Auf den Spuren der Wahrheit

Tagebucheintrag vom
13.01.1916
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Kaiser
Tagebucheintrag von
Karl Schneller
Erklärung
13.1.1916

In einem heutigen Telegramm kommt Falkenhayn erneuert auf die Idee einer Offensive Linsingens zurück, gibt aber diese Idee nach einigen „Verwahrungen“) auf, „wenn EE kein Vertrauen dazu haben“. Auch Linsingen wurde bereits von der hiesigen Auffassung verständigt, die darin gipfelt, dass nach den Erfahrungen des jetzigen Krieges die Kräfte für eine derartige Offensive nicht ausreichend wären; weiters wird die Ungunst der Jahreszeit und die Notwendigkeit äußersten Sparens mit unseren Kräften hervorgehoben. An der russischen Front ist noch keineswegs Ruhe eingetreten. Leider fehlt mir jetzt jeder tiefere Einblick in diese Verhältnisse ebenso wie in jene der B-Front. - Zu Neujahr ließen wir uns die Detailsituationen der Südwestfront von einem beliebigen Tag (die Südwestfront wählte den 24.12.) kommen, um für alle Fragen, die namentlich im Falle der Vorbereitung größerer Aktionen auftauchen könnten, gewappnet zu sein. Ich will diese Situation hier in ihrer Hauptcharakteristik festhalten, um für die Zukunft einen Erinnerungsbehelf zu haben. Natürlich nur nach und nach. Diese Vormerkungen trenne ich von den anderen durch Doppelstriche.

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A) Tirol:

Subrayon I, Obst.Abendorf IBrig. 53 (Prad).

(1/2 + 1 - 1/4 - 1). - Beobachtung bei Taufers. - Im Stilfser Joch Gebiet M.Scorluzzo in unserem Besitz. Ebenso das Joch, der Eben Ferner und die G.Naglerspitze. Reserve: Trafoi. - Gruppe Sulden: Nester weit vorgeschoben ins Ortler Gebiet, Gruppe Mortellthal (2 Kp) Schrotterhorn - P.Cevedale kein Nest in der Vedretta di Celteh.

In diesem Subrayon hat der Italiener nirgends die Grenze überschritten.

 

II GM. Eckhardt (Fucine (3 ½ + 1 - 1/4 - 2) Zufall Sp. Tresanella. In diesem Abschnitt haben die Italiener größtenteils die Grenzgipfel in Besitz. Beiderseits des Noce stehen unsere Truppen in der Höhe der Nga Paludei, im Montozzo Gebiet nahe der Grenze. Die Tonale Gruppe hat Feldwachen weit gegen den Tonale Paß vorgeschoben. Weiter südlich die Paradiso P. Gruppe steht gleichfalls größtenteils im Grenzraum.

 

III. G.d.I. Tschurtschenthaler 18 + 10 ½ - 0 - 19 ¼ (Trient).

Grenzabschnitt 3 Obst. Spiegel, Stab HB 50, Breguzzo). Ein Lst.Baon. sichert von der Presanella bis zum Corno vecchio (s. C.d.Valbona). Weiters verläuft unsere Hauptstellung über den Doss dei Morti - Corno - Carriola - M.Nozzolo - Cadria - Gaverdina. Feldwachen noch ins Daone Tal vorgeschoben. Die Italiener sind beim Nozzolo sehr nahe, im Daone Abschnitt naturgemäß weiter ab von unseren Stellungen. Sehr viele feindliche Batterien. In Storo 6. Division.

 

Grenzabschnitt 4 Riva. GM. Schiesser (Arco) schließt südöstlich der Gaverdina an. Eigene Stellung Bca di Saval – M. Pari - Ca.d Ora - Rochetta, - Riva - Creina - ö.Biaena. Vorstellung südlich Torbole - Campoletto - Pannone. Italiener haben auch hier nördlich des Ledro festen Fuß gefaßt und vor einiger Zeit ziemlich gedrückt. Der Abschnitt hat, ebenso wie der vorhergehende 1 Baon. Reserve. (GA 3 eigentlich 2 Baone., davon aber eines bei Lardaro, also recht nahe an der Kampffront).

 

Grenzabschnitt 5 Plateaux Division 8 Fmlt.Fabini, (Calliano).

Subabschnitt Rovereto Brigade 181 GM.v.Georgi (Nomi bei Calliano) Höhen nördlich Mori - Rovereto - s.Marsilli - M.Ghello - Finocchio bis westlich Serrada (Ort).

