gelegentlich der Besprechung des heute in den Zeitungen erschienenen Schweizer Friedensvorschlages, der Papst dürfte im Besitz von Vorschlägen beider kriegführender Gruppen sein. - Nachmittags spreche ich Kageneck, der von Berlin zurückkam. Er erzählt mir, dass seine Angaben über die italienischen Verluste und über einen Separatfriedensantrag Cadornas aus einem Briefe dieses Generales an dessen Nichte stammen und unbedingt verlässlich seien. Kageneck hat auch mit Hohenlohe gesprochen; dieser sei der Ansicht, dass nun Italien gefasst werden müsse. Auch Kageneck wäre dies sehr sympathisch; er fürchtet aber (ohne, wie er sagt, Falkenhayn nachzubeten), dass gegen Montenegro zu starke Kräfte aufgeboten seien und dass auch die Ereignisse bei Saloniki es verhindern würden, dass ausreichende deutsche Kräfte frei werden. - Abends erzählt mir Exzellenz Höfer, er habe soeben von Höhne erfahren, dass in Berlin Weiberkrawalle stattfanden. - Es sei geschossen, die Fenster des Königlichen Schlosses seien zerschlagen worden. Mir kommt die Sache nicht sehr wahrscheinlich vor.- Abendmeldung Italien: Wieder nichts von Bedeutung. 2 Angriffe von 2 Alpini Bataillonen, östlich Torbole wurden, teilweise im Handgemenge, abgewiesen.

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