Subabschnitt Folgaria Brigade 180 Fml. v. Verdross.

Serrada Werk Mga di Coe - Durer - Mga 2°posto Nosellari - Dazei. Dieser Subabschnitt ist verhältnismäßig stark besetzt. (5 Lst.Baone., zahlreiche Standschützen).

Subabschnitt Lavarone Obst. Ellison (M.Rover). Wirkliche Linie Gschwent - Lusern - Verle - Vezzena. Auch dieser Abschnitt ist stark besetzt und reicher mit Artillerie dotićrt.

 

Grenzabschnitt 6 (Sugana)  Brigade H 52.

Obst.v. Kreschl (Pergine). Südlich des Caldonazzo Sees beiderseits der Centa Schlucht (Somme), dann Tenna - Colle delle bene - Panarotta - Frawert - Schrumspitze - Kreuzspitze, mit mehreren vorgeschobenen Posten. Hier sind die Italiener noch weitab. (In der Höhe von Roncegno - Cima Cista – Setole.

 

13.1.1916 Fortsetzung

1015 abends trifft Nachricht ein, dass in Cetinje ein Detachement eingerückt ist. Bevölkerung ruhig. Montenegrinische Truppen im Abziehen. Nachts kommt das Friedensangebot König Nikitas: Er telegrafiert direkt an unseren Kaiser. Und zwar in den flehentlichsten Ausdrücken. Immer habe er Sympathien gehabt und immer Wohlwollen bei der Monarchie gefunden; so hofft er auch jetzt auf milde Bedingungen. Gleichzeitig schlägt er das Zusammentreten der Unterhändler vor. Ein Telegramm der montenegrinischen Regierung an unsere gibt die von Montenegro erwünschten Friedensbedingungen bekannt. - Über die montenegrinische Aktion erfahre ich, dass vorerst nicht über Cetinje weitergegangen werden soll, solange der Nachschub nicht weitergeht; mit 20 km ist nämlich das Maximum erreicht. Dagegen scheint beabsichtigt zu sein, längs der Küste über Scutari hinaus vorzurücken; vermutlich bis Alessio. - Der Kaiser beauftragte das AOK an seiner Forderung bezüglich der bedingungslosen Unterwerfung der Montenegriner festzuhalten. Zu den Verhandlungen wurde bereits ein Militärdelegierter bestimmt; wer konnte ich bis zur Stunde (5 Uhr nm.) noch nicht erfahren.

Der Deutsche Kaiser geht tatsächlich nach dem Orient; zu seinem Empfang in Belgrad werden bereits Vorbereitungen getroffen.

Auf dem russischen Kriegsschauplatz setzen die Angriffe bei Toporoutz-Rarancze mit neuer Wucht ein. Unsere ½ 32.ITD wurde zur Südarmee südwärts verschoben. Bisher alle Angriffe blutig abgeschlagen.

Am I-Schauplatz nichts Neues. Gestern erschien Flieger über dem Raum von Triest. - In Tirol große Kälte, Schneestürme; vor März ist jetzt nichts zu machen. - Abends: I.nichts Neues. In Tirol geringe Gefechtstätigkeit wegen Schneestürmen; in Kärnten Beschießung von Hensel, Uggowitz, Wolfsbach; im Küstenland: Vertreibung. des Feindes aus einer Deckung bei Flitsch, rege Fliegertätigkeit.

Die Antwort unseres Kaisers an den König von Montenegro ist sehr kühl; etwa: „Es gereicht mir zur Genugtuung, dass Sie die Erfolglosigkeit weiteren Widerstandes einsehen. Die Bedingungen hat das AOK. bereits bekanntgegeben. Auf Note der Regierung E.M..an meine Regierung wird diese antworten.“ - Diese Antwort lautet: „Da die Königlich Montenegrinische Regierung die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes einsieht und ihre Bereitwilligkeit erklärt hat, dem Blutvergießen Einhalt zu tun, wird die k.u.k. Regierung, sobald die seitens der k.u.k. Armeemacht gestellten Bedingungen erfüllt und sohin die Feindseligkeiten eingestellt sein werden, die von der Königlich Montenegrinischen Regierung erbetenen Delegierten unverzüglich entsenden, damit dieselben in Cetinje mit den Delegierten der Regierung Montenegros zusammentreten. Burián.“

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